Sterben und Tod

Vergangene Woche war Volkstrauertag und heute ist Totensonntag. Also genügend Anlass mal über den Tod und das Sterben nachzudenken. Den Volkstrauertag gibt es seit 1925. Er war in erster Linie den Gefallenen im 1. Weltkrieg gewidmet. Die Nazis machten zwischenzeitlich einen „Helden“-Gedenktag davon. Jetzt wird allen den Krieg zum Opfer Gefallenen gedacht. Der Totensonntag ist eher ein evangelischer Feiertag, den der Preußenkönig Friedrich Wilhelm III. 1816 als „allgemeines Kirchenfest zur Erinnerung an die Verstorbenen“ einführte. Anlass dafür könnten die Befreiungskriege mit zahllosen Opfern gegen die Truppen Napoleons gewesen sein. (Quelle:  https://de.wikipedia.org/wiki/Totensonntag)

Das Gedenken an Verstorbene macht Sinn. Waren bzw. sind sie doch -in welcher Form auch immer- Teil unseres Lebens. Unabhängig davon, ob sie uns sympathisch, zugeneigt, unbequem oder unausstehlich waren. Sie haben unser Dasein geprägt und verdienen es, in der Rückschau auf unser Leben wahrgenommen zu werden. Nach meinem Verständnis erfüllt sich auf diese Weise auch ein Weiterleben nach dem Tod. Jede Beerdigung eines nahestehenden Menschen gibt uns Anlass über ihn, aber auch über die Begrenztheit des eigenen Lebens nachzudenken und unsere Einstellungen neu zu justieren. Was ist uns wirklich wichtig?

Schöne Idee: Ein Bauzaun vor dem Kreuznacher Bahnhof kann interaktiv mitgestaltet werden.

Krimis haben ja schon seit längerem Hochkonjunktur, sei es als Buch oder in Form von Spielfilmen. Auf allen TV-Programmen dreht es sich um Serienmörder, Berufskiller, Würger und Präzisionsschützen, Racheengel, Beziehungstäter, skrupellose Geheimagenten u.v.m. Keine Gegend ist sich dabei zu schade, Eigenwerbung durch Krimis zu betreiben  (Usedom-Krimi, Die Toten vom Bodensee, Tatort aus allen Bundesländern usw.) Dazu gesellen sich Thriller, Action- und Kriminalfilme, Aktenzeichen XY ungelöst u.ä.m. Gefühlt nimmt diese Sparte ein Drittel des Fernseh-Abendprogramms ein. Ihren Reiz scheint sie daraus zu ziehen, dass es kurz gesagt um Mord und Totschlag geht. Die Frage: „Wo waren sie gestern um 19.30 Uhr?“ könnte so etwas wie die Essenz der ungezählten Folgen sein. Und das alles läuft nach der Tagesschau, die keine Katastrophe, keinen Krieg, keinen Anschlag auslässt und präzise die Anzahl der Todesopfer bereit hält, auch wenn es sich um einen Bus handelt, der in einer chinesischen Bergprovinz aus der Kurve geraten ist. Um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, reiht sich zurzeit die Corona-Berichterstattung nahtlos ein. Bei all diesen Nachrichten und Unterhaltungssendungen aus dem Bereich der Todeszone sitzen wir im Sessel oder auf der Couch, erschauern und geben uns gleichzeitig einer unterschwelligen Freude darüber hin, dass es uns vergleichsweise gut geht. Brauchen wir die Geschichten als Kontrapunkt, um uns unseres Lebens zu vergewissern? Oder hat das Ganze etwas Pathologisches? Sind wir nicht mehr in der Lage die feinen Facetten des Lebens als Motor für unsere Lebendigkeit wahrzunehmen und zu spüren?

Eine Antwort auf „“

  1. Also irgendwie hängt einem der Tod wie das Schwert des Damokles ständig über dem Kopf. Das hat wahrscheinlich damit zu tun, dass man, wenn man denn ewig leben würde, immer denken würde ‚das verschiebe ich mal auf morgen‘. Da würde also gar nichts mehr passieren. Ohne Druck geht sowieso nicht viel, ob man sich selber unter Druck setzt, ob der Chef das macht, egal, unter Druck ist man halt konzentrierter, und leistet man mehr.

    Aktenzeichen XY…ungelöst, mit Eduard Zimmermann, an den sich natürlich niemand mehr erinnern kann, das war tatsächlich immer faszinierend, aber es ging da ja hauptsächlich darum, die Verbrecher zu fassen. Deswegen sind Krimis wahrscheinlich auch so populär: die Panzerkacker müssen hinter Gitter !

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