Das Niesen in die Armbeuge gilt als vorbildich, ist jedoch auch nicht immer unproblematisch.
Der Frühling ist da!
Die ersten Frühlingsboten machten sich schon im Februar bemerkbar. Odernheim liegt genau auf der Zugroute zahlloser Kraniche, die mit ihren „Krukru-Rufen“ zweimal im Jahr ein Naturschauspiel bieten, das wir hier frei Haus geboten bekommen und nicht nur bei mir so etwas wie Fernweh weckt. Auch die Pflanzen, die man um die jetzige Zeit erwarten darf, sind bereits erblüht: Lerchensporn, Scharbockskraut, Löwenzahn und gar nicht so selbstverständlich die Schlüsselblumen.
Tatsächlich stehen die Schlüsselblumen unter Naturschutz, was man hier gar nicht versteht, da sie sich auf manchen Wiesen üppig ausbreiten und in unserer Gegend alles andere als selten sind. Doch in vielen Gegenden kommt die Schlüsselblume gar nicht (mehr) vor, so dass wir uns des Anblicks dieser Pflanze doppelt erfreuen können.
Im Zuge all dieser langersehnten Frühlingsboten geht es in großen Schritten auf Ostern zu, das bekanntermaßen, ursprünglich ein heidnisches Fest der Fruchtbarkeit ist. Der Osterhase, und nicht nur der, wird besonders jetzt sexuell aktiv und ist als Rammler unterwegs. Genauso umtriebig sind auch die Schafe, so dass sie um Ostern herum, die süßen Lämmchen zur Welt bringen. Ein weiteres Fruchtbarkeitssymbol sind die Eier. Hühner reagieren auf die sich verändernden Lichtverhältnisse und legen unter natürlichen Bedingungen wieder mehr Eier als im Herbst und Winter.
Der Brauch, bunte Plastikeier an einen Strauch zu hängen, dürfte dagegen nicht mehr als Fruchtbarkeitssymbol durchgehen, sondern eher als das Gegenteil. Vielleicht ist das ja im Zuge der Überbevölkerung und den daraus erwachsenden Problemen das richtige Symbol.
Die schönste Zeit (Annette von Droste-Hülshoff)
Der Frühling ist die schönste Zeit!
Was kann wohl schöner sein?
Da grünt und blüht es weit und breit
im goldenen Sonnenschein.
Am Berghang schmilzt der letzte Schnee,
das Bächlein rauscht zu Tal.
Es grünt die Saat, es blinkt der See im Frühlingssonnenstrahl.
Die Lerchen singen überall,
die Amsel schlägt im Wald!
Nun kommt die liebe Nachtigall
und auch der Kuckuck bald.
Nun jauchzet alles weit und breit,
da stimmen froh wir ein:
Der Frühling ist die schönste Zeit!
Was kann wohl schöner sein?
Die Geschichte der Osterinsel
Vielleicht nicht ganz so passend zum Osterfest, wie der Inselname vermuten lässt, ist die Geschichte der Osterinsel, die ich dennoch sehr beeindruckend finde:
Die großen Steinstatuen auf der Osterinsel im Südpazifik sind berühmt. In der Höhe messen sie neun Meter und es gibt auf der kargen Insel mehr als hundert davon. Da der niederländische Seefahrer Jacob Roggeveen zu Ostern 1722 dort anlandete, gab er der Insel ihren heutigen Namen. Beim Anblick der Statuen stand er jedoch vor einem Rätsel.
Aus R.D. Precht, „Die Kunst kein Egoist zu sein“, Goldmann Verlag 2010:
„Um derartige Skulpturen zu bauen, brauchte man Baumstämme für Schlitten, Kanuleitern und Hebel. Aber die Insel war unbewaldet, der größte Baum, den Roggeveen fand, war nicht einmal drei Meter hoch. Und die Polynesier auf der Insel präsentierten sich als ein völlig unkultiviertes Volk mit kleinen lecken Kanus. Irgendetwas war hier schief gelaufen, und zwar verdammt schief.
Tatsächlich war die Osterinsel ursprünglich bewaldet gewesen. Mit der Ankunft der Polynesier um 900 vor Christus begannen sie den Wald als Ressource zu nutzen. Richtigen Raubbau aber betrieben sie erst, als die rivalisierenden Häuptlinge der Insel versuchten sich mit ihren Statuen zu übertrumpfen. Und umso schwieriger die ökonomische Lage durch den massiven Holzeinschlag wurde, umso kostbarer und gigantischer wurden die Statuen. (…) Als die botanischen Ressourcen immer knapper wurden, entwickelten sich die Osterinsulaner zu Fleischessern. Sie rotteten erst die Delphine vor der Küste aus, als Nächstes die Landvögel und dann die Seevögel. Am Ende ernährten sie sich nur noch von Ratten. Es kam zur Hungersnot, die Kultur brach zusammen, die Bevölkerung schwand, zuletzt auch durch den Kannibalismus.
Erst als der letzte Baum gerodet, das letzte wilde Tier gejagt, der letzte Fisch gefangen war, so ließe sich frei nach der ominösen „Weissagung der Cree“ sagen, stellten die Osterinsulaner fest, dass sie ihre Statuen nicht essen konnten. Voll Ingrim stürzten sie ihre Skulpturen um, wie die Bevölkerung Bagdads das Denkmal Saddam Husseins. Aber es war zu spät. Neunzig Prozent der Einwohner waren gestorben, die Überlebenden fristeten ein karges Los.
Wie hatte es dazu kommen können? Und warum verhinderte niemand den sich anbahnenden ökologischen Selbstmord einer ganzen Zivilisation? Warum erkannte keiner auf der Osterinsel, dass mit dem Holzfällen ganz schnell Schluss sein musste? Und wenn er es erkannte, warum wurde er nicht gehört? „Was mag“, fragte der Evolutionsbiologe Jared Diamond (*1937) von der University of California in Los Angeles, „derjenige gedacht haben, der auf der Osterinsel den letzten Baum gefällt und damit den unaufhaltsamen Untergang einer 700 Jahre langen erfolgreichen Kultur besiegelt hat? Die Antwort auf diese Frage, die Diamond sich selbst gibt, ist so schlicht wie realistisch: “Wahrscheinlich, dass Bäume schon immer gefällt wurden und dass es völlig normal sei, wenn auch der letzte fällt.“““
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„America first“: Trump hat es geschafft
Die USA haben inzwischen weltweit die meisten Corona-Infizierten.
Natürlich tut es mir leid um jeden, der sich angesteckt hat, aber eine gewisse Häme in Richtung des amerikanischen Präsidenten kann ich mir nicht verkneifen.
Spruch der Woche :
„In jedem noch so großen Chaos steckt immer auch ein Fünkchen Hoffnungslosigkeit“ Piet Klocke
Corona beherrscht die Schlagzeilen, doch die wichtigsten Alltagsprobleme bleiben.
Tourismus in Odernheim. Ist das gewollt?
Zweifelsohne hat Odernheim touristisches Potential. Durchreisende, die erstmalig hierher kommen, sind häufig sehr angetan von der Landschaft und der Lage des Ortes. Kommt man beispielsweise von der Lettweiler Höhe, liegt das Dorf von sanften Hügeln umschlossen wie in einer Schüssel. Weinberge, die ja gerne romantisiert werden, kleinere Waldstücke und der Glan, der unweit in die Nahe mündet, vermitteln ein Idyll.
Aus touristischer Sicht natürlich eine Sensation, dass die weltbekannte Hildegard von Bingen hier fast 40 Jahre gelebt hat, wo zudem noch eindrucksvolle Ruinen von der damaligen Zeit künden. Aber man muss schon Vorwissen mitbringen, um auf dieses historische ´Highlight` zu stoßen. Zwar gibt es inzwischen einen Pilgerweg, doch unwissende, autofahrende Durchreisende würden den Disibodenberg wahrscheinlich unbeirrt links liegen lassen. Immerhin, von vielen Odernheimern kaum bemerkt, besuchen etwa 20 000 hildegard-interessierte Touristen jährlich die eindrucksvollen Ruinen. Esoteriker, gläubige Christen, Adelsinteressierte, Historiker und andere Gruppen machen deutlich, welch touristisches Potential die Klosteranlage auf dem Disibodenberg hat.
Doch will man das überhaupt nutzen?
Sicherlich würden Gastronomiebetriebe, Pensionen und Läden und somit auch die Ortsgemeinde finanziell profitieren, doch die Schattenseite eines verstärkten Tourismus` liegt auf der Hand: mehr Autoverkehr, erhöhter Bedarf an Parkplätzen, steigende Ansprüche an Bewirtung, umherirrende Pilger, die nach Stempeln und ähnlichen Souvenirs Ausschau halten. Jörg Maschtowski, Bad Sobernheimer CDU-Ratsmitglied, hatte sicherlich nicht ganz unrecht, als er auf einem Tourismus-Workshop 2018 bemerkte, dass Hildegard keinen Bock auf den ganzen Merkantilismus hätte, und dass die Leute, die da oben hingehen, die Aura genießen wollen und nicht die Vermarktung.
Ist das möglicherweise auch die Meinung der führenden Ortsgemeindepoltiker? Ist das möglicherweise der Grund, warum die Hildegardstatue auf dem Marktplatz auch im Vergleich zum gestifteten Bücherschrank etwas zu mickrig ausfällt und der Bürgermeister sie schon ins Neubaugebiet an der Lettweiler Straße versetzen lassen wollte?
In jenem Neubaugebiet, dass nicht ganz überraschend die Reste einer Römervilla zutage treten ließ und eine zusätzliche Attraktion Odernheims hätte werden können. Zeigten die OG-Verantwortlichen nicht einen gewissen Weitblick, indem sie sich direkt damit einverstanden erklärten, die historisch nicht gerade bedeutenden Mauerreste, „schreddern“ zu lassen? Letztlich wurden die beachtlichen Funde römischen Lebens am Glan mit Erde (siehe Foto) zugeschüttet und möglicherweise für spätere Generationen auf diese Weise erhalten. Weitere Parkplätze und Umgestaltungen des Regenrückhaltebeckens waren somit nicht notwendig.
Kunst am Bau in Odernheim
Freiheit oder Sicherheit
Freiheit oder Sicherheit. Freiheit ist nicht ohne ein bestimmtes Maß an Unsicherheit zu bekommen. Und absolute Sicherheit nicht ohne Einschränkung von Freiheit.
Navid Kermani
Unser Volk braucht wie jedes andere seine innere Ordnung. In den 70er Jahren werden wir aber in diesem Lande nur so viel Ordnung haben, wie wir an Mitver-antwortung ermutigen. Solche demokratische Ordnung braucht außerordentliche Geduld im Zuhören und außerordentliche Anstrengung, sich gegenseitig zu ver-stehen. Wir wollen mehr Demokratie wagen. Wir werden unsere Arbeitsweise öffnen und dem kritischen Bedürfnis nach Information Genüge tun. Wir werden darauf hin-wirken, daß nicht nur durch Anhörungen im Bundestag,(Abg. Dr. Barzel: Anhörungen?)sondern auch durch ständige Fühlungnahme mit den repräsentativen Gruppen unseres Volkes und durch eine umfassende Unterrichtung über die Regierungs-politik jeder Bürger die Möglichkeit erhält, an der Reform von Staat und Gesellschaft mitzuwirken.
Willy Brandt Regierungserklärung Oktober ´69