Interview mit Christina Dietz

Christina Dietz ist durch und durch ein „Urumer Mädel“. Im Kirchweg geboren, mit allen Odernheimer Traditionen groß geworden, ist sie bis heute mit ihrem Heimatort fest verwachsen. In zahlreichen Vereinen ist sie engagiert und auf etlichen Festen tritt sie mit der Odernheimer Band „Phönix“ oder solo als Sängerin auf. Beim Fußballverein SCO ist sie als Geschäftsführerin tätig.

Christina, du bist aktuell im Vorstand des Fußballvereins SCO. Wie kam es dazu ?

Also Fußball hab ich nicht wirklich gespielt, nur mal kurz als Bambini mit lauter Jungs und da hatte ich nicht wirklich Interesse dran. Aber 1983 wurde beim SCO zur normalen Fastnacht eine Kindersitzung veranstaltet und da mein Vater als Fußballer aktiv war, haben wir Fußballerkinder halt Tänze gemacht, Vorträge und zu Playback gesungen, und das war mein Highlight.

Also kam die Bindung zum Verein eher über die Fastnacht, als über den Fußball zustande?

Ja, genau. Wobei mir der SCO eigentlich insgesamt am Herzen liegt. Ich finde es ganz wichtig, dass es Leute gibt, die sich ehrenamtlich in den Vereinen engagieren, egal ob das im TVO, SCO oder in anderen Vereinen ist. Sie sorgen letztlich für den Fortbestand der Vereine. Viele machen sich gar keine Gedanken darüber, was es bedeutet so ein Ehrenamt wahrzunehmen. Man übernimmt eine Unmenge an Verantwortung, hat einen Wust an Schriftkram zu erledigen und steht nicht selten mit einem Bein im Gefängnis. Wurde man früher in den Vorstand gewählt,  gratulierte man einem, heute fragt man, ob man einen „Dollen“ gefunden hat, der ein Amt übernimmt. Vereinzelt sieht man noch Gesichter derjenigen, die regelmäßig bereit stehen, wenn Engagement gefragt ist. Es werden aber immer weniger und ich habe Angst, dass uns diese kulturellen Dinge wegbrechen. Ich möchte und setz mich dafür ein, dass auch noch unsere Kinder diese Traditionen irgendwann übernehmen. Meinen Sohn Noah, der nächstes Jahr in die Schule kommt, nehme ich zu all den Veranstaltungen und Vorbereitungen mit, und er wächst von Grund auf in die Traditionen hinein.

Waren die Auftritte bei der Kinderfastnacht deine ersten Schritte auf der Bühne?

Ja, wie gesagt, das war in der Regel Playback. Man hatte ein Mikro in der Hand und musste eigentlich nur immer die Mundbewegung zu den Liedern machen. Trotzdem habe ich da gemerkt, dass mir das Singen unheimlich gut gefällt. Mein Vater hatte zuhause ein Tonbandgerät und ich habe z.B. selbst Radiosendungen moderiert. Lieder aus seiner Plattensammlung habe ich -ohne sie zu verstehen- auf Englisch mitgesungen. Gesangsunterricht habe ich nie gehabt und mir alles selbst beigebracht. Mit zunehmender Sicherheit auf der Bühne, habe ich mich gesanglich auch weiterentwickelt und singe unheimlich gerne, weil es mir einfach gut tut. Singen befreit.

Stehst du gerne auf der Bühne?

Ich bin schon eine „Rampensau“, wobei ich auch gerne hinter der Bühne stehe und organisiere. Wir hatten ja dieses Jahr das „Rasenplatz-Picknick“  auf dem Fußballfeld, was maßgeblich auch eine Idee von mir war. Nach den Corona bedingten Einschränkungen verzehrten sich die Leute ja nach Gemeinschaftserlebnissen. Auf abgezeichneten Parzellen konnte man in kleinen Gruppen und Familien seine Picknickutensilien auf dem Fußballrasen ausbreiten, während „Phönix“ aufspielte. Ein Golf-Cart fuhr von Platz zu Platz, bot Sangria und andere Getränke an. Den Hygieneauflagen war Genüge getan, und bei bestem Wetter genossen über zweihundert Besucher eine gelungene Sommerabendveranstaltung. Nach der Veranstaltung war ich fix und fertig, da ich mitorganisiert, mitgekocht und dann auch noch auf der Bühne gesungen habe. Aber es hatte sich gelohnt, und falls es sich nächstes Jahr ergibt, wollen wir die Veranstaltung wiederholen.

Trittst du noch mit anderen Musikern oder Bands auf?

Nein, nur mit „Phönix“. Seit zwei Jahren habe ich mich jedoch neben meiner hauptberuflichen Tätigkeit selbständig gemacht. Ich  trete als Eventsängerin zu unterschiedlichen Anlässen auf (Geburtstage, Hochzeiten, Firmenjubiläen, sogar Beerdigungen u.ä.m.) und kann als Sängerin gebucht werden. Aktuell liegt das natürlich brach.

Wie weit geht dein Gesangsrepertoire und hast du künstlerische Vorbilder?

Im  Wesentlichen ist das Popmusik. Bei der Musik, die ich höre, bin ich gar nicht so festgelegt. Ich mag deutschsprachige Musik, aber auch Klassisches oder jazzmäßige Musik. Ich bewundere Whitney Houston. Die hat mich sowohl gesanglich, als auch mit ihrer Ausstrahlung sehr beeindruckt.

 Vor drei Jahren hattest du beim KinO-Schlagerabend mitgewirkt!?

Schlager singe ich eher weniger, aber die KinO-Veranstaltungen sind auch immer schön. Ich war schon öfter dort, aber komischerweise sieht man dort nicht so viele Odernheimer und mit unseren Veranstaltungen sprechen wir auch nur eine bestimmte Klientel an. Aber Odernheim hat ja viele Vereine. Schützenverein, Fischerei- und Naturschutzverein, Kultur- und Verkehrsverein (auch dort ist Christina aktiv), Rüstige Rentner, um nur einige zu nennen. Der Tennisverein, wo ich von Kindheit an mitspiele, hat auch eine tolle Gemeinschaft mit etwa 40 Mitgliedern.

Um noch mal auf deine Verbindung zum SCO zu kommen: Ähnlich wie bei den DAX-Unternehmen ist es ja wohl auch eher eine Seltenheit, dass eine Frau im Vorstand eines Fußballvereins die Position einer Geschäftsführerin innehat?

Ja, das ist eine Seltenheit, aber ich habe nie irgendwelche Benachteiligungen erlebt und denke auch nicht so geschlechterspezifisch. Ich finde, wenn man in diesen Rollen denkt, dann beinhaltet es ja schon von vornherein etwas Diskriminierendes.

Wie lange machst du diesen Job schon?

Im Vorstand an sich, bin ich schon seit über 20 Jahren. Geschäftsführerin bin ich seit  5 Jahren

Zum Fußball selbst: Wie viele Fußballer kommen noch aus Odernheim?

Schätzungsweise ein Drittel der Spieler. Aber wir sind ja keine reine Odernheimer Mannschaft.  Zusammen mit Duchroth und Staudernheim bilden wir die Spielergemeinschaft: SG Disibodenberg. Der Rest der Mannschaft kommt auch überwiegend aus eben diesen Orten. Es ist nicht mehr leicht ausreichend viele Spieler zusammen zu bekommen. Es gibt so viele Konkurrenzangebote, um seine Freizeit auszufüllen. Das ist nicht mehr wie früher.

Dann werden die Spieler gekauft?

Nein

Verdienen die Spieler Geld, gibt es Torprämien? (Die 1. Mannschaft spielt in der Bezirksklasse A)

Nein, auch nicht. Allerdings seit wir einen Rasenplatz haben, ist es leichter Spieler nach Odernheim zu ziehen.

Christina, ich bedanke mich für das Gespräch.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert