Forstamt Soonwald

Die Öffentlichkeitsarbeit des „Forstamts Soonwald“  ist beeindruckend. Mit aufgerüttelt durch die massive Kritik des Peter Wohlleben (Autor des Buches  „Der Wald“)  ist das „Forstamt Soonwald“ inzwischen proaktiv in Sachen Imagepflege und Vermarktung der eigenen Arbeit. Nach der Teilnahme an einer Soonwald-Exkursion bekam ich wie jeder andere Teilnehmer einen Stoffbeutel mit acht Hochglanzbroschüren zu verschieden Themen. Dazu ein Halstuch mit dem grünen Forstamt-Logo und einen aus Holz gedrechselten Einkaufswagen-Chip.

Obwohl Peter Wohlleben so eine Art Stichwortgeber für den Werbefeldzug des Forstamtes zu sein scheint,  wird sein Name möglichst nicht in den Mund genommen. Er ist bei den Forstämtern als Nestbeschmutzer verhasst. Ziel der Öffentlichkeitsarbeit  ist das Herausstellen der ökologischen Aspekte und der dramatischen Auswirkungen, die der Klimawandel hinterlässt. Dabei geht es den Forstämtern –  und das ist bis heute ihr vorrangiger Auftrag –  vor allem um den Forstbetrieb und die Bilanzen der Holzwirtschaft. Natürlich müssen die Forstbeamten zwangsläufig auch die negativen Auswirkungen ihrer eigenen Handlungsweise der Vergangenheit korrigieren und kritisch hinterfragen. Schließlich geht es um den Fortbestand ihrer Einnahmequelle. Weitere Geschäftsfelder sind die Jagd (ein Wildverarbeitungsbetrieb ist dem „Forstamt Soonwald“  angehängt) und auch die Nutzung der Windkraft im Wald scheint den Forstämtern eine lohnendes Geschäft zu sein.

Die Dürre greift um sich, auch im Soonwald

Zwei weitere Schwerpunkte sieht das Forstamt in der Erholungsfunktion des Waldes und in ökologischen Aspekten der Natur. Umweltbildung, „Tag des Baumes“, Exkursionen etc. werden organisiert,  die dann vor allem auch die Holzwirtschaft ins rechte Licht rücken sollen. Oft fällt dabei das Wort nachhaltig. Ein Wort, das auch in anderen Zusammenhängen nachhaltig missbraucht wird. Wenn Forstämter von Nachhaltigkeit sprechen, meinen sie in erster Linie, dass genügend Holz zur Bewirtschaftung nachwächst. Mit ökologischen Aspekten hat dies nur entfernt zu tun. Immerhin nutzt das Forstamt (durch Fällung) ¾ des Holzzuwachses. Ökologisch kann dies nicht sein, genauso wie die Wahl der Baumarten, die nachgepflanzt werden. Da die Fichte flächendeckend eingeht, konzentriert man sich jetzt schwerpunktmäßig auf die Weißtanne. Sie wurzelt tiefer, kann also eher Wasser generieren und soll resistenter gegen Windwurf sein. Dabei ist die Weißtanne durchaus auch anfällig gegen „Schädlinge“ ( z.B. Weißtannentrieblaus). Wegen ihrer genetischen Variabilität ist es schwer einzuschätzen, ob die künstliche Verbreitung der Weißtanne von Erfolg gekrönt sein wird. Tatsache ist, dass sich das Forstamt primär davon leiten lässt, welche Baumarten später den größten finanziellen Gewinn abwerfen.

Bei der Exkursion, an der ich teilnahm,  wurde auch das Thema Starkregen angesprochen. Überschwemmungen vor allem im Bereich der Ortschaften Winterbach und Winterburg (Juni 2021) brachten auch das „Forstamt Soonwald“  in Zugzwang. Wenn man die erneuerten Wege betrachtet, wird einmal mehr deutlich, dass man sich in puncto Ökologie vielleicht Gedanken gemacht hat, die Maßnahmen, die ergriffen wurden jedoch vor allem dem forstwirtschaftlichen LKW-Verkehr nutzen. Wassergebundene Wegedecken, ausladend breit, mit parallel verlaufenden Wassergräben und quer verlaufenden Abschlägen, die das Wasser verteilen sollen. Die riesigen Kunststoffrohre sind dabei eklatante Fremdkörper im Wald. Ein Konzept, das natürliche Vernässungsflächen  entstehen lassen könnte,  wurde nicht weiter verfolgt. Wie wäre es, die asphaltierten Waldwege (aus den 70er Jahren?) zu entsiegeln? Die aus preußischer Zeit stammenden rechtwinkligen, oft grob geschotterten Wege sind jedenfalls für Erholungssuchende und Wanderer kein Vergnügen.

Wirtschaftliche Nutzung und ökologisches Handeln müssen bei der Waldbewirtschaftung Hand in Hand gehen. Das Forstamt Soonwald hat dies weitgehend begriffen und stellt in einer Art  „Greenwashing“ die ökologischen Aspekte bei der Öffentlichkeitsarbeit heraus. Mich beruhigt und überzeugt das nicht! Ich sehe vor allem die durchscheinenden  Prämissen des Forstamts: Holzverkauf, Wildvermarktung, Energiegewinnung durch Windradansiedlung.  Die Politik bei der Neuanpflanzung von Bäumen, der Wegebau, Wildhaltung sind diesen Zielen untergeordnet. Begriffe wie: Ökologie und Nachhaltigkeit verkommen so zu leeren Worthülsen.

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