Unser Verhältnis zu Tieren …

… ist neben vielen anderen Dingen im Wandel begriffen.

Noch im Jahr 2005 kam die Mopsfledermaus zu unerwarteter Popularität, als sie von Naturschützern zur Verhinderung des Flughafens Hahn in die Diskussion gebracht wurde. Für Kurt Beck, dem damaligen Ministerpräsidenten, und sicherlich auch für die Mehrheit der Bevölkerung war dies absurd. Arbeitsplätze, die Chance einer Region zu wirtschaftlichem Aufschwung zu verhelfen, standen für sie im krassen Missverhältnis zum Schutz einer bis dato kaum wahrgenommenen Spezies. Bekanntlich konnte der Bau des Flughafens zwar verzögert, aber nicht verhindert werden.

Ziemlich aktuell ist der Fall der Ratte, die in Bad Kreuznach im Loch eines Kanaldeckels stecken blieb. Die alarmierte Feuerwehr befreite das Tier und brachte es anschließend zu einem Tierarzt. Große Empörung in der Presse über das – nach Meinung der Leser – völlig unangemessene Handeln der Feuerwehr. „Wenn ein Tier in Not geraten ist, retten wir es“  lautete die klare Stellungnahme des Feuerwehr-Pressesprechers.

Auch auf die sogenannten Ratten der Lüfte wurde im niederrheinischen Kleve Rücksicht genommen: Das baufällige Dach des dortigen Bahnhofs sollte im vergangenen Frühjahr abgerissen werden. Als man ein brütendes Ringeltaubenpaar entdeckte, stellte man die Abrissarbeiten ein und wartete ab, bis der Nachwuchs flügge geworden war.

Zeigen diese Maßnahmen eine veränderte Haltung der Menschen zum Tier? Immer mehr, auch wenn es  nur eine Minderheit ist, verzichten auf Fleischkonsum, um das Töten von Tieren nicht zu befördern. Dass Tiere auch Gefühle haben, selbst lachen und trauern können, wird immer mehr zur Erkenntnis. Wozu sind wir Menschen mit Einfühlungsvermögen und Empathie gegenüber Tieren ausgestattet? Heilende Wirkungen von Hippotherapie, Schwimmen mit Delfinen oder der Einsatz von Hunden im  Schulunterricht halten uns vor Augen, dass eine enge Verbundenheit zwischen Mensch und Tier besteht. Die Augen eines jeden Kindes strahlen beim Streicheln eines Hundes oder beim Anblick eines Eichhörnchens. Und wenn er noch nicht völlig abgestumpft ist, geht dies auch dem Erwachsenen so.

An dieser Stelle sei ein kurzes Video empfohlen: https://www.youtube.com/watch?v=FZ-bJFVJ2P0 Es handelt von Damian Aspinal, der als Kind mit einem Gorilla aufwuchs. Der Gorilla wurde später erfolgreich ausgewildert. Nach Jahren versucht Aspinal ihn ausfindig zu machen und hat Erfolg.

Angesichts dieser Erkenntnisse ist die andere Realität kaum zu ertragen:  Millionenfacher Mord an industriell erzeugten männlichen Küken ist nach wie vor gängige Praxis, genauso wie die tierquälerische Hühnerkäfighaltung oder sogenannte Kastenhaltung von Schweinen.  Wieso nehmen wir dies auch mit unserem Konsum weitgehend hin? Warum haben Menschen (z.B. Jäger) Spaß am Töten von Tieren? Woher nehmen wir das Recht über das Leben der Tiere zu entscheiden? Die von Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner vorgelegte und vom Bundestag unterstützte „Tierwohlabgabe“ erscheint nicht nur vielen Tierschützern als zynisch: Qualzuchten, Anbindehaltung, Amputationen und andere Tierquälereien können über weitere Jahrzehnte legal praktiziert werden. Im Tierschutzgesetz steht zwar: „ Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen“, doch unter den dehnbaren Begriff „vernünftig“ fallen z.B. all die genannten Grausamkeiten.

War früher alles besser? (gemeinfrei)

Im letzten Sommer bekam ich die ersten Flugversuche einer jungen Blaumeise mit. Von der Mutter begleitet, flatterte sie vom Nistkasten zum nächsten Baum. Ein Turmfalke, der wohl schon auf der Lauer gesessen hatte, bereitete dem jungen Leben ein jähes Ende. Schneller als man schauen konnte, hatte es sich das Junge gegriffen und war mit seiner Beute verschwunden. Gefühlsmäßig bekam ich den Vorfall gar nicht auf die Reihe. Unermüdlich und über Wochen hatten die Blaumeiseneltern ihre Jungen gefüttert, gewärmt und umsorgt. Dann schlägt grausam die Natur zu.                                       Aus dem Fernsehen kennen wir die Aufnahmen, wenn Rinder sich am schmalen Ufer des Okawango drängen, um ihren unbändigen Durst zu löschen. Krokodile, einem treibenden Stück Holz zum Verwechseln ähnlich, schießen urplötzlich aus dem Wasser, greifen sich eines der Rinder, drehen sich im Wasser mehrfach um die eigene Achse und ziehen ihr Opfer unbarmherzig in die Tiefe, um es dann bei lebendigem Leibe zu verspeisen. So ist halt die Natur, sagt man dann.

Gut getarnt: Ein Holzstück versucht sich als Krokodil

Das menschliche Genom unterscheidet sich ja nur geringfügig von dem des Affen, aber erklärt sich die Grausamkeit des Menschen gegenüber den Tieren damit, dass er selbst ein Tier ist? Die Auswüchse der Massentierhaltung sicherlich nicht. Im Tierschutzgesetz ist von „Mitgeschöpfen“ die Rede, und die positiven Beispiele zu Beginn des Artikels geben mir Hoffnung, dass wir im Sinne dieses Begriffs eine aufgeklärte Einstellung zu den Tieren gewinnen können. Wenn wir die sogenannte „Tierwohlabgabe“ kritisch betrachten, sind wir allerdings noch Jahrzehnte davon entfernt.

Odernheims Ortsbild im Wandel

– Erfreulich –

Wer in Odernheim hat es gewusst? Odernheim liegt genau auf der „Deutschen Alleenstraße“. Genauer gesagt auf einer Pflanzstrecke von Abschnitt 6.  Der Verlauf startet in Fulda, geht u. a. über Gießen, Boppard bis nach Bad Kreuznach. Da Odernheim noch nicht mit einer Allee aufwarten konnte, haben mehrere Vereine und Institutionen jetzt Abhilfe geschaffen. Am Ortsausgang Richtung Staudernheim wurden 13 Bäume gesetzt, die auserkoren wurden, dem Klimawandel und den Hitzesommern zu trotzen. Das ist absolut erfreulich und wird das Ortsbild Odernheims ohne Zweifel bereichern. Auch wenn ein Schild auf den Baum des Jahres 2020 – die Robinie – hinweist, säumen nur zwei Bäume dieser Sorte den Straßenrand. Alle anderen Bäume sind sogenannte Purpurerlen. (Quelle: Öffentlicher Anzeiger, Ausgabe 3.12.) Es sind Züchtungen, die dem Standort gerecht werden sollen.

Nahezu gleichzeitig hat das Ortsbild Odernheims für viele Anwohner eine schwere Wunde zu verkraften. Ein Grundstück mit Haus und Scheune, Hinterruthen/Ecke Bahnhofsstr./Rosenweg, wurde verkauft. Der neue Besitzer machte Nägel mit Köpfen und bereinigte die Flur.

Eine Baumschutzsatzung, die der Ortsgemeinderat beschließen müsste, würde dem Dorf gut anstehen. Neben dem Schutz vor willkürlichen Fällungen ökologisch wertvoller und fürs Dorfbild relevanter Bäume, würde die Verordnung Grundstückseigentümer verpflichten Ersatzpflanzungen vorzunehmen. Auf jeden Fall wäre sie ein Beitrag, dem Klimawandel zu begegnen und würde ein ansprechendes Ortsbild befördern.

Bilder, wie diese könnten dann vermieden werden

Probleme des Alltags 3

Wie viele andere, bin ich kein Freund der dunklen und kalten Jahreszeit. Dem Glühwein kann ich allerdings Positives abgewinnen, und der schmeckt mir nur in besagter Jahreszeit. Selbst Weihnachtsmärkte finde ich ganz nett, wenn ich leicht angeduselt von Stand zu Stand schlendern kann. Und wenn ich mit dem Fahrrad ein wenig durchgefroren von der Arbeit komme, ist so ein Glühwein eine Wohltat. Als ich neulich mal wissen wollte, was denn so alles in einem Fertig-Glühwein enthalten ist und das rückwärtige Etikett der Flasche in Augenschein nahm, fand ich nur sehr allgemein gehaltene Angaben.

Was ist drin?

Nach kurzer Recherche musste ich verwundert feststellen, dass Hersteller von alkoholischen Getränken (mit mindestens 1,2 % Vol.) europaweit nicht verpflichtet sind, Angaben über Nährwert, Herkunft des Weins und Inhaltsstoffe zu machen!!! ????

Im  Internet sah ich dann meine Vermutung bestätigt: So ein Glühwein ist eine kleine Zucker- bzw. Kalorienbombe. Ein Becher fasst etwa 200 ml und verschafft mir über 200 kcal. Zum Glück mache ich ja regelmäßig meinen Waldlauf und verbrauche pro Lauf etwa 350 kcal. Prost und wohl bekomm ´s.

https://www.heilpraxisnet.de/naturheilpraxis/inhaltsstoffe-bei-gluehwein-sind-unklar-2015121651819/

https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/kennzeichnung-und-inhaltsstoffe/gluehwein-trinken-zutaten-sind-oft-unklar-41987

Darth Vader ist gestorben

Entschuldigung, der Darsteller David Prowse ist tot. Sein Tod ist den Nachrichten im Radio eine halbminütige Meldung wert und auch  in der Zeitung wird der Darsteller des Star Wars-Bösewichts mit einem ausführlichen Artikel gewürdigt. In den Filmen trat er mit der bekannten schwarzen Maske auf und konnte deshalb mimisch seine Schauspielkunst nicht so richtig zeigen. Auch stimmlich ging das nicht, da Prowse mit einem starken englischen Akzent sprach und deshalb synchronisiert wurde. Bei den unvermeidlichen Kampfszenen wurde er ohne viel Aufwand gedoubelt. Bleibt noch, seine mächtige Statur zu erwähnen, die ihn für besagte Rolle prädestinierte. Angesichts dieser, für ambitionierte Schauspieler, ungünstigen Bedingungen hat es der Darth Vader-Darsteller weit gebracht. Einen Oscar für sein Lebenswerk halte ich deshalb für angemessen.

Interview mit Christina Dietz

Christina Dietz ist durch und durch ein „Urumer Mädel“. Im Kirchweg geboren, mit allen Odernheimer Traditionen groß geworden, ist sie bis heute mit ihrem Heimatort fest verwachsen. In zahlreichen Vereinen ist sie engagiert und auf etlichen Festen tritt sie mit der Odernheimer Band „Phönix“ oder solo als Sängerin auf. Beim Fußballverein SCO ist sie als Geschäftsführerin tätig.

Christina, du bist aktuell im Vorstand des Fußballvereins SCO. Wie kam es dazu ?

Also Fußball hab ich nicht wirklich gespielt, nur mal kurz als Bambini mit lauter Jungs und da hatte ich nicht wirklich Interesse dran. Aber 1983 wurde beim SCO zur normalen Fastnacht eine Kindersitzung veranstaltet und da mein Vater als Fußballer aktiv war, haben wir Fußballerkinder halt Tänze gemacht, Vorträge und zu Playback gesungen, und das war mein Highlight.

Also kam die Bindung zum Verein eher über die Fastnacht, als über den Fußball zustande?

Ja, genau. Wobei mir der SCO eigentlich insgesamt am Herzen liegt. Ich finde es ganz wichtig, dass es Leute gibt, die sich ehrenamtlich in den Vereinen engagieren, egal ob das im TVO, SCO oder in anderen Vereinen ist. Sie sorgen letztlich für den Fortbestand der Vereine. Viele machen sich gar keine Gedanken darüber, was es bedeutet so ein Ehrenamt wahrzunehmen. Man übernimmt eine Unmenge an Verantwortung, hat einen Wust an Schriftkram zu erledigen und steht nicht selten mit einem Bein im Gefängnis. Wurde man früher in den Vorstand gewählt,  gratulierte man einem, heute fragt man, ob man einen „Dollen“ gefunden hat, der ein Amt übernimmt. Vereinzelt sieht man noch Gesichter derjenigen, die regelmäßig bereit stehen, wenn Engagement gefragt ist. Es werden aber immer weniger und ich habe Angst, dass uns diese kulturellen Dinge wegbrechen. Ich möchte und setz mich dafür ein, dass auch noch unsere Kinder diese Traditionen irgendwann übernehmen. Meinen Sohn Noah, der nächstes Jahr in die Schule kommt, nehme ich zu all den Veranstaltungen und Vorbereitungen mit, und er wächst von Grund auf in die Traditionen hinein.

Waren die Auftritte bei der Kinderfastnacht deine ersten Schritte auf der Bühne?

Ja, wie gesagt, das war in der Regel Playback. Man hatte ein Mikro in der Hand und musste eigentlich nur immer die Mundbewegung zu den Liedern machen. Trotzdem habe ich da gemerkt, dass mir das Singen unheimlich gut gefällt. Mein Vater hatte zuhause ein Tonbandgerät und ich habe z.B. selbst Radiosendungen moderiert. Lieder aus seiner Plattensammlung habe ich -ohne sie zu verstehen- auf Englisch mitgesungen. Gesangsunterricht habe ich nie gehabt und mir alles selbst beigebracht. Mit zunehmender Sicherheit auf der Bühne, habe ich mich gesanglich auch weiterentwickelt und singe unheimlich gerne, weil es mir einfach gut tut. Singen befreit.

Stehst du gerne auf der Bühne?

Ich bin schon eine „Rampensau“, wobei ich auch gerne hinter der Bühne stehe und organisiere. Wir hatten ja dieses Jahr das „Rasenplatz-Picknick“  auf dem Fußballfeld, was maßgeblich auch eine Idee von mir war. Nach den Corona bedingten Einschränkungen verzehrten sich die Leute ja nach Gemeinschaftserlebnissen. Auf abgezeichneten Parzellen konnte man in kleinen Gruppen und Familien seine Picknickutensilien auf dem Fußballrasen ausbreiten, während „Phönix“ aufspielte. Ein Golf-Cart fuhr von Platz zu Platz, bot Sangria und andere Getränke an. Den Hygieneauflagen war Genüge getan, und bei bestem Wetter genossen über zweihundert Besucher eine gelungene Sommerabendveranstaltung. Nach der Veranstaltung war ich fix und fertig, da ich mitorganisiert, mitgekocht und dann auch noch auf der Bühne gesungen habe. Aber es hatte sich gelohnt, und falls es sich nächstes Jahr ergibt, wollen wir die Veranstaltung wiederholen.

Trittst du noch mit anderen Musikern oder Bands auf?

Nein, nur mit „Phönix“. Seit zwei Jahren habe ich mich jedoch neben meiner hauptberuflichen Tätigkeit selbständig gemacht. Ich  trete als Eventsängerin zu unterschiedlichen Anlässen auf (Geburtstage, Hochzeiten, Firmenjubiläen, sogar Beerdigungen u.ä.m.) und kann als Sängerin gebucht werden. Aktuell liegt das natürlich brach.

Wie weit geht dein Gesangsrepertoire und hast du künstlerische Vorbilder?

Im  Wesentlichen ist das Popmusik. Bei der Musik, die ich höre, bin ich gar nicht so festgelegt. Ich mag deutschsprachige Musik, aber auch Klassisches oder jazzmäßige Musik. Ich bewundere Whitney Houston. Die hat mich sowohl gesanglich, als auch mit ihrer Ausstrahlung sehr beeindruckt.

 Vor drei Jahren hattest du beim KinO-Schlagerabend mitgewirkt!?

Schlager singe ich eher weniger, aber die KinO-Veranstaltungen sind auch immer schön. Ich war schon öfter dort, aber komischerweise sieht man dort nicht so viele Odernheimer und mit unseren Veranstaltungen sprechen wir auch nur eine bestimmte Klientel an. Aber Odernheim hat ja viele Vereine. Schützenverein, Fischerei- und Naturschutzverein, Kultur- und Verkehrsverein (auch dort ist Christina aktiv), Rüstige Rentner, um nur einige zu nennen. Der Tennisverein, wo ich von Kindheit an mitspiele, hat auch eine tolle Gemeinschaft mit etwa 40 Mitgliedern.

Um noch mal auf deine Verbindung zum SCO zu kommen: Ähnlich wie bei den DAX-Unternehmen ist es ja wohl auch eher eine Seltenheit, dass eine Frau im Vorstand eines Fußballvereins die Position einer Geschäftsführerin innehat?

Ja, das ist eine Seltenheit, aber ich habe nie irgendwelche Benachteiligungen erlebt und denke auch nicht so geschlechterspezifisch. Ich finde, wenn man in diesen Rollen denkt, dann beinhaltet es ja schon von vornherein etwas Diskriminierendes.

Wie lange machst du diesen Job schon?

Im Vorstand an sich, bin ich schon seit über 20 Jahren. Geschäftsführerin bin ich seit  5 Jahren

Zum Fußball selbst: Wie viele Fußballer kommen noch aus Odernheim?

Schätzungsweise ein Drittel der Spieler. Aber wir sind ja keine reine Odernheimer Mannschaft.  Zusammen mit Duchroth und Staudernheim bilden wir die Spielergemeinschaft: SG Disibodenberg. Der Rest der Mannschaft kommt auch überwiegend aus eben diesen Orten. Es ist nicht mehr leicht ausreichend viele Spieler zusammen zu bekommen. Es gibt so viele Konkurrenzangebote, um seine Freizeit auszufüllen. Das ist nicht mehr wie früher.

Dann werden die Spieler gekauft?

Nein

Verdienen die Spieler Geld, gibt es Torprämien? (Die 1. Mannschaft spielt in der Bezirksklasse A)

Nein, auch nicht. Allerdings seit wir einen Rasenplatz haben, ist es leichter Spieler nach Odernheim zu ziehen.

Christina, ich bedanke mich für das Gespräch.

Inas Nacht

Foto: Ina Müller homepage

Hiermit oute ich mich als Fan von Ina Müller und ihrer Talkshow „Inas Nacht“, die ja schon länger Kult ist und seit 2007 ausgestrahlt wird. (Zur Zeit kann man „Inas Nacht“ sporadisch im späten Nachtprogramm der ARD sehen, ansonsten sind viele Sendungen auf youtube oder in der Mediathek abrufbar.) Ina Müller hat es geschafft, alles Steife, was einem klassischen Talkshow-Format anhaftet, zu tilgen. Sie ist der Typ Frau, die kein Blatt vor den Mund nimmt und mit der viele Männer gerne Pferde stehlen würden. Sie bringt Bewegung ins Sprechgeschehen, wenn sie und ihre Gäste sich auf den Tresen setzen und ihre Beine von einer auf die andere Seite schwingen und dabei häufig über Sex plaudern. Unverkrampft wird mit dem Alkohol umgegangen, eigentlich genauso wie es in unserer Gesellschaft üblich ist. Sie beteiligt das Publikum, indem sie Fragen auf Bierdeckel schreiben lässt und sie dem Promigast zur Beantwortung vorliest. In der Regel werden die eingeladenen Promis gebeten ein Lied nach eigener Wahl vorzutragen, egal, ob man singen kann oder nicht. Und wenn mal der Ton nicht getroffen wird, ist das jenseits von peinlich und dient der zusätzlichen Unterhaltung. Getoppt wird das Ganze noch von hochkarätigen Sängern und Musikgruppen, die zur Halbzeit der Show ihren aktuellen Hit spielen. Häufig sind es neuere deutsche Gruppen, von denen ich vorher nie gehört habe, aber auch internationale Musiker, die sogar für den Auftritt von Amerika nach Hamburg jetten. In der Sendung entdecke ich neue Musik für mich und Anregungen, die mir das Radio versagt (seit Jahrzehnten die größten Hits aller Zeiten, ABBA und Smokie in Endlosschleifen). Nach dem musikalischen Auftritt kommt der zweite Gast, der sich zu dem ersten in die Bank zwängt und sich dort den Fragen stellt, die Ina Müller mit dickem Filzstift in einem Ringbuch notiert hat. In der Vor-Corona-Zeit gab es noch den Shanty-Chor, der -aufgrund der Enge der Kneipe- normalerweise draußen vor dem geöffneten  Fenster stand und jede lustige Wendung des Gesprächs spontan mit einem kurzen, aber kräftigen: „Witzig, witzig! Heute haben wir viel gelacht, denn wir sind bei Inas Nacht, ha ha ha ha ha, hey!“,[ gesanglich kommentierte. Das machte die Show ungemein lebendig, entsprechend werden die Shanties zur Zeit schmerzlich vermisst.

Für diejenigen, die diese Show nicht kennen, drei Beispiele hochkarätiger musikalischer Auftritte:

  • „Klammerblues“ von Ina Müller   https://www.youtube.com/watch?v=lAAGZgZ81EY
  • „Sure ain`t“ von Wilder Woods“   https://www.youtube.com/watch?v=nU56iQtsib0
  • „Zum Teilen bereit“ von Klan        https://www.youtube.com/watch?v=ad1jL_RqS1U

Zufällig hat Ina Müller -zeitlich passend zu meiner Huldigung- eine neue CD herausgebracht. In Anspielung auf ihr Alter ist der Titel „55“.

Plädoyer für eine neue Bestattungskultur im Zeichen des Klimawandels

Unsere Bestattungskultur hat sich in den letzten zehn, zwanzig Jahren spürbar gewandelt. Die hiesigen Friedhöfe sind traditionell geprägt von aufrecht stehenden Grabsteinen, eingefassten Beeten oder Grabplatten. Die Bepflanzung variiert, bevorzugt sind jedoch Pflanzen, die möglichst weniger Pflege bedürfen: Eriken, Astern, Stiefmütterchen u. ä.m. Manchmal entdeckt man sogar Plastikblumen. Dem gleichen Trend in puncto Pflegeleichtigkeit folgt – in Analogie zu den entsprechenden Vorgärten – das Schotterbeet. Auch in Odernheim, dessen Friedhof zum Teil vom alten Baumbestand profitiert, haben sie Einzug gehalten, ansonsten dominieren große Grabplatten aus polierten Importsteinen. Auch diese sind pflegeleicht. Früher demonstrierte man die Verbundenheit mit dem Verstorbenen durch regelmäßige Pflege der Grabstätte. Das passiert auch heute noch, doch der Glaube daran, auf diese Weise mit dem Verstorbenen in Kontakt treten zu können, hat sich gewandelt und viele verzichten inzwischen auf einen Grabstein, bevorzugen eine Feuerbestattung und lassen ihre Asche auf einem Wiesengrabfeld verstreuen. Vorbei scheint auch die Zeit der Mausoleen, in Stein gemeißelte aufwändige Schriftzüge, Reliefs und Statuen in Marmor, die vom irdischen Reichtum und Einfluss des Verstorbenen und seiner Nachfahren künden. „Vor Gott sind alle Menschen gleich“, heißt es zwar in der Bibel, aber so mancher Gläubige wollte doch über seinen Tod hinaus demonstrieren, dass auf der Erde andere Werte gelten. Insofern kann man die aus der Schweiz stammende Idee des „Friedwalds“ als Fortschritt begrüßen.

Beisetzung im Wald

Inzwischen haben sich Ruheforste und Friedwälder etabliert und bieten eine Alternative zur traditionellen Bestattung auf Friedhöfen. In Friedwäldern wird in der Regel ein vorhandener Wald genutzt. Rings um einen Baum sind nur Urnenbestattungen möglich. Es können bis zu zwölf biologisch abbaubare Urnen beigesetzt werden. Erdbestattungen sind nicht möglich, da man das Wurzelwerk des Baumes zu sehr schädigen würde. Zur Zeit gibt es in der Nähe drei Möglichkeiten sich in einem Wald bestatten zu lassen: Im „Ruheforst Rheinhessen-Nahe“ bei Waldalgesheim, im „Waldfriedhof Niederhausen“ an der Nahe und im „Ruheforst Hunsrück“ bei Niederhosenbach.

Klimawandel

Im Zeichen des Klimawandels und der weltweit durch Waldbrände und Abholzung teils drastisch reduzierten Waldfläche, plädiere ich für eine Weiterentwicklung der bestehenden Rituale: Warum nutzt man nicht gemeindeeigene Brachlandflächen oder andere geeignete Areale und pflanzt für jeden Verstorbenen, der sich dort beisetzen lässt, einen Baum? Die Verstorbenen könnten über ihr Leben hinaus Gutes tun (man erinnere sich an „Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland“). Neues Leben erwächst aus dem vergangenen. Ein Baum, aufs Grab gepflanzt, sorgt für Verbesserung des Klimas, benötigt nur geringen Pflegeaufwand und eine umweltfreundliche Erdbestattung -mit oder ohne Sarg- wäre auch möglich. Jedem Verstorbenen stünde ein Baum unverwechselbar zur Verfügung. Die übliche zeitliche Begrenzung einer Grabstätte würde entfallen. Auf diese Weise könnten theoretisch innerhalb kürzester Zeit ganze Forste neu entstehen und vorhandene Wälder in Ruhe gelassen werden.

Jüdische Friedhöfe als Vorbild

Da es nicht mit der Ökologie eines Waldes vereinbar wäre, ist es in Ruheforsten und Friedwäldern zurecht nicht erlaubt Blumen oder ähnliches ans Grab zu legen oder zu pflanzen. Dennoch ist es für viele Hinterbliebene ein Bedürfnis, ihrer Trauer Ausdruck zu verleihen. Nicht nur in diesem Zusammenhang könnte man Anleihen bei jüdischen Bestattungsritualen machen. https://www.gedenkseiten.de/magazin/bestattungsarten/juedische-bestattung/ Nach dem Besuch einer Grabstätte hinterlässt man einen Stein auf dem aufrecht stehenden Grabstein.

Jüdischer Friedhof bei Rehborn

Was spendet Trost?

Der Friedhof ist ein Ort der Trauer, kann bzw. sollte aber auch ein Ort des Trostes sein. Der Erfolg der Ruheforste und Friedwälder und das gewachsene Bedürfnis, sich in einem Wald begraben zu lassen, hängt meines Erachtens auch damit zusammen, dass der Wald mit seiner Natur auch ein Ort der Lebendigkeit ist: In einem Wald wird im ewigen Wechsel gestorben und neues Leben geboren, und dieses Wechselspiel hält den gesamten Organismus am Leben. Ein Baum bildet deshalb einen sinnvollen Gegenpol zum Sterben. Trauernde Angehörige können auf diese Weise Trost in einem Wald finden. Auch ein klassischer Friedhof kann das bieten. Es hängt jedoch von seiner Lage und von seiner Gestaltung ab. Setzt sich der aktuelle Trend zum Schottergrab zwischen Verbundpflasterwegen durch, dann wäre dies im sprichwörtlichen Sinne trostlos.

Herbsttag Rainer Maria Rilke

Es gehört, neben Hermann Hesses "Stufen", zu den Lieblingsgedichten der Deutschen. Einfach überwältigende Lyrik:

Herbsttag

Herr, es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
und auf den Fluren lass die Winde los.

Befiehl den letzten Früchten, voll zu sein;
gib ihnen noch zwei südlichere Tage,
dränge sie zur Vollendung hin, und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.

Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.

Paris (1902)

Nachruf

Zwei Wochen vor seinem Tod bat ich Friedel Hartmann um ein Interview für den „Odernheimer Block“. Der gebürtige Odernheimer war für mich ein Phänomen und, was seine körperliche Fitness betraf, ein Vorbild für mich. Ich kann mich erinnern, dass er vor etwa zehn Jahren als Mitsiebziger an einem Volkslauf in Waldböckelheim teilnahm. Da er kein Auto fuhr, radelte er dort hin und nach absolviertem Lauf auch wieder zurück nach Odernheim.

Leider lehnte er das erhoffte Interview mit der Begründung ab, er wolle sich nicht so in den Vordergrund drängen, könne aber gern Geschichten aus vergangenen Tagen erzählen: Unter anderem von den Zeiten, als er beim TVO aktiver Turner und Leichtathlet und beim SCO auch fußballerisch tätig  war. Mit routinierter und verlässlicher Regelmäßigkeit absolvierte er über Jahrzehnte hinweg das alljährliche Sportabzeichen und brachte es sage und schreibe auf 40 erfolgreiche Wiederholungen. Bis zum Schluss blieb er sportlich unterwegs: Mit beinahe 86 Jahren ereilte ihn beim Joggen der überraschende Tod aufgrund Herzversagens. Selbst darin könnte er mir ein Vorbild sein. Viele Odernheimer betrauern den Verlust einer markanten Persönlichkeit. Meine Anteilnahme gilt den Angehörigen.