Die Körpersprache ist inzwischen aus keinem Sportkommentar mehr wegzudenken. Ob im Fußball: „Da wird der Trainer in der Pause wohl die richtigen Worte gefunden haben. Die Körpersprache ist jetzt eine ganz andere als vor der Halbzeit.“ Oder beispielsweise im Tennis: „Das Momentum liegt jetzt bei ihr. Auf der Gegenseite ist die ganze Zuversicht und Körperspannung verschwunden.“ Aber nicht nur im Sport ist sie Thema, auch in der Politik. Vor Jahren haben vor allem die öffentlich-rechtlichen Nachrichtensender begonnen, Politiker auf ihrem Weg zum Interview zu filmen. Bevor das eigentliche Gespräch vor dem Mikro eingeblendet wird, werden die Volksvertreter beim Gang durch irgendwelche Flure gezeigt. Und tatsächlich, die kurzen Sequenzen verraten oft mehr über sie, als die vielen Worte, die folgen.
Über das Imitationslernen eignen sich Kinder sehr schnell eine ziemlich eindeutige Mimik und Gestik an, die sich häufig über eine enge Beziehung zu Mutter und Vater ergibt. Es gibt aber eine Körperhaltung, die ich bisher nur bei Kindern entdeckt habe. Kinder nehmen sie ein, wenn sie z.B. aufräumen sollen und keine Lust dazu haben, wenn sie um etwas gebeten werden, und es ihnen sehr lästig ist dies zu erledigen: Die Beine werden durchgestreckt, die Knie durchgedrückt, der Oberkörper klappt nach vorne und die Arme hängen schlaff herunter, der Kopf wird dabei in den Nacken genommen.
Diese Körperposition ist bei keinem Erwachsenen abgeschaut, sie scheint eher im genetischen Programm zugrunde gelegt zu sein. Und in diesem Fall kehrt sich das Imitationslernen um: Ich als Erwachsener habe die Körperhaltung von den Kindern übernommen. Ich wende sie z.B. an, wenn die Jungs in der Kita mich zum fünften Mal fragen, ob ich mit ihnen Fußball spiele, ich jedoch zu müde bin. Und die Haltung bietet sich an, wenn ich mit dem Wahlzettel in der Hand nicht weiß, wen ich wählen soll.