Ich war mal ein Fußballfan und 1967, als Eintracht Braunschweig Deutscher Meister wurde, erklärte ich sie zu meiner Lieblingsmannschaft. Über mein Sammelalbum hatte ich die Adresse des Fußballvereins und richtete darüber meine Autogrammwünsche an die Spieler. Ich war damals 12 Jahre und fühlte mich enorm wertgeschätzt, wenn ich Post bekam und damals noch handsignierte Schwarz-Weiß-Fotos den Briefkuverts entnehmen konnte. In feinem Anzug mit gestärktem Hemdkragen posierten manche Spieler im Studio eines Fotografen.
Mein Vorbild allerdings gehörte nicht der Braunschweiger Mannschaft an, das war eindeutig Radi Radenkovic, Torhüter von 1860 München. Radi zierte auch den Umschlag meines Sammelalbums. Natürlich war ich an Fastnacht entsprechend verkleidet. Ich bewunderte ihn, wegen seiner Ausflüge außerhalb des 16m-Raums, auch wenn er es manchmal übertrieb und sich auf freche Dribblings einließ. In seinem Schlagererfolg „Bin i Radi, bin i König“ – er konnte ganz passabel singen – hieß es: „Was die andern Leute sagen, ist mir gleich, gleich, gleich.“ und das imponierte mir.
Aber eigentlich bin ich jetzt durch meine Begeisterung aus Kindertagen von meinem Thema abgekommen, denn heute bin ich schon länger kein Fan des Fußballs mehr. Sukzessive hat mein Interesse am Fußball abgenommen. Und wenn ich mir die Spiele der derzeitigen EM antue, sehe ich zwar die Athletik und das Können der Protagonisten, aber interessant, geschweige denn mitreißend sind diese Spiele in der Regel nicht. Die Verteidigungsreihen sind einfach zu gut geworden. Damit bei mir nicht gähnende Langeweile aufkommt, läuft die Übertragung im Fernseher schon mal nur im Hintergrund, während ich parallel dazu „Freecell“ am PC spiele. Wenn sich die Stimme des Kommentators hebt, sehe ich noch früh genug das Tor oder die Chance dazu. Aber, das ist nicht gut. Wenn ich nicht zu müde bin, schalte ich aus und übe stattdessen Gitarre, das ist besser. Zu der geringen Attraktivität der Spiele kommt dann auch noch jemand wie Bastian Schweinsteiger als Co-Kommentator. Er mag ja ein guter Spieler gewesen sein, als Redner und Analytiker der Spiele ist er alles andere als überzeugend: „Frage an unseren Experten: Bastian, wie schätzt du den bisherigen Spielverlauf ein? Ja, die ……….. spielen gut nach vorne und sind immer darauf aus ein Tor zu erzielen.“ Da hat er sich doch gut aus der Atmosphäre gezogen (H. Prohaska).
So viel zur EM, aber auch die Bundesliga hat von ihrer einstigen Faszination viel verloren. Nehmen wir als Beispiel Eintracht Frankfurt: Sie erkämpft sich den 5. Platz, und kann in einem internationalen Wettbewerb mitspielen und in der nächsten Saison steht einschließlich Trainer und Vorstand eine völlig neue Mannschaft auf dem Platz. Kann man sich damit noch identifizieren?
Letzte Meldung: Ausgerechnet nach Fertigstellung meines Artikels gab es tatsächlich zwei sehenswerte Spiele: Ungarn gegen Frankreich und Deutschland gegen Portugal. Ab und an hat man Glück.