Odernheimer des Jahres 2020

Ich möchte hiermit eine Idee der Odernheimer CDU-Fraktion aufgreifen, die vor einigen Jahren die Aktion „Odernheimer des Jahres“ ins Leben gerufen hatte. Verdiente Mitbürger Odernheims wurden für ihr ehrenamtliches Engagement geehrt. Inzwischen findet diese Wahl leider nicht mehr statt, so dass ich sie mir für den „Odernheimer Block“ zueigen mache und eine gewisse Fortsetzung betreibe. (Man möge mir das verzeihen.)

Meine Wahl, auch wenn das Jahr 2020 noch nicht zu Ende ist, fällt hiermit auf:

Waldo Gründonner

Man mag mich der Befangenheit bezichtigen, da er und ich bei der Kulturinitiative Odernheim (KinO) engagiert sind, doch halte ich dem entgegen, dass ich umso besser weiß, was dieser Mann schon seit Jahren leistet.

Ganz aktuell: Bei den drei letzten Veranstaltungen auf dem Dorfplatz war Waldo in vorderster Front tätig. Als Saxophonist im Disibodenberg-Blasorchester, als Initiator und Hauptorganisator des erfolgreichen  KinO-Jazzkonzerts und einen Tag später bei der Organisation des Dorfmarktes. Sein Engagement kennt keine Grenzen: Er ist seit Jahren gewähltes Mitglied des Ortsgemeinderats für die Wählervereinigung ZufO (Zukunft für Odernheim), die er selbst mitbegründete und setzt sich maßgeblich ein für den neu gegründeten Dorfladen im Rahmen des Vereins Dorfleben e.V.  

Waldo Gründonner, der eigentlich Dieter heißt, ist für mich ein Phänomen, denn trotz all dieser Anforderungen ist er zugewandt, freundlich und ein allseits beliebter Gesprächspartner und Moderator. Leute seines Schlages gibt es nicht viele, und unsere Ortsgemeinde darf sich glücklich schätzen, ihn in seinen Reihen zu haben.

Sollten Sie ähnlich verdiente MitbürgerInnen kennen, schreiben Sie mir. Ich werde auch diese zu würdigen wissen.

Urlaubsgedicht

Bundesweit sind die Sommerferien zu Ende gegangen. Ein verspätetes Urlaubsgedicht kam noch rein:

An der Loire

Hitze grassiert über Monate,

Bäume bereits im Herbst

oder gestorben.

Reste vom Fluss

strömen noch,

für die Frösche im Tümpel wird’s eng.

Durchs grüne Panorama mächtiger Pappeln

ziehen Silberreiher,

glänzend weiß

heben sie (sich) ab.

Autorin unbekannt

Ein neues Kunstwerk für Odernheim und Hildegard

Es ist vor allem der Initiative Berthold Schmidts zu danken, dass es im Ort Odernheim eine Hildegard-Statue gibt. Die zahlreichen Pilger und Besucher der Klosterruine werden auf diese Weise auch im Ortskern Odernheims fündig, wenn sie sich auf die Spuren Hildegards begeben. Wenngleich ich mir vorstellen kann, dass sie sich vielleicht etwas mehr Zeugnisse von der Ikone des Mittelalters erwartet hätten. Ein zwischenzeitlich vorhandenes Pilgerbüro wurde wieder geschlossen.

Auf dem Marktplatz von Odernheim zu sehen

Wer sich etwas eingehender mit Hildegard von Bingen beschäftigt, wird jedoch schnell feststellen, dass die feine kleine Skulptur (gefertigt von der Bildhauerin Tina Lorentz) dem universellen Schaffen, der von Papst Benedikt 2012 heilig gesprochenen Hildegard, alleine nicht gerecht werden kann. Aus diesem Grund entstand die Idee für ein ergänzendes Kunstwerk:

Ein grober Entwurf von einem, der nicht sonderlich gut zeichnen kann.

Der Entwurf der Installation besteht aus einem gemauerten Sandsteinsockel, der das Mittelalter versinnbildlichen soll. Diesem Sockel entsprießen drei verschiedene Metallröhren. Auf der Abbildung links spannt sich bogenförmig ein Mast aus Edelstahl, der am äußersten Ende eine LED-Leuchte enthält, die symbolisch in die Zukunft strahlt. Hildegard war mit ihren Arbeiten ihrer Zeit weit voraus, und Licht hatte für sie eine metaphysische Bedeutung. In der Mitte ist eine Röhre aus Kupfer vorgesehen. Sie endet in Form eines Trichters und bezieht sich auf die Aussage, dass Hildegard auch als Posaune Gottes bezeichnet wurde. Auf der Abbildung rechts endet die Metallröhre in einer Erregungs-Kurve. Hildegard war eine(r) der ersten überhaupt, und wohl die erste Frau, die sich in ihren Schriftzeugnissen mit der Sexualität der Frau und des Mannes auseinandergesetzt hat. (http://www.hanna-strack.de/wp/wp-content/uploads/2013/10/Sexualit%C3%A4t-bei-Hildegard.pdf)  (www.spiegel.de/spiegelgeschichte/a-711479.html). Alle drei Masten werden spiralförmig von einer Rinne umfasst, die, sofern möglich, mit Heilpflanzen bestückt werden soll. Ob Hildegard tatsächlich als  Heilpflanzenkundlerin aktiv war, ist wissenschaftlich umstritten. Sie wird jedoch weltweit damit in Verbindung gebracht. Ein in das Kunstwerk eingebautes Pumpwerk könnte möglicherweise über die stilisierte Posaune für die Bewässerung der Pflanzen sorgen und einen Sprinkler in Gang setzen.

Der Entwurf des Kunstwerks sieht eine Höhe von etwa vier bis fünf Meter vor. Als Standort wäre eine Verkehrsinsel denkbar, so dass jeder, der Odernheim durchfährt gleich einen Hinweis darauf erhält, dass dies der Ort ist, an dem Hildegard v. Bingen fast 40 Jahre lang gelebt hat. Der Kostenvoranschlag geht von etwa 50 000 € aus. Interessierte Sponsoren wenden sich bitte an den Betreiber des `Odernheimer Blocks´.

Von Vorgärten …

… kann häufig nicht mehr die Rede sein. In neutraler Verwaltungssprache würde ich von  „Hausumgebende Grundstücksfläche“ sprechen.

Die meisten Menschen der sogenannten zivilisierten Welt haben den Bezug zur Natur verloren.  Symbolisch dafür ist die derzeit trendige „Vorgartenkultur“, die auch in Odernheim ins Auge fällt. Pflanzen, sofern sie überhaupt noch eine Rolle spielen, stammen häufig aus dem „Modekatalog“  irgendeines Gartencenters und sind so exotisch, dass sie keinem heimischen Insekt das Überleben sichern könnten. In den arrangierten Steinwüsten verirrt sich kaum ein Tier. Allenfalls toleriert sind ausgestellte Nachbildungen (Reiher, Igel, Raben, Erdmännchen usw.) aus Plastik oder anderen Kunststoffen.

Diese Tiere sind pflegeleicht, machen keinen Dreck, sie stechen und beißen nicht und verursachen keine allergischen Reaktionen. Und tritt tatsächlich mal eine leibhaftige Spezies, seien es Wespen, Raupen oder Käfer, mal gehäufter auf, werden sie gleich zur Plage ausgerufen. Die passende chemische Keule steht in den Regalen bereit.  Das eigene Haus wird zu einer Festung gegen jegliche Kreatur, die draußen kreucht und fleucht oder sich in Ritzen zwischen Pflastersteinen zeigt. Die Natur wird offensichtlich als bedrohlich wahrgenommen.

Die Prioritäten sind deutlich

Spaziergänge durch Wald und Feld vermeidet man wegen Zeckengefahr, außerdem könnten Äste auf den Kopf fallen. „Bäume (am Haus) machen nur Dreck“, heißt es: Gemeint ist das Laub, das man natürlich nicht liegen lassen kann, da es dem englischen Rasen schadet. So wird ein genialer natürlicher Kreislauf der Bäume von Humusbildung und Nahrungszufuhr unterbrochen und fällt einer naturfeindlichen Ästhetik zum Opfer.

Der Verlust an Naturfläche durch die, auch als „Gärten des Grauens“ bezeichneten, „Vorgärten“ ist beträchtlich. Da die Auswirkungen auf das Kleinklima in den Städten spürbar sind, hat u. a. das Land Baden-Würrtemberg, die Städte Neuwied, Xanten, Erlangen, Dortmund, Paderborn u.v.m. das Anlegen vermeintlich pflegeleichter Steingärten verboten. Der derzeitig grassierende Hang der Hausbesitzer alles rund um´s Gebäude zuzupflastern oder mit Schottersteinen zu versehen führt innerorts zu einem weiteren Aufheizen der Umgebung. Dem wird wiederum mit Klimaanlagen begegnet, die ihrerseits Energie kosten und zusätzliche Hitze nach außen abgeben.

Die Motive, das eigene Haus mit einer Pflaster- oder Steinwüste zu umgeben, sind vielschichtig:

  • Man liebt die Ordnung
  • Man braucht einen Stellplatz für´s Auto
  • Man hat es gerne sauber
  • Man hat keine Zeit/Lust für/auf Gartenarbeit
  • Man folgt einem Modetrend (der Nachbar/Bekannte macht es vor)
  • Man findet bunte (graue) Pflastersteine schön
  • Man kann sich kreativ betätigen
  • Sonderangebote im Gartencenter
  • Man empfindet Insekten und anderes Getier als unangenehm/bedrohlich
  • Man möchte alles unter Kontrolle haben

Wir Menschen waren mal Teil der Natur. Doch seit wir existieren, sägen wir an dem Ast auf dem wir sitzen und schaffen es nicht unsere Vermehrung, unseren gigantischen Konsum, unsere maßlose Ressourcenverschwendung und damit die hemmungslose Ausbeutung dieses Planeten (es ist nicht unser Planet) zu stoppen. Die Natur ist unsere Existenzgrundlage und jedes Lebewesen auf der Erde hat schon allein durch seine Anwesenheit ein Recht darauf geschützt und wertgeschätzt zu werden. Der Umgang mit Wespen, Ameisen, Prozessionsspinnern, Zecken, Hornissen, Schnaken usw. kann erlernt werden und muss nicht zwangsläufig in einen Feldzug, mit dem Ziel der Vernichtung, einhergehen.

Wohin so ein Vernichtungsfeldzug führen kann, zeigen Erfahrungen in China: In  weiten Teilen Chinas hat man zu Zeiten Maos (Ende der 50er Jahre) Spatzen ausgerottet, da sie als Bedrohung für die Getreideversorgung galten. Folge davon war, dass nun „schädliche“ Insekten überhand nahmen, die zuvor von den Vögeln in Grenzen gehalten wurden. Konsequenterweise bekämpfte man diese nun auch durch massiven Pestizideinsatz. Neben einer Vielzahl anderer Insekten waren auch die Bienen Opfer der Maßnahmen. Bis heute müssen nun Menschen diese Aufgabe übernehmen, ohne auch nur ansatzweise Blüten in der Qualität und Menge zu befruchten, die zuvor von Insekten bestäubt wurden. Quelle: http://www.bee-careful.com/de/initiative/menschliche-bienen-china/

Bestäuber, ein Beruf mit Zukunft !

Sommerloch

Tschernobyl (Pixabay)
Lettweiler

Kleiner Sarkophag, nach Vorbild des baugleichen Typs in Tschernobyl, in Lettweiler entdeckt. Das „Odernheimer-Block-Rechercheteam“ machte ihn in der vergangenen Woche ausfindig. Lettweiler, im Volksmund auch „Kleinsibirien“ genannt, unscheinbar und abgelegen, scheint prädestiniert zu sein für die Zwischenlagerung von atomaren Abfällen. Angesichts der Lage vermutet niemand so etwas in dem kleinen Dorf. Selbst die Anwohner wirken ahnungslos. Doch das Dorf hat sich in den vergangenen Jahren zunehmend herausgeputzt. Die Erklärung dafür ist nun gefunden: Der getarnte Betrieb spült Geld in die Gemeindekasse.

Klimawandel in Odernheim

Es ist herrliches Wetter und ich liebe den Sommer. Ein Tag nach dem anderen endlos blauer Himmel. Doch die unbeschwerte Freude aus Kindertagen will sich bei mir nicht mehr so recht einstellen. Wir ahnen, nein, wir wissen es: Der Klimawandel macht auch vor Odernheim nicht halt. Angesichts der seit Monaten anhaltenden Trockenheit muss man staunen wie grün es rund um Odernheim noch ist. Vereinzelt fiel zwar etwas Regen, doch eigentlich habe ich das Gefühl, unsere Region wird bei steter Ostwind-Wetterlage von Niederschlägen nicht mehr berücksichtigt. Viele Fichten haben keine Kraft mehr sich dem Borkenkäfer zu erwehren, geschweige denn der Dauerhitze zu trotzen. Ebenso lassen viele Laubbäume ihre Blätter hängen und die äußersten Äste verdorren. Beim nächsten Sturm werden sie herunterbrechen.

Als Hobby-Forstwirt tut´s mir in der Seele weh. Meine Baumpflanzungen im Herbst vergangenen Jahres, waren letztlich für die Katz. Was kann man tun?

Wütend protestieren ?

Lost Places 1

Zum Kommentar von Tina und Christian:

Ich gebe zu, dass ich über meine Empörung und den brutalen Gegensatz des Vorher < > Nachher, (siehe Fotos), mit meiner Kritik etwas zu weit gegangen bin. Die jetzige Gestaltung des Grundstücks steht dem Besitzer natürlich völlig frei. Dass sie mir nicht gefällt, gehört nicht in ein öffentliches Forum. Ich entschuldige mich dafür. Das Entscheidende und das hauptsächliche Ziel meiner Kritik ist aber der Vorgang an sich. Wie kann es dazu kommen, dass ein von der Allgemeinheit (Grundschule) sinnvoll genutztes Areal an Privat verkauft wird und eine Bebauung jeglicher Art scheinbar ohne Probleme genehmigt werden kann. Ein paar Meter weiter, in der gleichen Straße, wollte beispielsweise der TVO das Dach seiner Turnhalle mit Photovoltaik ausstatten, das wegen der Optik (Denkmalschutz) nicht genehmigt wurde.

Gedichte schreiben

Es gilt etwas nachzuholen: Wie man auf dem Logo des „Odernheimer Blocks“ entziffern kann, ist unter anderem auch „Lyrik“ als Thema benannt. Dies kam bisher erst einmal zu seinem Recht. Aber, ist Gedichte schreiben nicht völlig out? Nun, die Zeiten, als man beispielsweise noch in Reimform “ a-b-a-b“ und im Metrum eines vierfüßigen Jambus schreiben musste, sind passé. Aber z.B. Poetry-Slams oder Rappertexte (reim dich oder ich schlag dich) zeigen, dass kreativer Umgang mit Sprache und allen dazugehörenden Freiheiten unbedingt angesagt ist. Da wir gerade Ferienzeit und möglicherweise auch Muße haben, bin ich ganz neugierig darauf, ob es aktuell noch GedichteschreiberInnen gibt? Habt Mut und schickt mir eure sprachlichen Ergüsse zu, egal ob von zu Hause oder aus dem Urlaub, egal ob anonym oder unter Pseudonym. Auf jeden Fall mal etwas anderes als ein gelungenes Urlaubsfoto.

Um euch ein Beispiel zu geben, das ermutigen soll:  Mein Urlaubsgedicht aus dem Jahre 2008.



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Meditation im Sprühnebel

Der Hubschrauber kreist wieder über Odernheim. Es klingt immer etwas bedrohlich, wenn das wabernde Knattern von den Steilhängen des Stempelsbergs oder vom Südhang des Disibodenbergs reflektiert wird und der Hubschrauber in spektakulären Wendungen im Auftrag einer „Spritzgemeinschaft“ um die Weinberge kurvt. Es geht dabei um Schutz, um vorbeugenden Schutz!

Der Winzer möchte seine Reben in erster Linie vor Pilzbefall schützen. Dies wird vorbeugend gemacht, so wie es am Rande der Spazier- und Wanderwege auf Warnschildern zu lesen steht. „Vorbeugend“ hört sich beruhigend an, heißt aber nur, dass man auf jeden Fall schon mal spritzt, egal, ob ein Pilzbefall droht oder nicht. Dass der Winzer dies so handhabt, ist nachvollziehbar. Er möchte jedes Jahr eine reichliche Ernte einfahren, und jeder, der einen Garten bewirtschaftet, weiß, wie ärgerlich es ist, wenn beispielweise die Schnecken über den Salat herfallen und die vorherige Mühe des Pflanzens und Gießens umsonst war (für die Schnecken war´s ok).  Schließlich hat man auch Geld investiert. Das ist beim Winzer auch so, es gibt allerdings noch andere Motive:

Der Winzer spart Geld, weil die Behandlung schneller erledigt wird und Lohn für zusätzliche Mitarbeiter nicht anfällt. Man könnte die Spritzungen in Handarbeit gezielter an die Rebstöcke bringen, wäre selbst aber verstärkt dem Gift ausgesetzt, dass man im Steilhang ausbringt. Der Hubschraubereinsatz sorgt also auch für gesundheitlichen Schutz des Winzers. Aber, wie sieht es aus mit der Gesundheit und dem Schutz der Anwohner, der Wanderer und Pilger, der Böden, der Insekten, der Vögel, der Wildpflanzen, der Oberflächengewässer, des Grundwassers?  

Die giftigen Aerosole, die in diesem Jahr schon zum fünften Mal (nächster geplanter Termin 06.07.) vom Hubschrauber verteilt wurden, enthalten nicht weniger als einen Cocktail von bis zu zehn unterschiedlichen Chemikalien. Sie wurden zwar alle langen Testreihen (vom Hersteller) unterzogen, bevor eine Zulassung erfolgte, doch die mit den Mitteln verbundenen Warnhinweise sprechen eine eigene Sprache und lassen jede vorab ausgesprochene Beruhigung wie eine Seifenblase zerplatzen. Hier eine kleine Auswahl  der verwendeten Stoffe, samt einer beispielhaften Zusammenstellung  dazugehöriger Warnungen:

  • Folpan 80     kann allergische Reaktionen hervorrufen, verursacht schwere Augenreizung, gesundheitsschädlich beim Einatmen, kann vermutlich Krebs erzeugen, giftig für Wasserorganismen, schädigend für Populationen relativer Nutzinsekten usw.
  • Enervin    sehr giftig für Wasserorganismen (u.a. Fische und Algen) mit langfristiger Wirkung,  jeden unnötigen Kontakt mit dem Mittel vermeiden usw.
  • Netzschwefel wiederholter Kontakt kann zu rissiger und spröder Haut führen, beim Umgang mit dem Produkt nicht essen, trinken oder rauchen, der Arsengehalt des Schwefels darf 250mg/kg nicht überschreiten usw.  
  • Profiler verursacht schwere Augenreizung, sehr giftig für Wasserorganismen, behandelte Flächen erst nach Abtrocknen des Spritzbelages wieder betreten usw.
  • Vivando beim Umgang mit unverdünntem Mittel Schutzanzug und festes Schuhwerk tragen usw.
  • Talendo extra  kann die Atemwege reizen, kann vermutlich Krebs erzeugen usw.

Wie erwähnt, ist dies nur eine Auswahl der Mittel, die bereits in Odernheim per Hubscharuber ausgebracht wurden. Wer dem Prozedere vor allem am Stempelsberg, aber auch am Disibodenberg mal zugeschaut hat, wird leicht feststellen können, dass sich eine Abdrift der Sprühnebel,  je nach Windstärke, gar nicht vermeiden lässt.  Man nimmt eine Gefährdung, beispielweise der Anwohner am Stempelsberg  oder der Bewohner der Niedermühle in Kauf und die tragen, genauso wie Wanderer auf dem Hildegard-Pilgerpfad,  keine Schutzausrüstung. Von Wanderern scheint man zu erwarten (siehe Warnschild), dass sie sich vorab über die geplanten Spritztouren der Hubschrauber informieren und entsprechend ihre Ausflüge planen, ansonsten droht u. U. eine Meditation im Sprühnebel.

Hinzu kommt am Stempelsberg das Vorhandensein eines kleinen namenlosen Bächleins, dass sich idyllisch, am Wingert entlang, den Berg herabschlängelt und in den Odernheimer Heimelbach mündet. Das Vorkommen eines Gewässers ist eine strenge Kontraindikation (ADD ) zum Ausbringen von Pflanzenschutzmitteln. Das Argument, der Bach führe nicht durchgängig im Jahr Wasser, reichte den Verantwortlichen aus, eine Genehmigung zu erteilen. Hinzu kommt, dass die Kombination der verschiedenen Chemikalien, die sich im Behälter des Hubschraubers befindet, unbekannte Risiken birgt. Die Wechselwirkungen sind nicht erforscht. „Wird als nicht Bienen gefährdend eingestuft“ lautet eine Formulierung, die in der Produktbeschreibung der verschiedenen Mittel häufiger zu lesen ist. Sie legt schon offen, dass man sich nicht sicher ist, ob dies tatsächlich so ist.

Besprühter Wingert = schrafffierte Fläche / Bachlauf = gelb / Pilgerweg = orange

Letztlich werden die Gifte, die im beschriebenen Bachlauf landen, sich nicht in Luft auflösen. Mit den nächsten ergiebigeren Regenfällen wird das Bachbett ausgewaschen und seine teuflische Fracht über den Heimelbach in den Glan spülen. Fische, bei der Benutzung der neuen Treppe werden schon mal kalt erwischt und eine Attraktion, ein Pfund, mit dem Odernheim wuchern könnte, ist direkt bedroht. Welcher Ort bietet im Sommer noch die Möglichkeit sich in einem vermutlich weitgehend sauberem Naturgewässer Abkühlung zu verschaffen.  Am Wehr der Bannmühle kann man ein Idyll erleben, dass es in der Art nicht mehr häufig  gibt. Hier sollte von Seiten der Ortspolitik alles Erdenkliche getan werden, diese Möglichkeit zu erhalten und jeglichen Gifteintrag zu unterbinden. Die eingegangenen Risiken und Schäden in der Natur, durch die regelmäßigen Spritzungen, stehen in keinem Verhältnis zum Nutzen.

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Interview mit Christoph Kaul

Foto z. Verfg. gestellt von Chr. Kaul

Dirigent und Musikalischer Leiter des Disibodenberg-Blasorchesters Odernheim.

Der Hallgartener Christoph Kaul ist 37 Jahre alt, verheiratet und hat zwei Kinder. Vor zehn Jahren hat er die Leitung des Disibodenberg-Blasorchesters Odernheim  (DBO) übernommen und die Qualität des Orchesters stetig weiterentwickelt. Mit regelmäßigen Auftritten zu Anlässen wie z.B. St. Martin oder dem Weihnachtsmarkt, aber auch mit abendfüllenden Konzerten in der Turnhalle oder Kirche, tragen er und sein Orchester maßgeblich zum kulturellen Leben Odernheims bei. Und auch außerhalb der Gemeinde erfreut sich das Orchester mittlerweile steigender Beliebtheit.

Herr Kaul, wie gehen sie mit der „Corona-Unterbrechung“ um? Vergangenen Mittwoch haben wir erstmals wieder geprobt, draußen auf dem Dorfplatz. Ich kann aber keine großen Ziele ausrufen, da bis Ende Oktober alles abgesagt wurde. Eigentlich hätten wir gern mein 10jähriges Jubiläum mit einem tollen Frühjahrskonzert feiern wollen, ich fürchte aber, dass wir bis Jahresende nicht mehr groß zum Einsatz kommen werden.

Wie kam die Verbindung mit dem DBO zustande? Jürgen Beyer, mein Vorgänger, hat das Orchester mehrere Jahre geleitet und u.a. durch Einbeziehung und Ausbildung ganzer Familien zahlenmäßig aufgebaut. Er war zu dieser Zeit Kreisdirigent und hatte mich im Rahmen eines Lehrgangs beim Kreismusikverband angesprochen. Er verpflichtete mich dort als Dozent und fragte, ob ich nicht das DBO übernehmen wolle. Damals hatte ich gerade mein Studium beendet.

Sie haben Musik studiert? Ja, ich habe an der Musikhochschule Mannheim Klarinette studiert und war zuvor zwei Jahre als Musiker bei der Bundeswehr in Karlsruhe.

Sie sind hauptberuflich Musiker? Ja, neben den Orchestern in Odernheim und Hallgarten unterrichte ich jede Woche knapp 70 Instrumental-Schüler, z.T. in Gruppen bis zu fünf SchülerInnen. Ich musiziere zwar sehr gern, aber das Unterrichten war für mich schon immer mehr als nur eine Alternative zum eigenen Spiel. Aus dem Grund habe ich auch den Studiengang des Instrumentallehrers belegt. Und man kann durchaus sagen, dass ich mein Hobby zum Beruf gemacht habe.

Spielen Sie selbst auch in einer Band oder einem Orchester? Nein. Da fehlt einfach die Zeit dafür. Mit den zwei Vereinen, den SchülerInnen, denen man gerecht werden möchte und den Auftritten ist das nicht möglich. Aushilfsweise spiele ich schon mal, beispielsweise beim Landespolizeiorchester Hessen mit, das ist aber nicht regelmäßig.

Wie viele MusikerInnen sind derzeit im DBO aktiv? Zwischen 35 und 40. Ich kann erfreulicherweise sagen, dass ich auf einen relativ soliden Grundstock von gut 25 MusikerInnen sehr verlässlich zählen kann. Im Jugendorchester und der Musikausbildung sind es nochmal 12 SchülerInnen, die noch nicht im großen Orchester mitspielen. Hier sind wir stets bestrebt, neuen Nachwuchs (müssen nicht zwangsläufig Kinder sein!) zu bekommen und freuen uns über alle, die bei uns ein Instrument lernen möchten.

Wo sind die eigenen Vorlieben, was die Musik betrifft? Das ist schwierig zu beantworten, weil ich eigentlich sehr vielen Musikrichtungen erstmal offen gegenüberstehe und diese auch verfolge. Ich mag die Rock-Pop Klassiker genauso wie eine klassische Symphonie, verfolge mit Interesse die Neueinspielungen im ganzen Klarinetten-Repertoire, höre aber auch gerne Bigband–Aufnahmen aus der goldenen Swing-Ära oder traditionelle Blasmusik. Hier beachte ich auch die vielen neuen Formationen, die derzeit besonders im süddeutschen und österreichischen Raum aus dem Boden sprießen: Zum Beispiel LaBrassbanda oder eine Blechformation, die sich Mnozil-Brass nennt und sich musikalisch auf allerhöchstem Niveau bewegt, gepaart mit unglaublich viel Show. Da bleibt einem selbst als gestandener Musiker manchmal der Atem weg.

Bei dem Stichwort „Show“ – welche Rolle spielt die Optik bei Konzerten des DBO? Eher eine untergeordnete Rolle, aber nicht, weil es nicht gewollt ist, sondern weil wir musikalisch und vom Schwierigkeitsgrad her oft an der Grenze des für uns Möglichen arbeiten und da bleibt wenig Kapazität, um da groß Show zu machen. Wir haben aber immer mal wieder kleine Bewegungselemente reingebracht, und ich sage auch häufiger, dass man sich auf der Bühne im positiven Sinne auch mal zum Affen machen muss.

Mir als Zuschauer fehlt bei vielen Blasorchestern der optische Reiz, von daher hat die Art, wie sich ein Dirigent bewegt schon eine Bedeutung für die Präsentation auf der Bühne. Ich finde ihre tänzerischen Bewegungen beim Dirigieren geben dem Auftritt eine zusätzliche Qualität. Wobei das in keiner Weise aufgesetzt ist, das kommt einfach so, und trotzdem bin ich mir sicher, dass die Bewegung auch das Orchester ein Stück weit mitreißen kann.

Das DBO hat eine beachtliche Spannbreite von Polka, klassischer Blasmusik, Latin-Pop, Rock usw. in seinem Repertoire. Mir ist bei einem Konzert eine gewisse Diskrepanz zwischen dem Outfit (siehe Gruppenfoto) und dem Liedgut aufgefallen. Wie bekommt man, die an Schützenvereinstracht erinnernde Uniform unter einen Hut mit „Born to be wild“?

„Born to be wild“ Foto zur Verfügung gestellt vom DBO

Ich bin ja in erster Linie für die Musik zuständig und wir haben einen Vorstand, der über solche Sachen befindet. Aber ganz klar gesagt: Mich persönlich stört das in keinster Weise. Eine Uniform steht für die Tradition und die Herkunft eines Vereins. Sie ist auch heutzutage noch ein Identifikationsmerkmal, was die Vereinszugehörigkeit betrifft.  Und ich bin mir ziemlich sicher, dass im Festzelt bei den Schützenvereinen auch mal „Born to be wild gespielt“ wird.

Was sind die Ziele, die Sie sich mit dem DBO gesetzt haben? Die Anzahl der personellen Besetzung und natürlich die musikalische Qualität möchte ich gerne weiter steigern, wobei mir klar ist, dass es nicht immer steil bergauf gehen kann. Das Orchester muss aber in seiner Struktur so gefestigt sein, damit uns kleine Rückschläge nicht gleich aus der Bahn werfen. Die zurückliegenden Jahre waren sehr geprägt von der umfassenden Probenarbeit mit dem ganzen Orchester.  Um nun mehr im Detail Verbesserungen zu erzielen, möchte ich in Zukunft gerne mehr Registerproben einführen.

Steht man in Konkurrenz zu den anderen Blasorchestern der Region? Man guckt natürlich mit Interesse, was die Vereine in der Umgebung machen, aber ich würde nie das Ziel ausgeben, wir müssen jetzt besser als die oder die sein. Je mehr gute Orchester es gibt, umso erfreulicher ist das für die Region. Egal auf welchem Anforderungsniveau wir uns bewegen, das, was wir an Musik spielen, muss immer gut sein. Das ist mein Anspruch.

Herr Kaul, ich bedanke mich für das Gespräch und wünsche Ihnen und dem Orchester weiterhin viel Erfolg. Das Gespräch führte B. Gennies am 17.06.2020

Link zur DBO-Homepage: http://www.disibodenberger.de/