Was sagen uns die Namen der Kindergärten? —— —— Vorsicht in der Kita „Lilliput“ ——-

Etwa ¾ der Rheinland-Pfälzischen Kitas haben einen Namen, der eher neutral gehalten und mit dem jeweiligen Ortsnamen verbunden ist, wie z.B. die  „Städtische Kita Bad Sobernheim“. Nicht so häufig werden Kindergärten und Kitas nach bekannten, bzw. verdienten Persönlichkeiten benannt. So gibt es in Wittlich beispielsweise den „Waldorfkindergarten Brüder Grimm“ oder die „Kita Hermann Rohloff“ in Bad Kreuznach, die einen Förderer und Sponsor der Einrichtung würdigt. Bei katholischen Einrichtungen stößt man häufiger auf Namen von Heiligen:  Kita St. Georg, Kita St.Nikolaus etc. Gemeinsam ist diesen Kitas, dass die Namensgebung der Erwachsenenwelt entspringt.

Mehr an der Kinderwelt orientiert sind Namen wie: Kita Pusteblume, – Zauberwald,  – Schatzinsel,       – Löwenzahn,  – Rappelkiste, – Räuberhöhle – Regenbogen(land), – Sonnengarten, – Wirbelwind, – Sausewind, – Luftikus. Mit diesen Namen orientiert man sich am magischen Denken der Kinder ab zwei Jahre, an einem gewissen Sprachwitz und einem für Kinder attraktiven Klangbild. Andere Kitas benutzen Bezeichnungen, die sich ebenfalls auf die Welt der Kinder beziehen, aber dennoch eine erwachsene Sicht auf die Kinder mitteilen. Namen wie Wichtelhaus, Krümeltreff, Wibbelstätz, Flohkiste, Eifelzwerge, Birkenbergstrolche, Mäusenest, Zwergenreich lassen Verniedlichungen erkennen. Die NamensgeberInnen geben zum Ausdruck, wie süß sie die Kinder empfinden. Liebevoll gemeint (Flohkiste, Wibbelstätz), schimmert auch schon mal durch, dass der Nachwuchs hin und wieder auch lästig sein kann. Hier könnte man kritisch anmerken, ob solche Namensgebungen noch zeitgemäß sind, wo es doch zunehmend darum geht Kindern mehr Rechte zuzugestehen, sie an Entscheidungsprozessen (Partizipation) zu beteiligen und sie in ihrer Art des Seins ernst zu nehmen.

Interessant in diesem Zusammenhang ist der Name der Odernheimer Kita: „Lilliput“. Vom Wortklang her orientiert sich der Name ebenfalls an den frühen Phasen des Sprachgebrauchs. Der Name ist dem Buch „Gullivers Reisen“ von Jonathan Swift (1720) entlehnt. Lilliput ist in dem gesellschaftskritischen Roman eine fiktive Insel, auf die es Gulliver nach einem Schiffbruch verschlägt. Als er erwacht, sieht sich Gulliver auf dem Boden gefesselt und in Ketten gelegt. Die nicht mehr als 6 Zoll großen Bewohner bringen ihm zu essen und zu trinken und ziehen ihn auf einem Holzrahmen durch die Stadt. Er wird darauf verpflichtet den Lilliputanern im Krieg gegen die Nachbarinsel beizustehen. Erst dann kommt er frei. Da er sich mehrerer Vergehen gegen die Sitten des Zwergenvolks verantworten muss, wollen ihn die Lilliputaner verhungern lassen und sein Skelett als Monument verwenden. Also liebe Eltern, Vorsicht beim Besuch der Odernheimer Kita. Auch den Erzieherinnen gilt mein Mitgefühl.

Was befindet sich wohl unter der Plane?

Anhang

So fantasievoll manchmal die Namen der Kitas sind, so verarmt ist der Sprachgebrauch bei der Bezeichnung der Angestellten. Verwaltungs-Deutsch hat sich durchgesetzt. Wie kann man einen so schönen, passenden Begriff wie „KindergärtnerIn“, durch „ErzieherIn“ oder „Fachkraft“ ersetzen? Der Kindergarten ist immerhin eine deutsche Erfindung (von Friedrich Fröbel 1840 ins Leben gerufen) und „Kindergarten“ ist deshalb in vielen Ländern u.a. in den USA ein feststehender Begriff.

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