Ich kenne keinen, der Uwe Seeler nicht mochte. Für mich als Kind war Uwe Seeler sehr früh ein Begriff. Seine Popularität zeigte sich auch in einem modifizierten Kinderreim, der eigentlich eher Bezug auf den ersten Weltkrieg nahm:
„Herr Meier kam geflogen auf einem Fass Benzin,
da dachten die Franzosen, es sei ein Zeppelin.
Sie luden die Kanonen, mit Sauerkraut und Speck
und schossen dem Herrn Meier die Unterhose weg.
Herr Meier musste landen auf einem Fußballplatz,
da schoss der Uwe Seeler ihm einen in die Fratz.“
Ich war vielleicht 5 Jahre alt und konnte das auswendig aufsagen. Besonders gut gefiel mir das mit der Unterhose und halt auch der Schuss vom Uwe Seeler. Gerne sah ich auch den Rasierwasser-Werbespot mit dem Fußballstar. Fröhlich „Im Frühtau zu Berge“ pfeifend, stellt Uwe fest, dass sein Rasierwasserfläschchen leer ist, was ihn aber nur kurz aus dem Konzept bringt, weil er ein weiteres volles im Schränkchen stehen hat. https://www.youtube.com/watch?v=g9vULF_ZkcY
Nun hat sich „Uns Uwe“ mit 85 Jahren verabschiedet.
Es geht auf die Sommerferien zu, und für viele steht ein Urlaub an. Wenn man dann unter Umständen Stunden auf dem Flughafen verbringen muss, kann man natürlich auf dem Smartphone herumdaddeln oder aber das Lesen neu für sich entdecken. Denn Urlaubszeit ist auch Lesezeit, oder?
Ich habe zwei heiße Tipps dazu!
Wer kenntIan McEwan? Wer kennt Haruki Murakami? Die meisten wahrscheinlich nicht. Höchste Zeit dies zu ändern. Ich habe bisher von beiden jeweils 4 Bücher gelesen und bin Fan beider Autoren. Der Brite Ian McEwan hat nahezu alles an Preisen für englischsprachige Literatur abgesahnt. Seine Art zu erzählen ist spannend, ohne dabei ein Krimiautor zu sein. Er kann wahnsinnig witzig sein und hat in seinem Buch „Solar“, eine Hauptfigur erschaffen, die bestimmt irgendwann im Film zu sehen sein wird. Obwohl schon 2010 erschienen, ist die Thematik des Buchs hoch aktuell. Sein Buch „Kindeswohl“ ist dagegen viel ernsthafter und ist das Beste, was ich in den letzten zehn Jahren gelesen habe.
Haruki Murakami ist Japaner und dort einer der erfolgreichsten Autoren der Gegenwart. Er vermittelt interessante Einblicke in die japanische Kultur. Im vergangenen Jahr wurde er als Kandidat für den Literaturnobelpreis gehandelt. Er hat einige Bücher mit Kurzgeschichten geschrieben, die gerne etwas skurril geraten. Dabei ist Murakami ein Meister im vermeiden von Klischees. Immer wieder ist er gut für überraschende Wendungen im Erzählverlauf. Auch er hat die Gabe den Leser(In) zum Lachen zu bringen. Ideale Urlaubslektüre, denn sein Schreiben wirkt spielerisch leicht. Sehr empfehlen kann ich die Romane „Naokos Lächeln“ und „Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki“.
Viel Spaß beim Lesen und schöne Ferien!
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Die Wegwarte …
.. blüht von Juli bis Ende August manchmal nur vormittags. Sie bevorzugt Standorte an Straßen und Wegen, wo der Boden stark verdichtet, ja gar steinig und fest ist. Was die Entstehung ihres Namens betrifft, gibt es eine Legende, die meine damalige Lehrerin in der Volksschule (heute: Grundschule) der Klasse erzählte:
Auf einem Volksfest lernten sich ein junger Mann und ein Mädchen kennen. Sie verliebten sich ganz innig und konnten gar nicht mehr voneinander lassen. Das Mädchen, dass wunderschöne blaue Augen hatte, musste eines Tages erfahren, dass ihr Freund in den Krieg ziehen muss. Als der Tag kam, begleitete sie ihn noch ein Stück des Wegs. Sie küssten sich zum Abschied. Beim Gehen drehte sich der junge Mann noch einmal um, winkte und verschwand alsbald hinter der nächsten Wegbiegung. Das Mädchen aber stellte sich tagein, tagaus an den Wegrain und wartete darauf, dass ihr Freund aus dem Krieg zurückkehrt. Irgendwann wurden ihre Füße und Beine ganz steif und sie begannen sich immer tiefer zu verwurzeln. Während der Rest ihres Körpers langsam grau und staubig wurde, leuchteten ihre schönen blauen Augen wie zu ihren Lebzeiten und sind noch heute an vielen Wegrändern zu bewundern.
Laien verwechseln die Wegwarte schon mal mit der Kornblume. Bei näherem Hinsehen erkennt man aber schnell den Unterschied. Sogenannte Röhrenblüten bei der Kornblume und Zungenblüten bei der Wegwarte.
Kornblume
Wegwarte
Die Wegwarte gehört zu den Zichoriengewächsen und diente früher – vor allem den armen Leuten – als Kaffeeersatz. In so manchem Bioladen kann man Zichorienkaffee auch heute noch kaufen. Junge Triebe der Pflanze können auch zu Salat verarbeitet werden. Wie der Name schon vermuten lässt, besteht eine Verwandtschaft zum Chicorée.
Obwohl die Wegwarte ja steinige und verfestigte Böden liebt, sieht man sie komischerweise nicht in den angesagten Pflaster- und Schottergärten. Möglicherweise werden sie schon im frühen Wachstumsstadium chemisch oder mechanisch bekämpft. So versäumt manch HausbesitzerIn, von wunderschönen blauen Augen vormittags begrüßt zu werden.
Anfang Juni stelle ich fest, ich brauche eine neue Hose für den Sommer. Eine Reise nach Bad Kreuznach und das Durchkämmen der Kleidergeschäfte führt nicht zum Erfolg. Also: Internet.
Ich werde nach relativ kurzer Suche fündig und bestelle eine Zipp-Hose mit Cargotaschen, inklusive Mückenabwehr und eingebautem Sonnenschutz. Prompt folgt auf meine Bestellung die Bestätigung per Mail. Auch meine Bestelldaten werden noch einmal mitgeteilt. Kurz darauf wird die Abbuchung des Kaufbetrags vom Finanzdienstleister bekannt gegeben. Am nächsten Tag bekomme ich die Meldung: Mein Bestellstatus lautet: In Bearbeitung. Wenig später erhalte ich eine Mail: „Danke, dass sie sich für den Kauf einer Hose bei uns entschieden haben“. Eine Rechnung befindet sich im Anhang. Danach folgt am nächsten Tag die: „Gute Nachricht“: Die Bestellung ist gepackt und macht sich auf den Weg. Versehen mit einer Trackingnummer, könne ich den Weg des Pakets verfolgen. Nahezu gleichzeitig vermeldet das Paketversandunternehmen das geplante Zustelldatum mit Kontrollnummer. Ein wenig verfrüht erhalte ich eine weitere Mail, in der man sich für den Kauf der Hose noch einmal bedankt und mich bittet eine Bewertung abzugeben. Und dann endlich, der Paketversand kündigt an: Wir kommen heute! Obwohl ich es gar nicht so eilig hatte, freue ich mich. Neugierig öffne ich das sicher verpackte Päckchen und stelle fest: Die Hose passt nicht.
Entlang des Glans und der Nahe säumen typischerweise Erlen und Weiden die Flussufer. Wie man unschwer erkennen kann, geht es den Weiden zurzeit nicht so gut. Spärlich beblättert, recken sie vermehrt trockene Äste über den Flusslauf.
Einen Hinweis auf die Ursache geben vermeintliche Regentropfen, die man schon mal bei sonnigem Wetter abbekommt. Früher hieß es dann eine Hexe habe gespuckt oder der Kuckuck wurde dafür verantwortlich gemacht. Heute weiß man, dass kleine Schaumnester an den Zweigen der Knackweide dafür verantwortlich sind. Die Weidenschaumzikade zieht in diesem Gemisch aus Pflanzensaft und Exkrementabsonderung ihre Larven groß. Wenn auch nicht angenehm, giftig sind die Tropfen für den Menschen nicht. Manchmal ist der Befall der Zikaden so groß, dass sich große feuchte Flächen unter den Baumkronen ausbreiten.
Schaumzikade, etwa0,5 cm groß
Schaumnest an einer Knackweide
Wie die Eichen, die vergangenes Jahr vom Prozessionsspinner heimgesucht wurden, werden auch die meisten Weiden den flächendeckenden Befall überstehen. Vor drei Jahren machte sich der Buchsbaumzünsler in vielen Gärten über den immergrünen Strauch her. Viele Vorgartenbesitzer entfernten daraufhin ihre Buchsbaumbüsche. Vielleicht etwas übereilt, denn jetzt grünen sie wieder und der Zünsler hat seine Population wieder auf Normalmaß zurückgeschraubt. Anfang der neunziger Jahre machte sich der Schwammspinner -vor allem im Donnersbergkreis- über die Laubbäume her. Wenn man im Wald stehen blieb und lauschte, konnte man – leise knackend – die Fressgeräusche der Raupen hören. Weite Teile der Wälder zeigten sich mitten im Sommer braun, so dass schon über den Einsatz von chemischen Mitteln diskutiert wurde. Doch der „Spuk“ war nach zwei Jahren vorbei und die Wälder regenerierten sich. Auch wenn so ein Insektenbefall durchaus natürlich sein kann, spielt der Klimawandel mit seinen ausgeprägten Trockenheitsphasen eine beschleunigende Rolle. Die Zikaden jedenfalls mögen die Trockenheit und weniger resistente Bäume recken dann gerippeartig ihre Äste in die Luft und gehen ein.
Das Geld wird knapp. Zumindest geht es vielen so. Corona, und vor allem der Ukraine-Konflikt befeuern die Inflation, was die Preise von Energie und Lebensmitteln steigen lässt. Lieferengpässe und der Fachkräftemangel tun ihr Übriges.
Auch in den Straßen Odernheims ist es zu spüren. Symptomatisch rollen bimmelnd – phasenweise täglich – die Pritschenwagen durch die Gassen und machen darauf aufmerksam, dass Alteisen eingesammelt wird. Und wenn dann noch ein originell phrasierter Ruf: „ALTEISEN!“ ertönt, fühlt man sich schon mal in frühere Zeiten versetzt:
Ein Pritschenwagen auf Sammeltour im Rosenweg
Damals kamen u. a. noch der Milch- und der Kohlenmann an die Türe, oder sie machten ebenfalls mit Glockengeläut auf sich aufmerksam. Meine erste Schulfibel, mit der ich lesen lernte, gibt einen Einblick in die Berufswelt der frühen 60er Jahre:
Am besten gefiel mir der „Lumpensammler“, was seinerzeit mein Traumberuf war. Aber was möglicherweise mit etwas Romantik wahrgenommen wird, zeugt eigentlich von finanziellen Nöten. Ich persönlich finde es gut, dass manch einer die Initiative ergreift und Metallschrott einsammelt, um ein paar Euro zu verdienen. Für die Anwohner ist das durchaus bequem. Unbrauchbar gewordene Metallreste lassen sich auf die Weise los werden, und man kann sich den Weg zum Wertstoffhof sparen. Der Entsorgungsbetrieb Geiss in Bad Kreuznach zahlt derzeit 300 € pro Tonne Alteisen, also 30 Cent pro Kilo. Klar, dass man damit nicht reich werden kann. Der AWB (Abfallwirtschaftsbetrieb) in Bad Kreuznach sieht das private Sammeln jedoch nicht so gern, da ihm auf diese Weise Einnahmen entgehen. Metallschrott könnte theoretisch auch in der Restmülltonne entsorgt werden. Er würde dann auch aussortiert und recycelt werden. Waschmaschinen, Kühlschränke und ähnliches mehr gehören übrigens zum Elektroschrott und dürfen nicht vom Alteisenhändler entsorgt werden.
Das kulturelle Angebot in Odernheim ist überbordend und reicht vom Schützenverein, Fußball- und Turnverein, über die „Rüstigen Rentner“, der Kulturinitiative (KinO) und zahlreichen weiteren Verbänden bis hin zur Kirche. Ein Verein, der gar nicht so viel Aufhebens von sich macht, aber schon seit 15 Jahren Bestand hat, ist die Kinder- und Jugendgruppe des NABU, genannt NAJU (Naturschutzjugend). Für das kontinuierliche Angebot verantwortlich sind Katrin Helm-de Wyl, Martina Blank und Katinka Peerenboom. (Auf dem Bild v.l. bei einer Nachtwanderung)
Angeregt durch Johannes Gutschker vom Odernheimer Planungsbüro wurde die Gruppe 2007 ins Leben gerufen. Mit dem Ziel den heranwachsenden Kindern die Natur näher zu bringen, traf man sich alle 2 Wochen und ging bei Wind und Wetter hinaus in die Landschaft. Es ergänzte sich ganz gut, dass Martina und Katrin die eigenen Kinder mitnehmen konnten. Dazu bot sich an, die Aktivitäten unter dem Dach des NABU anzugehen, da vorhandene Strukturen, wie z.B. der Versicherungsschutz genutzt werden konnten, berichtet Martina Blank.
Durch die herausragende Arbeit der drei Frauen haben sich zahlreiche Kinder über Jahre hinweg hautnah in und mit der Natur beschäftigt. Dabei stand nicht unbedingt die Vermittlung von biologischem Fachwissen im Vordergrund. „Die Bedürfnisse der Kinder gehen in eine andere Richtung“, sagt Katrin Helm-de Wyl. „Sie wollen draußen mit anderen Kindern spielen und Spaß haben. Wir haben dies Bedürfnis verknüpft mit Themen, wie „Feuer, Wasser Luft“, Bienensterben, Müllsammelaktionen, Landart (künstlerische Auseinandersetzung mit der Natur), Landwirtschaft, Vögel und Pflanzen u. v. m.“ Dazu kamen Ausflüge, mit den älteren Kindern. Man übernachtete auch schon mal draußen und verschaffte vielen Kindern unvergessliche Erlebnisse. Katinka Peerenboom berichtet von der Begeisterung der Kinder beim gemeinsamen Marmelade einkochen über offenem Feuer. Nicht so gute Erfahrungen sammelte man manchmal mit Experten, die man einlud. Sie hatten zwar großes Fachwissen, aber wenn das nicht kindgerecht vermittelt wurde, schwand das Interesse der Kinder sehr rasch.
Die bestehende NAJU-Gruppe trifft sich nach wie vor, auch wenn manch Teilnehmer schon um die 18 Jahre alt ist. Einige der erwachsenen Jugendlichen sind auch bereit, sich zukünftig als Betreuer zu engagieren, wenn am 7. Mai 2022 eine neue Gruppe im Grundschulalter an den Start geht. Geleitet wird diese Kindergruppe dann von Benno Gennies und Isabelle Gemmer.