„Wir werden alle sterben.“

Ein Satz, der uns im ersten Augenblick vielleicht einen kleinen Schock versetzt. Ein Satz, der einem spannenden Katastrophenfilm entnommen sein könnte. Ein Satz, dem möglicherweise die Vorahnung apokalyptischer Folgen der Klimakatastrophe zugrunde liegt. Dabei ist es nur ein Satz, der lapidar eine unumstößliche Wahrheit benennt. Und es tut dabei nichts zur Sache, ob Krebs, Herzinfarkt, Mord oder Krieg, Flugzeugabsturz oder Liebeskummer unser Ende besiegelt.

Da wir alle mehr oder weniger am Leben hängen, auch am Leben unserer Nächsten, ist jedes Dahinscheiden mit Verlust und Trauer verbunden, egal wie der Tod zustande kommt. Auch wenn er sich ankündigt, fällt es uns schwer ihn zu realisieren. Trotzdem ist es gut nicht zu wissen was uns nach dem Tod erwartet. Gewissheit wäre in diesem Zusammenhang eine Katastrophe. Einen gewissen Trost scheinen Sinnsprüche, Lyrik und Poesie spenden zu können, die wir in Todesanzeigen lesen können.

Welchen Aphorismus würdest du dir zu deiner Beisetzung wünschen?

Ein paar Beispiele:

Leben aber muss man das ganze Leben hindurch lernen, und worüber du dich vielleicht noch mehr wundern wirst: Auch sterben muss man das ganze Leben lernen.                                                                             Seneca

Eine Stimme, die uns vertraut war, schweigt.
Ein Mensch, der immer für uns da war, ist nicht mehr.
Er fehlt uns.
Was bleibt, sind dankbare Erinnerungen,
die uns niemand nehmen kann.    AutorIn unbekannt

Es sind die Lebenden,
die den Toten die Augen schließen.
Es sind die Toten,
die den Lebenden die Augen öffnen.                      Slawisches Sprichwort

Mein Favorit wäre dieser Haiku:

Ein jeder steht allein auf dem Herzen der Erde, getroffen von einem Sonnenstrahl. Und schon ist es Abend.                                                   Salvatore Quasimodo

Um die Thematik zu vertiefen noch zwei Links:

Warum gerade ich

„Gar lustig ist die Jägerei, …“

Eine Polemik > Schluss mit lustig

"Der Struwwelpeter" von Heinrich Hoffmann
Aus „Der Struwwelpeter“ von Heinrich Hoffmann

Die Grünröcke und ihr Wirken haben Tradition. Die herrschenden Strukturen bestehen z.T. schon seit Jahrhunderten. In Zeiten, als der Adel noch zur Diplomatenjagd lud und „Halalis“ durchs Horn schmetterte, waren Begriffe wie Naturschutz oder Tierwohl noch unbekannt.  An diesen vergangenen Zeiten aber, hängt der Jäger.   „… er schießt das Wild daher, gleich wie es ihm gefällt“, klingt es noch aus der Vergangenheit nach. Fast schon verzweifelt kämpft die Jägerschaft u.a. um den Erhalt der Trophäenjagd – mit oder ohne Schrotkugeln – und will nicht von der Wildfütterung lassen. Doch die Zeiten ändern sich. Die Natur ist massiv bedroht und die Rolle der Jäger ist ein verfilzter Zopf, der schon lange abgeschnitten gehört. Eine geballte Lobby, macht nun Stimmung gegen ein neues Gesetz, dass der Natur und den bedrohlichen Entwicklungen der Klimakatastrophe entgegenwirken will. Täglich bekommen wir aufgezeigt, dass wir nicht so weiter machen können wie bisher: Weltweite Waldbrände, Gefährdung der Trinkwasserreservoire seien nur beispielhaft genannt. Die Jägerschaft (und viele andere auch) haben diesen Schuss noch nicht gehört. Ähnlich wie die Landwirte, die im Zuge der Gülleverordnung allen Ernstes forderten, dass man wegen zu hoher Werte an anderen Stellen die Nitratbelastung ermitteln sollte, fordert die Jägerschaft völlige Rücknahme des Gesetzentwurfs. Keine Gedanken, geschweige denn Ideen, wie man sinnvoll auf die dramatischen Entwicklungen der Naturzerstörung antworten könnte. Nein! Es soll alles bleiben wie es ist. Die pure Ignoranz schlägt Katrin Eder, der Umweltministerin, entgegen. Man muss ihren Mut bewundern und ihr gebührt Anerkennung für das ins Auge gefasste Gesetz.  Wenn man mit realistischen Vorstellungen in die Zukunft schaut, gehört die Jagd in der heutigen Form abgeschafft. „Ranger“, die sich dem Wohl der Natur und der Umwelt verpflichtet fühlen, sollten die Jäger mit all ihren überkommenen Traditionen langsam aber sicher ablösen. Vielleicht können Jäger in Zukunft ihr „Knowhow“ als verbeamtete Naturschützer einbringen. Die Wälder, mitsamt ihren Bewohnern sind ein zu hohes Gut, als dass man sie dem Eigennutz einer elitär tradierten Jägerschaft überlässt.

Keine  Bundesjugendspiele   >>>>   keine Medaillen ?

Die Kinder tun nichts recht gut, als was sie gerne tun, wobei sie ihre Seelenkräfte am besten entwickeln. Hieraus folgt, dass man alles, was sie lernen sollen, so einrichtet, dass sie es gerne tun.

Friedrich August Wolf (1759 – 1824), deutscher Pädagoge, stand in Verbindung mit Goethe, W. v. Humboldt und Schiller (Quelle: Aphorismen.de)

Die  Abschaffung der Bundesjugendspiele ändert am Leistungsprinzip in der Schule nichts. Ein oder zweimal im Jahr durchgeführt, haben sie ohnehin nicht die Bedeutung, die man ihnen beimisst. Der Leistungsgedanke und andere als Konkurrenten zu sehen ist den Kindern jedenfalls nicht in die Wiege gelegt. Er wird nach meiner Erfahrung anerzogen, wie es sich für eine kapitalistisch geprägte Leistungsgesellschaft gehört.  Was sagt es über unsere Gesellschaft aus, dass wir „Ehrgeiz“ als positiv besetzten Begriff handhaben? Widerspricht es nicht dem Fairplay-Gedanken, wenn man um die Ehre geizt?

Beim Sportabzeichentag des TVO letzte Woche (vergleichbar mit den BJS) konnte man Motivation und die Bewegungsfreude der  Odernheimer Grundschulkinder beim Laufen, Werfen und Springen hautnah miterleben. Ein Vergleichen der Leistung spielte nur eine untergeordnete Rolle. Im Vordergrund stand m. E. die Neugierde und Lust auf neue Bewegungserfahrungen. Mit einer eindimensionalen Betonung der gemessenen Leistungen richtet man eher Schaden an (mit unten angeführten Folgen), so dass ich eine Abschaffung der Bundesjugendspiele nachvollziehen kann. Aber, warum fragt man die Kinder eigentlich nicht selbst, ob sie die BJS abschaffen oder beibehalten wollen?  Es wäre die Gelegenheit gewesen Mitbestimmungsrechte von Kindern mal in die Praxis umzusetzen.

Den Schulen wird unterstellt sie würden Leistung nicht mehr einfordern, deshalb gingen die Deutschen bei Medaillenvergaben vermehrt leer aus. Diese Behauptung geht komplett am eigentlichen Dilemma vorbei.  Nicht die fehlenden Medaillengewinner sind das Problem, sondern die vielen jungen Menschen, die nach Beendigung der Schulzeit nur Negatives mit dem Sport verbinden und keinerlei Veranlassung verspüren sich weiter sportlich zu betätigen.  Allein der Geruch eines Umkleideraums reicht vielen schon, um Sporthallen und –plätze zu meiden.   

Die  Journalisten-Plattform „Krautreporter“ führte eine Umfrage zu den Erfahrungen im Schulsport mit 5000 Teilnehmern durch. Das Ergebnis: „viele traurige und schockierende Geschichten. Mehr als 80 Prozent der Teilnehmenden gaben an, ihre Erfahrungen im Sportunterricht hätten dazu beigetragen, dass sie noch immer nicht gern Sport treiben.  (Quelle)  https://www.spektrum.de/news/sportunterricht-was-laeuft-schief-im-schulsport/2019676

 In den Grundschulen zeigt sich noch nichts von dieser Problematik. Hier trifft man eher auf den Umstand, dass es trotz des Bewegungshungers in diesen Altersklassen keine tägliche Sportstunde gibt. (Die berechtigte Forderung danach wurde schon vor 120 Jahren gestellt.)  Im Gegenteil: Sport fällt wesentlich häufiger aus als andere Fächer. Ein Grund dafür: In Kitas und Grundschulen stellen Frauen die Mehrzahl des pädagogischen Personals. Nachweislich haben Frauen eine wesentlich geringere Affinität sich sportlich zu betätigen, als Männer.  Quelle:  https://www.frauenrat.de/wp-content/uploads/2017/07/CEDAW-Hintergrundpapier-Sport-und-Geschlecht.pdf.

Eltern, KitaerzieherInnen und LehrerInnen sind die Vorbilder,  auch wenn es um Bewegung geht.  In der Regel erleben Kinder ihre Bezugspersonen hauptsächlich sitzend, stehend oder liegend. Dazu kommt eine echte Bewegungsverarmung in unserer Gesellschaft schlechthin. Es fängt an mit dem Elterntaxi zur Schule und endet damit, dass beispielsweise Tanz nur noch ein Schattendasein in unserer Kultur fristet. Wie bekannt, hat dies gravierende Folgen für die Gesundheit unserer Gesellschaft, die dazu mit enormen Kosten verbunden sind.

In den weiterführenden Schulklassen, wenn auch die Pubertät vermehrt eine Rolle spielt, kommt der Umstand hinzu, dass jeder sehen kann wie man sich bewegt. Dies wird u.U. auch noch mit Noten bewertet. Wenn sich dann andere über einen lustig machen, ist das ziemlich gnadenlos und kann traumatisierend sein. In den theoretischen Fächern passiert dies nicht so. Schlechte Noten kann man leichter für sich behalten und man steht in diesem Moment nicht im Fokus der gesamten Klasse.

Die Thematik beinhaltet viele Aspekte und es lohnt sich über die Bundesjugendspiele hinaus zu denken, um dann folgerichtige Schlüsse daraus zu ziehen.

Kein Schwan zieht mehr seine Bahn auf Odernheims Glan

Vergangene Woche wurde Ludwig, der Schwan, am Ufer des Odernheimer Glans tot aufgefunden. Möglicherweise ein Fuchs hatte dem Höckerschwan den Garaus gemacht. Vom Kopf abgetrennt, mit gebrochenen Flügeln lag er auf der Wiese eines Privatgrundstücks. Die Gemeindearbeiter nahmen sich des Kadavers an. Noch am 16.01. 2022 hatte ich die, wie selbstverständlich anmutende Anwesenheit von Ludwig, in einem Block-Beitrag gewürdigt.

Viele werden es nicht bewusst wahrnehmen, aber der Glan wirkt jetzt seltsam leer.

Vor mehr als zehn Jahren, zog es den Schwan nach Odernheim, nachdem man versucht hatte mehrere Schwäne in Meisenheim anzusiedeln. Den Schwänen sagte das Umfeld  jedoch nicht so zu, und einer von ihnen machte sich in Odernheim ansässig. Hier fühlte er sich offensichtlich wohl. Etwa 12 bis 16 Jahre können Schwäne in freier Wildbahn alt werden. Es ist ein schwacher Trost, dass Ludwig dieses Alter immerhin erreicht hatte. Vor allem die Kinder der Grundschule werden ihn vermissen. Auf ihrem Nachhauseweg über die Brücke lohnte sich immer mal wieder ein Blick auf das stolze Tier.

Fußball in der Krise

– Kampf, Krampf und Langeweile –

Damit keine Mißverständnisse entstehen: ich meine damit weder den Frauenfußball, noch den deutschen Fußball im Speziellen. Nein, meine Kritik zielt auf den Fußball im Allgemeinen.

Man mag sich möglicherweise angesichts der Überschrift die Augen reiben, ist doch gerade erst die erfolgreich gehypte und gepuschte Frauen-Fußball-WM zu Ende gegangen. Aber, die Analyse in meinem Blockbeitrag vom 20.06.2021  zur damaligen EM  sehe ich voll bestätigt: Die perfektionierten Abwehrreihen sind inzwischen in der Lage jedes gegnerische Angriffsspiel bis auf wenige Ausnahmen zu unterbinden. Das führt nicht selten zu einem unansehnlichen Hin- und Hergekicke. Es ist nun mal leichter dem Gegner permanent auf den Füßen zu stehen, als kreativ ein bis drei AbwehrspielerInnen zu überlisten. Erfolg versprechende Torraumszenen sind entsprechend Mangelware.

Hauptsache der Ball ist rund.

Der Trainer Ralf Rangnick, der unter anderem einen Schwimmsportverein (SSV Ulm) in die 1. Bundesliga brachte, stellte schon 2008 fest, dass „… durch die Entwicklung der Defensivstrategien und der athletischen Fähigkeiten immer weniger Treffer fallen“. Er schlug deshalb vor, die Tore zu vergrößern. Dass dies möglicherweise nicht ausreicht zeigt sich beim Frauenfußball, wo die Torhüterinnen kleiner und mit geringerer Sprungkraft als die Männer ausgestattet sind. Es fallen dadurch nicht mehr Tore als beim Herrenfußball. Um ein interessanteres Spiel zu befördern, wäre ich dafür die Abseitsregel abzuschaffen und die Mann- bzw. Frauschaften auf 10 SpielerInnen zu reduzieren, um mehr Freiräume entstehen zu lassen. Ich bin davon überzeugt, dass mit diesen Maßnahmen ein lebendigeres, abwechslungsreicheres und wesentlich spannenderes Spielgeschehen entstehen würde. Zurzeit empfinde ich die Übertragungen von Fußballspielen in voller Länge als Zumutung und bevorzuge die zehnminütigen Zusammenfassungen in der Sportschau.

Aber solange die Zuschauerzahlen konstant hoch bleiben, wird sich wahrscheinlich nicht viel ändern. Dem Publikum reicht es scheinbar gemeinsam für einen Lieblingsverein zu sein, die Rituale rund um Fangesänge, Bier- und Würstchenstand, sowie die Rivalitäten zu gegnerischen Vereinen zu pflegen. In der heutigen Zeitenwende gehen so viele Sicherheiten und liebgewonnene Gewohnheiten verloren, so dass ich jeden verstehe, der hier sein Stück Heimat erhalten und vor Veränderungen schützen will.

Vom Nil bis an den Glan

Seit ein paar Jahren haben sich Nilgänse in Odernheim angesiedelt und teilen sich den Lebensraum mit Ludwig, dem Schwan. Seit dem Frühjahr konnte man im Gefolge der Nilganseltern vier oder fünf Küken beobachten, die inzwischen die Größe ihrer Eltern fast erreicht haben. In der Nähe des Wehrs an der Bannmühle sind sie heimisch geworden. Erstaunlich fand ich, dass man ab und an Nilgänse auch auf Hausdächern sehen kann.

„Lieber eine Nilgans auf dem Dach, als eine Familie auf dem Sportplatz“,

wird so mancher Fußballer des SCO denken, wenn sich die Nilgansfamilie – geschützt durch einen stabilen Zaun –  mitten auf dem Rasenfeld gemütlich niederlässt und das Grün nachhaltig düngt.

Von „Abschießen“ ist schon die Rede. Und hier kommt ein fatales Denkmuster zum Tragen, das seinen Ursprung möglicherweise in der Bibel hat:

Genesis 1,28 : „Seid fruchtbar und mehrt euch, füllt die Erde und unterwerft sie und waltet über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels und über alle Tiere, die auf der Erde kriechen!“.

Den Schaden, den dieser überlieferte Satz aus der „Heiligen Schrift“ angerichtet hat, kann man nur erahnen. Unsere Kultur im Umgang mit Tieren und Natur orientiert sich genau an dieser Aussage und beeinflusst maßgeblich unser Selbstverständnis.

Machen sich Wespen in der Nähe der Wohnung breit, findet man das passende Biozid einsatzbereit im Baumarkt oder bereits in der heimischen Garage. Warum schafft man keine Vorrichtungen am Haus, die es Wespen erlauben ein Nest zu bauen? Man kann in friedlicher Kooperation mit Wespen leben. Regelmäßig nagen Wespen am Holz meiner Gartenstühle, während ich beispielsweise in Ruhe frühstücke. Kleinste Holzfasern dienen dem Nestbau. Die Wespen kennen meinen Geruch und wissen, dass ich ihnen nichts antue. Wie alle Lebewesen spielen sie eine wichtige Rolle im Bedingungsgeflecht der Natur. (u.a. als Bestäuber oder natürlicher Fressfeind des Buchsbaumzünslers)

Bauen Schwalben ihre Nester unterhalb des Dachs an die Wand, sind die wenigsten Hausbesitzer bereit dies zu tolerieren. Natürlich ist der Kot der Schwalben unangenehm. Es ist jedoch ein Problem, das mit etwas Entgegenkommen lösbar ist. Früher galten die Schwalben als Glücksbringer, heute gibt es auch in Odernheim immer weniger Lebensraum für die faszinierenden Vögel.

Die Rheinauen am Kühkopf bei Stockstadt sind Feuchtgebiete und bieten wertvolle Nahrungsquellen für insektenfressende Vögel, Amphibien und vielen anderen Tieren. Vor der Besiedelung durch den Menschen wimmelte es hier von Mücken. Jetzt wo der Mensch sich angesiedelt hat, gilt es alljährlich die Mücken, die natürlich als Plage empfunden werden, zu bekämpfen. Man macht das relativ schonend mit dem Bazillus Thuringensis (biologische Bekämpfung), aber eigentlich waren die Mücken zuerst da.

Neubausiedlungen auf dem Land expandieren oft in Naturgebiete und bieten dem Menschen viel frische Luft und Kontakt zur Natur. Doch geht die Liebe zur Natur nicht so weit, dass man Verständnis aufbringen würde, wenn Wildschweine den angelegten Rasen durchpflügen. Wieder heißt es reflexartig „Abschießen“. Letztlich waren aber auch sie zuerst da.

Viele lieben es ein Haustier zu haben. Katzen sind die Lieblingshaustiere der Deutschen. Wenn das geliebte Haustier aber mit Krallen seinen Lebensraum in der Wohnung markiert, ist die Liebe zu den teuren Möbeln meist stärker als die zum Haustiger. Geradezu pervers finde ich es, wenn die Tierbesitzer den Katzen die Krallen entfernen.

Die Liste der Beispiele ließe sich beliebig fortsetzen. Das Prinzip ist immer das gleiche. Wir, die Menschen, haben Vorrang. Was sich unseren Bedürfnissen entgegensetzt, wird vertrieben, bekämpft, ausgerottet, vernichtet. Auch Tiere haben Anspruch auf einen Lebensraum. Leider findet man so eine Aussage nicht in der Bibel und ist in weiten Teilen der Gesellschaft nicht verankert. Ein Umdenken tut Not, denn wie wir langsam aber sicher erkennen, schadet der Mensch sich mit seinen Vernichtungsfeldzügen letztlich selbst, da er die Komplexität der natürlichen Vorgänge nach wie vor unterschätzt und blind seinem Egoismus folgt.

Nur ein Beispiel, wie man achtsam mit der Natur umgehen kann. Beim „Bierengel“ in Meisenheim wurde die Überdachung um einen Baum herum gebaut.

Dass die Nilgans hier am Glan heimisch werden konnte, geht übrigens auch auf den Menschen zurück. In England führte man sie als Parkvogel ein. Dort sind einige ausgebüxt und haben sich in vielen Teilen Europas verbreitet.

„Project Hahnebambel“

Was ist das? Wer steckt dahinter? Dies fragte ich mich jedes Mal, wenn ich den Namen auf dem Ankündigungsbanner zur alljährlichen Odernheimer Kerb las.

Steffen Kuhse  – als Vertreter des „Vereins“ –  war bereit zu einem Interview, um Licht ins Dunkle zu bringen.

OB: Was muss man sich unter dem „Project Hahnebambel“ vorstellen?

SK: Ausgangspunkt ist das Kerbe-Fußballturnier 1998. Dort taten sich sechs Leute zu einer Theken-Mannschaft zusammen. Mit jedem weiteren Jahr kamen neue Leute dazu und die Gruppe gab sich den Namen „Project Hahnebambel“. Zu der Zeit betreute die „Theke West“ einen Bierstand an der Kerb, als sie diesen aufgaben, folgten Jüngere und übernahmen die Organisation. Dazu gehörten die Thekenmannschaften der „Ghetto Kicker“, „Bolzclub“ und „Project Hahnebambel“. Die unterschiedlichen Gruppierungen hatten in den vergangenen Jahren schon für die Bewirtung eines Bierstands „im Flecke“ gesorgt. Es gab immer mal wieder ein Jahr in dem dies nicht möglich war. Der Treffpunkt wurde jedoch sehr vermisst. Mittlerweile haben sich die unterschiedlichen Gruppierungen unter dem Namen „Project Hahnebambel“ zusammengetan, mit dem Ziel die Kerb als kulturelles Ereignis zu erhalten.

OB: Was bedeutet eigentlich Hahnebambel? Mich erinnert es an: „bei Hempels unterm Sofa“ oder Hampelmann …

SK:  Ich kann es auch nicht genau erklären. Es ist so etwas wie ein Schlawiner, ein unordentlicher Jugendlicher

(später nachgeschlagen,  laut Duden: ein gutmütiger Trottel).

Ist das ein Hahnebambel?

Ist das vielleicht ein Hahnebambel?

OB: Beschränkt sich euer Einsatz auf die Kerb?

SK: Nein, wir helfen beispielsweise beim Waldfest des Blasorchesters oder bei anderen Veranstaltungen, z.B. vom SCO. Da viele von uns ohnehin in verschiedenen Vereinen Mitglieder sind, richtet sich gerne mal eine Anfrage an uns, ob wir helfen können. Wir sorgen u.a. bei Veranstaltungen auch für die Beschallung und stellen die Disco mit unterschiedlichen Musikrichtungen.

OB: Zum Beispiel: Ballermann-Hits …

SK: Das kommt bei den Jugendlichen meist sehr gut an.

OB: Wie groß ist euer „Verein“ und was sind das für Leute, die sich derart betätigen?

SK: Wir sind derzeit noch kein Verein, aber haben schon eine Satzung. Wir sind gerade dabei ein e.V. zu werden. Die Altersspanne liegt zwischen Ende 20 bis Mitte 40. Der harte Kern der Gruppe besteht etwa aus 14 Leuten, die ziemlich stark im Ort vernetzt sind. Von daher ist den meisten der Alteingesessenen der „Verein“ bekannt. Gegründet von 6 Männern, zählen zu unseren Helfern mittlerweile über 30 Männer und Frauen.

OB: Trefft ihr euch regelmäßig in Versammlungen oder Sitzungen?

SK: Das läuft meistens ziemlich spontan, beispielsweise über „Whats app“. Da wir in dem bestehenden Freundeskreis ohnehin gut in Kontakt stehen, sind solche Formalien eher die Ausnahme.

OB: Was sind denn die erklärten Ziele eures Vereins?

SK: In der Satzung ist die Erhaltung und Förderung des Brauchtums zugrunde gelegt. Der Fokus liegt auf den Traditionen der Odernheimer Festivitäten, wie Kerb usw.

OB: Fastnacht auch?

SK: Nein, das liegt eher in den Händen des SCO, der ohnehin die Fastnachts-Interessierten unter seinen Mitgliedern hat. Ab und an hilft schon mal jemand von uns bei der Technik der Musikanlage, aber mehr nicht.

OB: Wie ist es mit dem Weihnachtsmarkt?

SK: Nein, da sind wir kaum vertreten. Was eher eine Tradition bei uns ist, ist das Pfingst-Zelten. Über die Fußballer hat sich das etabliert und wird mittlerweile von mehreren Gruppen angenommen.

OB: Gibt es sonst noch Wichtiges über das „Project Hahnebambel“ zu erwähnen?

SK: Leider gibt es im Ort keine „Straußjugend“. In anderen Dörfern vor allem im Hunsrück, Pfalz und Saarland sind die Dorfjugendlichen Mitglied im Verein der „Straußjugend“ und übernehmen z.B. die Organisation der Kerb. Das haben wir leider nicht und jüngere Jahrgänge nach uns werden eher selten aktiv.

OB: Hast du eine Erklärung dafür, warum die Resonanz u.a. bei der Kerb kontinuierlich zurückgeht?

SK: Aktuell denke ich, dass ein Überangebot da ist. Der Fokus der Jugendlichen hat sich zu anderen Dingen hin verschoben. Aber die Vereine haben nahezu überall rückläufige Mitgliederzahlen. Früher war das ein Riesending in einer Mannschaft zu sein und gemeinsam zu den Spielen zu fahren. Das ist z.B. beim SCO rückläufig, genauso wie das Engagement der meisten Mitglieder z.B. beim Angel- oder Schützenverein, wo ich u.a. auch Mitglied bin. Hier schlägt sich einfach eine gesamtgesellschaftliche Entwicklung nieder, die auch dazu führt, dass die Arbeit meist von den gleichen wenigen Personen geleistet wird und die Mehrzahl der Leute eher eine Konsumhaltung einnimmt.

OB:  Vielen Dank für das Gespräch

Lesetipps für den Sommer

Nein, es sind keine Geheimtipps mehr, denn das erste Buch, das ich empfehlen möchte kam 2017 auf den Markt und stand 65 Wochen lang in der Spiegel-Bestsellerliste: „Was man von hier aus sehen kann“ von Mariana Leky.

Ich habe beim Lesen eines Buches noch nie so viel gelacht, wie bei diesem. Und gegen Ende musste ich gar weinen. Mit skurrilen Charakteren und herrlicher Situationskomik vermittelt M. Leky eine tiefgehende Menschlichkeit. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass es Mariana Lekys Buch direkt unter die besten 10 Bücher meiner persönlichen Literaturrangliste geschafft hat.

Hier ein kurzer Auszug:

(Elsbeth)  trug schon seit Anbeginn der Welt immer die gleichen Pantoffeln. Wenn die Sohlen wegen ihrer O-Beine außen abgelaufen waren, zog sie einfach den rechten Pantoffel an den linken Fuß und den linken Pantoffel an den rechten, so ging es dann noch eine Weile, bis sich irgendjemand erbarmte und ihr neue schenkte. Elsbeth war klein und dick, so dick, dass sie sich beim Autofahren ein Stück Teppich über den Bauch legte, damit das Lenkrad nicht daran scheuerte. Elsbeths Körper war nicht für ständiges Hin und Her gemacht. Unter den Armen und am Rücken ihres Kleides, das so groß geblümt war wie die Tapete im Wohnzimmer und an Elsbeth genau so eng anlag wie die Tapete an der Wand, bildeten sich dunkle Flecken. (Auszug: „Was man von hier aus sehen kann“, Mariana Leky, Dumont 2017)

Und Dörte Hansen, die vor kurzem ihr drittes Buch „Zur See“ veröffentlicht hat, ist inzwischen auch beim Lesepublikum bekannt. Im vergangenen Jahr war sie Stadtschreiberin in Mainz, gleich bedeutend mit einem Preis, der ihr kostenfreies Wohnen im Gutenbergmuseum zusicherte. Dörte Hansen ist eine begnadete Autorin. Sie hat einen ganz eigenen Erzählstil mit einem melancholischen Grundton, der in all ihren drei Romanen mitschwingt. Sie ist dabei eine herausragende Chronistin der Veränderungen des Dorf- und Landlebens in den vergangenen Jahrzehnten. Immer wieder verblüffend finde ich ihre Treffsicherheit, wenn sie Situationen beschreibt und vergleichende Bilder auftut:

Jeden Sommer zogen Badegäste in die Kinderzimmer. Fremde Menschen hängten ihre Kleider in die Schränke. Fremde Köpfe lagen auf den Kissen, fremde Koffer unter ihren Betten, und die Inselkinder wurden weggeräumt. Auf Klappliegen verstaut in Elternzimmern und auf Feldbetten in Abstellkammern, auf Matratzen im Spitzboden, wo die Spinnen an den Balken baumelten und Mäuse huschten. Im Sommer wurden Inselkinder unsichtbar wie Flaschengeister. Luftwesen von Juni bis August.

(Auszug: „Zur See“ von Dörte Hansen, Penguin Verlag, 2022) „Altes Land“, „Mittagsstunde“ und „Zur See“ sind gleichermaßen zu empfehlen.

Von Bienen und Blüten

Lange Zeit von Landwirten bekämpft, ist er schon seit einigen Jahren wieder präsent und sorgt für kräftige Farbtupfer in der Landschaft. In diesem Jahr scheint er besonders günstige Witterungsbedingungen vorgefunden zu haben:

Der Klatschmohn

Ohne, dass ich  für Aussamung gesorgt hätte, beherrscht der Klatschmohn ein großes Beet in meinem Vorgarten. Meine Freude daran ist genauso groß wie die der Hummeln, Bienen, Wespen und der großen schwarzen Holzbienen. Etwa eine Stunde lang, wenn die Sonne gerade die Umgebung aufwärmt, stehen die Blüten in voller Pracht und lautes Summen und Brummen füllt die Luft. Die Bienen und Hummeln werfen sich geradezu in die Staubbeutel, wälzen und fläzen sich dort im großen Bett der roten Blütenblätter und sorgen für Bestäubung. Relativ schnell ist das Schauspiel aber auch wieder beendet. Die großen Blütenblätter können der wachsenden Hitze nicht standhalten, werden schlapp, lösen sich und bedecken ringsherum den Boden. Aber viele Knospen sind schon bereit am nächsten Morgen für neue Blüten zu sorgen.

Für nicht so viel Freude bei den Insekten sorgen diese Pflanzen, die besonders beliebt bei vielen Ziergartenbesitzern sind: Zuchtrosen, Flieder, Forsythien, Chrysanthemen, Tulpen, Stiefmütterchen haben eins gemeinsam: Sie sind unfruchtbar und produzieren in den gängigen Zuchtformen kaum noch Pollen und Nektar. Die Züchtungen sind darauf angelegt möglichst „gefüllte“ und farbenprächtige Blüten zu produzieren, die dadurch für die Insektenwelt keine Nahrungsquelle mehr darstellen. Zuchtrosen sind dazu sehr anfällig für Pilzkrankheiten und Blattläuse. Wenn dann die Giftspritze zum Einsatz kommt, hat man der Natur doppelt geschadet. Auch der beliebte Blickschutz von Kirschlorbeer und Tuja ist für die hiesige Natur kein Gewinn. In diesen Büschen wird man vergeblich nach Vogelnestern suchen und entsprechend wenig Insekten finden.

Quelle: https://www.plantura.garden/insekten/bienen/welche-pflanzen-moegen-bienen-nicht

Was dem Neubaugebiet an der Lettweiler Straße demnächst blüht, kann man jetzt schon erahnen:

Nichts