Kaugummiautomaten

Anfangs dachte ich, das ist eine ganz besondere, ausgefallene Story, doch ein Blick ins Internet zeigte mir, dass sich schon einige mit dem Thema „Kaugummiautomaten“ befasst haben. In Odernheim habe ich mal gerade zwei Automaten im Dreier- bzw. Viererpack entdecken können. Sie hängen dort schon seit ewigen Zeiten: Auf dem Kirchweg/Ecke Staudernheimer Str. und Hinterruthen auf Höhe des „Pädchens“. Da die Kinder die Zielklientel stellen, findet man die Automaten strategisch günstig gelegen auf dem Nachhauseweg und auf Augenhöhe der Grundschulkinder.

Das Kaugummi selbst scheint so alt wie die Menschheit selbst zu sein. Aus archäologischen Funden ist bekannt, dass in der Steinzeit bestimmte Baumharze gekaut wurden. (Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Kaugummi) Von den alten Griechen weiß man, dass sie das Harz des Mastixbaums verwendeten und nordamerikanische Indianer kauten das Harz von Fichten.

Noch in den sechziger Jahren gab es an den Automaten ausschließlich Kaugummis zu ziehen. Kugelrund, mit einer ordentlichen Zuckerguss-Ummantelung. Haltbarkeit mindestens zwei Jahre, entsprechend hart für den ersten Biss. Die industriell produzierten Kaugummis kamen natürlich aus Amerika. Den Namen des erfolgreichsten Unternehmers in Sachen Kaugummi kennt man noch: Mr. William Wrigley jr. , der gegen Ende des 19. Jahrhunderts sein bekanntes Spearmint entwickelte. Nach dem 2. Weltkrieg machten die in West-Deutschland stationierten amerikanischen Soldaten das Kaugummi populär.

Kaugummis für 20 Cent gibt es zwar immer noch, aber attraktiver sind die in Plastikeier verpackten Gimmicks, Slimies, Plastikringe, Bauchketten u. ä. m. Bis zu 1 € kann man in der Regel investieren. Rein mechanisch, nachvollziehbar, ohne Piepen und Knopfdruck, steckt man das Geldstück in den Schlitz und dreht einen robusten Plastikgriff nach rechts, bis das Überraschungsei den Behälter über eine kleine Schütte verlässt. Das Tauschgeschäft – Centstück gegen Ware –  ist perfekt. Für die Kinder, die  hier häufig ihre ersten Geldtransaktionen tätigen, ist das äußerst faszinierend. Selbst der Geschäftsführer des Verbandes der Automatenfachaufsteller sieht den pädagogischen Wert seiner Automaten im Vordergrund, denn für 10 bis 100 € im Jahr lohnt sich der Aufwand eigentlich nicht, zumal viele Automaten dem Vandalismus zum Opfer fallen und zusätzliche Kosten verursachen. https://www.youtube.com/watch?v=mbK2IvMpJFA. Wie Dominik Drutschmann auf Zeit-online berichtet, https://www.zeit.de/gesellschaft/2021-08/kaugummi-automaten-kindheit-erinnerung-generationen verleitet der Automat natürlich dazu, den Mechanismus überlisten zu wollen. So gab es mal spanische Münzen, die in der Mitte ein Loch hatten, durch das man einen dünnen Bindfaden ziehen konnte. Der Trick, die Münze nach vollendetem Geschäft zurück zu holen, hat eigentlich nie funktioniert und Drutschmann meint, der Kaugummiautomat hätte ihn gelehrt, dass Diebstahl sich nicht lohnt.

Unter diesen Aspekten, hätte Odernheim eigentlich ein paar weitere Kaugummiautomaten verdient.

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