Urlaubslektüre ?

„Die Vierte Gewalt“

Das umstrittene Buch von R. D. Precht und H. Welzer gibt es inzwischen als Taschenbuch. Als viertes Element der Gewaltenteilung (Exekutive, Legislative und Judikative) wird den Medien u. a. die Rolle zugeordnet Machtmissbrauch zu verhindern. Durch wahrhaftige Reflexion der politischen Entwicklungen sollte der Journalismus ursprünglich eine Kontrollfunktion ausüben. Mit der Verbreitung der Online-Medien hat die Medienlandschaft jedoch einen radikalen Wandel erfahren. Über das Internet hat der Populismus auf breiter Front Einzug gehalten und eine Eigendynamik entfaltet, die auf vielen Ebenen nichts mehr mit den Ansprüchen eines verantwortungsbewussten Journalismus zu tun hat. Die beiden Autoren versuchen die neue Rolle der Massenmedien zu erfassen. Sie widmen sich  u. a. den Auswüchsen und Entwicklungen, die der Druck zu immer größeren Sensationen und Skandalen bewirkt. Ganz aktuell nehmen sie die Vorgänge rund um den Ukrainekrieg und der Coronakrise unter die Lupe. Sie recherchieren und analysieren die Geschehnisse und ordnen sie mit viel Hintergrundwissen ein. Aus meiner Sicht haben sie in vielen Dingen recht und tragen mit ihrem Buch zu einer notwendigen kritischen Reflexion der Medien bei.

Für diejenigen, die am Thema interessiert sind ist es ein spannendes und lesenswertes Buch, das man sich durchaus im Urlaub zu Gemüte führen kann.

In Odernheim nichts Neues

Nach der Wahl: Stabile Mehrheitsverhältnisse im Ortsgemeinderat.

SPD 5 Sitze, CDU 8 Sitze, WG Gründonner 3 Sitze. Der Bürgermeister bleibt der gleiche.

Ist das nicht schön in einer Welt, die zunehmend unsicherer wird?

Den neu gewählten Bürgervertretern einen herzlichen Glückwunsch!

Ein paar Volksweisheiten möchte ich  ihnen mit auf den Weg geben:

Ganz sicher sein heißt sich laut irren. (A. Bierce)

Um die Wahrheit zu erfahren, muss man den Menschen widersprechen.     (H. Heine)

Es ist besser, eine Frage zu diskutieren ohne sie zu regeln, als sie ohne Diskussion zu regeln. (J. Joubert)

Gib jemandem Macht, und du erkennst seinen Charakter. (chin.)

Wünsche fliegen, Pläne gehen, Taten hinken.

Wer seinen Ärger verkürzt, verlängert sein Leben. (schwed.)

Wer wenig hat, kann wenig müssen.

Ortsgemeinderatswahlen in Odernheim

Wen sollte man wählen? Zur Auswahl stehen die Vertreter von CDU,  SPD und der Wählergruppe Gründonner (WGG).

Auf der Grundlage, der an die Haushalte verteilten Werbefaltblättchen und eines Interviews des Bürgermeisters im Öffentlichen Anzeiger, habe ich folgende kritische Anmerkungen:

 Den Verkehr beruhigen wollen alle. Wie, weiß man noch nicht. Die CDU möchte dazu den Ausbau von Ortsstraßen und Wirtschaftswegen!? vorantreiben.

Die Windkraft schreibt sich laut Wahlflyer nur die CDU auf die Fahnen und erhofft sich durch die Windräder einen finanziellen Schub, der vor allem dem Kitaneubau zu Gute kommen soll. Das ist geschickt miteinander verknüpft, macht den Plan, sechs Windräder in den Moorplacken zu setzen aber nicht besser. Die Wählergruppe Gründonner bezieht zumindest auf ihrem Flyer nicht konkret Stellung zu dieser Planung.  Nur am Rande erwähnt sie, sich für erneuerbare Energien einsetzen zu wollen.  Für die SPD scheint laut Flyer der Bau von Windkrafträdern in der Odernheimer Gemarkung kein Thema (mehr) zu sein. Es gab mal die Bürgerinitiative „Gegenwind“, bei der sich einige Mitglieder der CDU vehement gegen den Bau von Windrädern wehrten. Sie haben sich um 180° gedreht und gehören nun zu den Befürwortern. Das zeigt wie kontrovers dieses Thema nach wie vor ist. Man kann davon ausgehen, dass die Mehrzahl der Odernheimer Bürger sich nicht unbedingt für die Umsetzung der Pläne begeistert. Aber Genaues weiß man nicht. Nahezu ohne Bürgerbeteiligung ist der Bau beantragt worden. Ohne ein Meinungsbild der Odernheimer einzuholen, ohne jeglichen Diskurs, scheint man das Projekt „unter dem Radar“ durchzuziehen. Ich empfinde die Vorgehensweise des Ortsgemeinderats als skandalös.

Bezeichnend für die mangelnde Informationspolitik sind die spärlichen Mitteilungen auf der offiziellen Homepage von Odernheim. Unter „Verwaltung“ > „Sitzungsprotokolle“ findet sich nur eine einsame Niederschrift, datiert auf den 14.03.2019! Unter dem Punkt „Bürgerinfo“ werden lediglich Adressen präsentiert. Umso lobenswerter ist es, dass zumindest SPD und WG Gründonner sich für mehr Bürgerbeteiligung und Transparenz einsetzen wollen. Die WGG benennt sogar konkrete Ansätze für die Umsetzung (Jugendrat, Seniorenbeauftragte, projektbezogene Dialoge, Spielleitplanung). Für die CDU ist es kein Thema.

Ansonsten sind die Wahlversprechen der Parteien sehr allgemein gehalten oder in Form von Schlagwörtern äußerst unkonkret und wenig aufschlussreich.

Hier ein paar Beispiele:

  • Moderne Jugendarbeit!?
  • Unsere Gemeinde soll ihre Natürlichkeit bewahren?!
  • Intakte Infrastruktur!?
  • Umsetzung von Agroforst!?
  • Verschönerung des Ortsbildes!?

Lobenswert finde ich den Flyer der WG Gründonner, die ihre Ziele wesentlich konkreter und greifbarer formuliert als ihre Konkurrenten.

Schwer nachzuvollziehen

ist die Auseinandersetzung im Odernheimer Ortsgemeinderat über die Nutzung des Dorfladens als Treffpunkt für Gruppen. Anlass für die Abegeordneten von CDU und SPD ein Veto einzulegen war die geplante Zusammenkunft der „Omas for future“. Dass man subversive,  demokratiefeindliche oder gar terroristische Aktivitäten vermutet, kann ich mir eigentlich nicht vorstellen.

Eine Fassadenbegrünung würde dem Erscheinungsbild gut tun.

Nicht wenige Ortsgemeinden wären froh eine so aktive Bürgerschaft zu haben wie in Odernheim. Sorgt sie doch für ein lebendiges Dorf mit zahllosen Angeboten, Initiativen und Aktivitäten: Angefangen bei der Kerb, über KinO, Schützenfest, „Gut Leben im Alter“ Angelsportverein, TV- und SCO-Events, Frühschoppen, Blasorchester,  NAJU-Gruppe und viele andere mehr. Die Angebotspalette macht die Ortschaft u. a. attraktiv für junge Familien und gibt nicht selten den Impuls nach Odernheim zu ziehen. Die Familien sind mit ihren Kindern die Lebensversicherung für Kita, Grundschule und den Fortbestand des sozialen und kulturellen Lebens in Odernheim schlechthin. Eine niederschwellige Möglichkeit für Gruppen, die allesamt ehrenamtlich! tätig sind, sich in der Hildegardstube des Dorfladens zu treffen  unterstützt dies und sollte gerade vom Ortsgemeinderat wohlwollenden Beistand erfahren.  Dazu bietet der Dorfladen einen Anziehungspunkt für Disibodenberg-Pilger, die sich nach Odernheim verirren und die Geschäftsbetriebe beleben.

Hinsichtlich einer möglichen Konkurrenz zwischen dem Dorfladen und den bestehenden Gastronomiebetrieben oder Geschäften, ist eine kritische Betrachtung angemessen. Hier traue ich aber den Beteiligten zu, dass sie eventuelle Überschneidungen im Angebot selbständig und kompromissbereit regeln können, so wie es in der Vergangenheit auch immer der Fall war.

Auf höchster politischer Ebene in der EU wird die zunehmende Vereinzelung und Vereinsamung von Menschen thematisiert. Da die Folgen für unsere Gesellschaft fatal sind, werden Strategien entwickelt, um dieser bedenklichen Entwicklung entgegen zu steuern. Mit den Treffpunktmöglichkeiten im Dorfladen oder z. B. der Initiative „Gut leben im Alter“ ist Odernheim auf der Höhe der Zeit. Einwände gegen die Nutzung des Dorfladens erscheinen mir vor diesem Hintergrund als kleinkariert und an den Haaren herbei gezogen. Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass hier irrationale Ängste der Kritiker und  interparteiliche Konkurrenz federführend sind und nicht eine vorurteilsfreie Betrachtung der Bedeutung des Dorfladens für das Leben in Odernheim. Ist es nicht das Ziel der Dorfpolitik sich für ein funktionierendes und reges Dorfleben einzusetzen?

„Die Zukunft ist grau “,

sagte seinerzeit Trude Unruh, streitbare Vorsitzende der Seniorenpartei „Die Grauen Panther“. (Wer erinnert sich noch?). Bei den Berliner Landtagswahlen im Jahr 2006, erreichte sie mit ihrer Partei  immerhin 3,7 % der Stimmen und ließ damals in einer Talkshow diesen Satz verlauten: „Die Zukunft ist grau!“ Sie hat damit – quasi visionär –  recht behalten. Nicht nur, dass es total chic geworden ist Ein- und Zufahrten, ja sogar Hausfassaden in allen Schattierungen von Grau bis Schwarz zu gestalten, nein, selbst die Autos nähern sich sukzessive einander an: metallic grau, schwarz, hellgrau, staubgrau, silbergrau, anthrazit usw. Dies fiel mir zunächst in Köln auf und fand dann die Bestätigung für diesen Trend auch in Odernheim.

In der Zeitung las ich, dass nur noch selten bunte Autos gekauft werden. Sie haben einen sinkenden Anteil von 21 %, aber angesichts der grassierenden Krisen und Kriege sind die tristen Farben wohl Ausdruck unserer Zeit.

Ein Blick in Möbelprospekte bietet das gleiche Bild: Lederbezug anthrazit, Metallfüße schwarz. Damit man nicht immer grau oder schwarz benennen muss, versteigen sich die Möbelanbieter schon mal zu Phantasiebezeichnungen wie: „cowboy-grey“, „trend“ oder „smarttouch grey“. Im Möbelprospekt hat dann häufig eine attraktive junge Frau die Aufgabe sich mit ihrer Kleidung dezent vom Sofadesign abzuheben. Sie setzt sozusagen einen farbigen Akzent. Zugegeben, grau lässt sich mit kontrastierenden Farben oft wunderbar kombinieren, zurzeit wird es aber eher selten getan und das Ergebnis ist häufig düster. Ich will ja nicht schwarz malen, aber „bunt und fröhlich“ sieht anders aus.

Die einzigen Farbtupfer sind die rot unterlegten Preise

Vision

Ich saß gerade am Esstisch in der Küche, als ich kurz den Kopf hob. Ich ließ meinen Blick über die Spüle schweifen, und dann sah ich sie. Es gab keinen Zweifel: Es war Hildegard! In ungewohnt devoter Haltung erschien sie mir ganz anders, als man sie immer beschrieb. Demnach soll sie streng, diszipliniert und mit einer immensen Durchsetzungskraft ausgestattet gewesen sein. Bei mir an der Spüle jedoch, tropfte ganz langsam und bedeutungsschwer eine Träne ins Becken. Jetzt kann ich nur hoffen, dass meine Küche nicht zum Pilgerort auserkoren wird.

Hat der Mensch

der Natur das Herz gebrochen?

Der Frühling, der seinem Namen auch in diesem Jahr alle Ehre macht, meint dazu: „Nein“

Doch ich bin mir da nicht so sicher.

Perfektion 2

Mama zum Kind, das sein Diktat zurück bekommen hat: „Hast du wieder zwei Fehler gemacht?“  Kind: „Ich habe eine Zwei plus!“ Mutter: „Warum keine Eins?“

Perfektionismus ist geprägt durch das Streben nach Fehlerlosigkeit. Unter Umständen kann das Leistungsstreben krankhafte Züge entwickeln, wenn z.B. Eltern und die Bedingungen in der Schule beim Fördern der Strebsamkeit übers Ziel hinausschießen. Perfektionismus bringt dann zwar gute Leistungen hervor, ist aber vor allem durch Angst motiviert.

Schreibtisch eines Perfektionisten? Nein, es ist meiner.

Die Angst war sicherlich auch bei der Sängerin Beyoncé vorhanden, als sie bei der Amtseinführung von Barack Obama ihren Auftritt   – wie es sich später herausstellte – vom Playback begleiten ließ. „Ich bin eine Perfektionistin. Ich hätte mich nicht wohlgefühlt live zu singen.“, sagte sie zur Begründung.

„Es besteht nicht immer das Bedürfnis, perfekt zu sein, sondern oft nur perfekt zu wirken.“ Das Bedürfnis nach Anerkennung und anderen zu gefallen ist sehr hoch. Das Selbstwertgefühl ist dann stark abhängig von der Leistung.

„Die  Motivation des Perfektionisten ist weniger die Freude an der Vollkommenheit, als die Hoffnung auf Unangreifbarkeit, Sicherheit und Zugehörigkeit. Zentral ist die Angst vor Ablehnung. Dadurch steht das Bemühen um optimale und angepasste Selbstdarstellung im Vordergrund. Kleine Fehler werden oft als Katastrophe wahrgenommen.Fehler zu machen bedeutet zu Scheitern, was das Leben mit Misserfolgsangst zur Folge hat.“

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Perfektionismus_(Psychologie)