„es ist herbts / auf dem feld / DIE KÜRBEN“
Clemens J. Setz

„es ist herbts / auf dem feld / DIE KÜRBEN“
Clemens J. Setz
Viele verlieren mit ihrem Tod eine gute Freundin. Mit 71 Jahren musste sie sich am Donnerstag, den 18. September, ihrer Krebserkrankung beugen.
Beruflich bezeichnete sie sich selbst als „Lebensbegleiterin“. Ihr psychotherapeutischer Rat war gefragt. Nahezu bis zuletzt nutzte sie ihr Know-how um anderen Menschen zu helfen.
Sie liebte es zu tanzen, spielte Akkordeon und sang dazu selbstgeschriebene Lieder. Drei Gedichtbände brachte sie heraus. Gerne hätte sie noch ein paar Jahre gelebt.
„Die Wanderschnecke“ war ihr Lied 2009 auf der „Odernheimer Schaubühne“
Die Trauerweide
Ein vielfach besungener Baum („the weeping willow“), der
seit Mitte des 18. Jahrhunderts auch in Europa anzutreffen ist. Durch ihre
hängenden Zweige bildet sie ausladende Kronen, die eine harmonische rundliche Form
ausprägen. Sie versetzt so manchen in eine friedliche, melancholische Stimmung und
bietet gleichzeitig Trost unter ihrem Blätterdach. Kinder wissen sie als Kletterbaum
zu schätzen.
Im Ortsgebiet von Odernheim konnte ich gerade mal zwei Exemplare ausfindig machen.
Ursprünglich war die Trauerweide für unsere Klimazone nicht winterfest genug und konnte erst durch Kreuzung mit der Silberweide den klimatischen Anforderungen gerecht werden.
Von Napoleon wird erzählt, dass er auf Elba einen Lieblingsplatz unter einer Trauerweide hatte und dort auch begraben werden wollte.
Die Trauerweide liebt durchfeuchtete Böden und steht häufig an Flussufern oder an einem Teich. Dass Trauerweiden Blitze anziehen, konnte wissenschaftlich nicht untermauert werden.
(Quelle: „Bäume“, Kosmos Naturführer, 2. Auflage 2003)
Ulrike Hermann, Journalistin für Wirtschaft bei der TAZ hat einen Bestseller geschrieben. Auch wenn ihre ersten Kapitel zum Thema „Englische Kriegswirtschaft“ zumindest sehr umstritten sind, so ist der 2. Teil des Buchs klar recherchiert und räumt auf mit der Illusion, dass eine grüne Wirtschaft zum Wohle von Natur und Mensch wachsen könnte. Klug durchgerechnet kommt Ulrike Hermann zu dem Fazit, dass wir weg müssen vom konsumgesteuerten Wachstum, auch um den Menschen nach uns eine lebenswerte Welt zu hinterlassen.
Doch ob ihre Idee des sinnvollen Wirtschaftens praktisch realisierbar ist, bleibt fraglich. Immerhin ist es eine Idee.
Wie der herrschende Kapitalismus u.a. sein Zerstörungswerk fortsetzt, zeigen zwei aktuelle Beispiele:
UN-Konferenz zur Vermeidung von Plastik.
Es gehört nicht viel Fantasie dazu, dass wir am Mikroplastik früher oder später zu Grunde gehen werden. Über die Nahrungsaufnahme und Inhalation werden unsere Körper so stark befallen, dass massive gesundheitliche Probleme die Folgen (sind) sein werden. Mikroplastik wurde bereits in menschlichen Gehirnen und in der Leber nachgewiesen. Jedem auf diesem Kongress müssten die Folgen seines ♂♀ Abstimmungsverhaltens klar gewesen sein.
Trotzdem scheitert der Kongress an seinem Ziel – Plastik einzudämmen – kläglich. Die Erdölstaaten legen bei der Abstimmung ihr Veto ein. Oel ist der Rohstoff für die Plastikproduktion und sie sind nicht bereit wirtschaftliche Einbußen hinzunehmen.
Beispiel zwei: Ich lese in der Zeitung, fast schon als Vorwurf, dass manche Schulen noch keine Klimaanlagen hätten. Die Hersteller solcher Anlagen sehen blühende Geschäfte dank Hitzetagen. Dass Klimaanlagen zusätzlich Wärme nach außen abgeben, viel Energie verbrauchen und problematische Kältemittel eingesetzt werden, kommt in dem Artikel nicht vor. Geschäft hat im Kapitalismus Vorrang, auch wider alle Vernunft.
Das beste Heilmittel gegen Sorgen ist Unterhaltung.
Zum Beispiel : LYRIK
Regenvogel
singt im Sommerfeld.
Weit sei der Abend.
Wie ein Spielplatz nach einem Gewitterregen …
Die Rutschbahn leer,
ausgestorben der Sandkasten,
kein krakeelendes Kind mehr,
die Schaukeln hängen reglos,
die Bank (für die strickenden Mütter) *
steht nur da,
von großen Regentropfen bedeckt.
Und überall
hat sich der heiße Sand abgekühlt,
ist von einer feuchten Schicht überzogen.
Der Platz wartet,
dass ihn Fröhlichkeit und Streit
wiedererwecken.
… so fühl ich mich,
nach meinen Ferien mit Astrid, Sabine, Michael …
Mit einem kleinen Sprung
haben sie meine Schaukeln verlassen,
die jetzt noch ein wenig nachschwingen,
aber schon schmerzlich vermissen
und wieder warten müsssen.
* gibt es die noch? Anm. d. Red.
doch die Vorzüge sehen die meisten nicht:
In den meisten Fällen gibt es für jeden einen Sitzplatz.
Auf Knopfdruck öffnen sich Türen automatisch.
Es gibt Aufzüge für Leute mit Kinderwagen oder Fahrrad.
Man kann mit den verschiedensten Menschen in Kontakt kommen.
Man kann sich ungestört seinem Smartphone hingeben.
Man lernt sich zu gedulden.
Die Fahrkarten-Kontrolleure♂♀ sind nett.
Man kann die Landschaft an sich vorüber ziehen lassen und seinen Träumen nachhängen.
Nicht zuletzt bringt die DB Menschen in Bewegung, die man selten so in Aktion gesehen hat.
… ist ein erstaunliches Gewächs.
Bei konventionellen Gärtnern ist sie eher als Unkraut verschrien. Tarzan jedoch, würde sich über eine weitere Verbreitung freuen. Ist die Waldrebe doch die einzige Pflanze in unseren Breiten, die befähigt ist Lianen zu bilden.
„Jane ! Greif die Liane !“
Außerdem besticht sie durch eine elegante Schönheit in allen Phasen ihres alljährlichen Wachstums. Dieses Wachstum ist jedoch bombastisch. Wenn man den Riegeler Pfad in Odernheim hoch wandert, stößt man irgendwann auf ein breiteres Plateau, wo sich eine wild bewachsene Schlucht auftut. Hier hat möglicherweise der Verhüllungskünstler Christo Anregungen für sein künstlerisches Schaffen (vor 30 Jahren verpackte er den Berliner Reichstag) bekommen.
Die Waldrebe wuchert hier ungezähmt. Sie berankt überwurfartig jegliche Bäume, die in der Nähe stehen. Mit ihrer Fähigkeit bis zu 30 Metern in die Höhe zu wachsen, ist sie in der Lage, der Dürre zum Opfer gefallene Bäume neu zu belauben. Außerdem sorgt Sie mit ihrem Wurzelwerk für Befestigung und Stabilisierung des Untergrunds. Ihre Blüten sind beliebt bei vielen Insekten.
Zivilisation ist gemeinhin ein positiv besetzter Begriff. Als zivilisiert gelten Menschen, die gebildet sind und sich gesittet benehmen. Das Gegenteil davon wäre wild, ungezügelt, chaotisch. Zivile Preise sind erschwinglich. Ein Zivilist ist einer, der keine Uniform trägt und nicht dem Militär angehört. Darüber hinaus gibt es allerdings den Begriff der Zivilisationskrankheiten. Krankheiten, die „durch die mit der Zivilisation verbundene Lebensweise hervorgerufen“ werden.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Zivilisationskrankheit
Als Ursache der unten angeführten Zivilisationskrankheiten gilt ein Zusammenspiel aus genetischer Veranlagung, Lebensstil und Umweltbedingungen.
Risikofaktoren sind:
Herz-Kreislauferkrankungen und Krebs stehen seit Jahren an vorderster Stelle der Todesursachen und wären im Grunde so einfach einzudämmen. (z.B. jeden 2. Tag eine halbe Stunde Dauerlauf, weniger zuckerhaltige Nahrungsmittel, Reduzierung des Fleischkonsums ). Wie die guten Vorsätze zu Beginn eines neuen Jahres, sind Verhaltensänderungen allerdings sehr schwer umzusetzen. Nur zu leicht fällt man zurück in gewohnte Verhaltensweisen.
Was ist gewonnen durch all die technischen Neuentwicklungen, wenn beispielsweise Kinder durch den Handygebrauch und Erwachsene durch PC-Arbeit in jungen Jahren kurzsichtig werden? Kurzsichtigkeit bei Kindern nimmt kontinuierlich zu, weil sie immer weniger Zeit draußen verbringen.
Quelle: https://taz.de/Augenarzt-ueber-Kurzsichtigkeit/!6058284&s=kurzsichtigkeit/.
Sind es die Rückenschmerzen wert, täglich Stunden im Auto zu sitzen? Statt die eigentlichen Ursachen anzugehen, sucht man einen Arzt♀♂ auf und lässt sich Pillen verschreiben. Trotz Nebenwirkungen werden diese bereitwilliger geschluckt, als dass man das krankmachende Verhalten ändert.
Sinnbildlich dazu erzählen uns – allabendlich, kurz vor der Tagesschau – sympathische Menschen von ihren Blähungen und Darmproblemen. Unter anderem ein etwas beleibter Mann, Typ Teddybär. Seine Frau sagt ihm, seine Probleme kämen vom deftigen Essen. Dann aber hat ein Apotheker ihm Kijimea empfohlen. Sein Problem ist damit „Wie weg“ und scheint gelöst. Er braucht sich keine weiteren Gedanken über Änderung seines Essverhaltens mehr machen. So die Schlussfolgerung, die in der Werbung nahe gelegt wird.
Sind die vermeintlichen Segnungen der Zivilisation nicht eigentlich Rückschritte?
Im Verlauf von vergangenem Herbst und Winter nahm ich mir immer vor, die kräftigen, verholzten Stauden der Nachtkerze zu entfernen.
Irgendetwas hielt mich davon ab. Vergangene Woche sah ich dann beim Blick aus dem Küchenfenster, dass meine Zurückhaltung Sinn ergab. Mehrere Stieglitze (Distelfinken) pickten aus vertrockneten Blütenkelchen noch nahrhafte Samen heraus.
Aufräumen -vor allem im Garten- ist aus Sicht der Vögel und Insekten nicht immer sinnvoll.
Nicht weit vom Hildegard- Pilgerweg wurde am Karfreitag eine Steinskulptur enthüllt. Das Motiv: Ein Schwarzspecht. Der Steinmetz und Künstler Jochen Barth aus Simmertal (erlernte den Beruf u.a. bei Charly May) hat es geschafft, den großen Vogel lebensecht aus dem Stein heraus zu meißeln. Selbst die Wachheit und Agilität des Vogels wurden eingefangen.
Bei der Enthüllung waren -trotz ungemütlicher Temperaturen- immerhin zehn Leute zugegen und würdigten das Kunstwerk mit dem Lied: „Alle Vögel sind schon da“. Benno Gennies, der Auftraggeber, sieht in der Skulptur auch eine Art Mahnmal. Es soll bewusst machen, dass wir der Natur mehr Raum überlassen müssen. Vor allem Wälder sind einem zunehmendem Nutzungsdruck ausgesetzt: Wandersteige, Waldbaden, Windräder (6 Rotoren am Heddarter Hof warten auf Genehmigung), Friedwälder und Ruheforste, Jagd, Flow-Trails, Pump-Tracks und andere Sportevents sorgen für Lärm und Störung der Waldbewohner. Immense Ressourcen werden durch traditionelle Forstwirtschaft zerstört.
Aus diesem Grund ist der Standort der neuen Skulptur nicht näher benannt. Nur wer zufällig auf sie trifft, darf sich im Stillen an dem Fund – mitsamt der dortigen Umgebung – erfreuen.