Der Sommer bringt einiges mit sich: schwül warme Temperaturen, die einen durch den Alltag schleppen lassen, explodierendes Grün im Vorgarten oder nervende Fliegen, die sich in den Wohnräumen tummeln. Der zivilisierte Mensch ergreift natürlich (eigentlich unnatürlich) sofort zu Gegenmaßnahmen, vor allem was die Fliegen betrifft.
Die bekannteste Methode ist sicherlich der Klassiker: die Fliegenklatsche. Die löchrige Struktur der Klatsche und die peitschenartige Bewegung lässt keine Druckwelle entstehen, so dass die Fliegen nicht rechtzeitig vorgewarnt werden. Entsprechend erbarmungslos und im wahrsten Sinne des Wortes schlagartig, bedeutet dies den Tod.
Dann gibt es die etwas aus der Mode gekommenen Fliegenstrips: Bänder, die mit einer honigartigen Masse bestrichen sind, auf der die unliebsamen Gäste kleben bleiben. Wenn man sich in die Lage der Fliege hineinversetzt, ein qualvolles Ende. Und dekorativ sind die Fallen sicherlich auch nicht.
Möglicherweise weniger quälend, aber auch nicht zu empfehlen: Durchsichtige, kaum wahrnehmbare, kleine Folien, die ein chemisches Gift für die, zu den Fenstern strebenden, Insekten bereit halten. Irgendwann liegen sie auf der Fensterbank mit den Beinchen nach oben und geben keinen Mucks mehr von sich. Eine nur scheinbar elegante Lösung. Am besten finden die Fliegen selbst einen Ausweg:
„Ich glaube, wir müssen nicht dem Licht folgen, sondern dem Luftzug“, sagte eine, vor gar nicht langer Zeit, geschlüpfte Fliege. „Hab du erst mal so viel Erfahrung wie ich“, antwortete der alte Brummer und flog zum 20. Mal gegen die Fensterscheibe.
Autorin unbekannt
Für diejenigen, die keiner Fliege etwas zuleide tun können, gibt es eine weitere Alternative: Man nehme ein leeres Marmeladenglas und dazu eine Postkarte. Man sollte nicht darauf setzen die Fliege mit Geschwindigkeit zu überlisten. Hier ist die Fliege haushoch überlegen, im Gegenteil, die Entdeckung der Langsamkeit kommt hier zum Tragen. Nervige, bunt schillernde Schmeißfliegen erfordern mehr Geduld als die Stubenfliegen, aber letztlich kann man sie alle bekommen. Man stülpt ganz ruhig und zeitlupenartig das Marmeladenglas über das panische, rat- und rastlose Geschöpf, schiebt die Postkarte unter, trägt die leicht irritierte Fliege nach draußen und entlässt sie in eine wieder gewonnene Freiheit. Ich tue dies mit einem guten Gefühl: Habe ich nicht Leben geschenkt und das Insektensterben aufgehalten? Darüber hinaus kann diese Betätigung einen willkommenen Kontrapunkt zum hektischen Arbeitsalltag bieten und den Zeitpunkt eines Burn-outs hinausschieben. Allerdings kann sie auch einen gewissen Suchtcharakter entfalten. Mit Mücken dagegen verhält es sich möglicherweise ganz anders:
„Merkwürdig, ich, der ich es nicht über mich bringe, eine Spinne zu töten, und es immer entsetzlich fand, wenn ich im Haus etwas reparierte, und eine kroch selbstmörderisch in die nasse Farbe hinein, habe kein Herz für Mücken, obwohl sie alle angehende Mütter sind und ein Tröpfchen Blut suchen, um ihre Nachkommenschaft zu nähren.“
Ich war mal ein Fußballfan und 1967, als Eintracht Braunschweig Deutscher Meister wurde, erklärte ich sie zu meiner Lieblingsmannschaft. Über mein Sammelalbum hatte ich die Adresse des Fußballvereins und richtete darüber meine Autogrammwünsche an die Spieler. Ich war damals 12 Jahre und fühlte mich enorm wertgeschätzt, wenn ich Post bekam und damals noch handsignierte Schwarz-Weiß-Fotos den Briefkuverts entnehmen konnte. In feinem Anzug mit gestärktem Hemdkragen posierten manche Spieler im Studio eines Fotografen.
Mein Vorbild allerdings gehörte nicht der Braunschweiger Mannschaft an, das war eindeutig Radi Radenkovic, Torhüter von 1860 München. Radi zierte auch den Umschlag meines Sammelalbums. Natürlich war ich an Fastnacht entsprechend verkleidet. Ich bewunderte ihn, wegen seiner Ausflüge außerhalb des 16m-Raums, auch wenn er es manchmal übertrieb und sich auf freche Dribblings einließ. In seinem Schlagererfolg „Bin i Radi, bin i König“ – er konnte ganz passabel singen – hieß es: „Was die andern Leute sagen, ist mir gleich, gleich, gleich.“ und das imponierte mir.
Aber eigentlich bin ich jetzt durch meine Begeisterung aus Kindertagen von meinem Thema abgekommen, denn heute bin ich schon länger kein Fan des Fußballs mehr. Sukzessive hat mein Interesse am Fußball abgenommen. Und wenn ich mir die Spiele der derzeitigen EM antue, sehe ich zwar die Athletik und das Können der Protagonisten, aber interessant, geschweige denn mitreißend sind diese Spiele in der Regel nicht. Die Verteidigungsreihen sind einfach zu gut geworden. Damit bei mir nicht gähnende Langeweile aufkommt, läuft die Übertragung im Fernseher schon mal nur im Hintergrund, während ich parallel dazu „Freecell“ am PC spiele. Wenn sich die Stimme des Kommentators hebt, sehe ich noch früh genug das Tor oder die Chance dazu. Aber, das ist nicht gut. Wenn ich nicht zu müde bin, schalte ich aus und übe stattdessen Gitarre, das ist besser. Zu der geringen Attraktivität der Spiele kommt dann auch noch jemand wie Bastian Schweinsteiger als Co-Kommentator. Er mag ja ein guter Spieler gewesen sein, als Redner und Analytiker der Spiele ist er alles andere als überzeugend: „Frage an unseren Experten: Bastian, wie schätzt du den bisherigen Spielverlauf ein? Ja, die ……….. spielen gut nach vorne und sind immer darauf aus ein Tor zu erzielen.“ Da hat er sich doch gut aus der Atmosphäre gezogen (H. Prohaska).
So viel zur EM, aber auch die Bundesliga hat von ihrer einstigen Faszination viel verloren. Nehmen wir als Beispiel Eintracht Frankfurt: Sie erkämpft sich den 5. Platz, und kann in einem internationalen Wettbewerb mitspielen und in der nächsten Saison steht einschließlich Trainer und Vorstand eine völlig neue Mannschaft auf dem Platz. Kann man sich damit noch identifizieren?
Letzte Meldung: Ausgerechnet nach Fertigstellung meines Artikels gab es tatsächlich zwei sehenswerte Spiele: Ungarn gegen Frankreich und Deutschland gegen Portugal. Ab und an hat man Glück.
Natürlicherweise war und ist der Hellersberger Weiher ein sogenannter „Himmelsteich“. So bezeichnet man im Volksmund Teiche, die keinen unterirdischen Zulauf haben und nur durch Regenwasser gespeist werden. In seiner wechselvollen Geschichte musste der Weiher (nachweislich existiert er seit mehr als 400 Jahren) mal als Karpfenteich herhalten, mal wurde er von Landwirten trocken gelegt und sollte als Maisfeld dienen. Dieter Porth, ehemaliger Vorsitzender des Fischerei- und Naturschutzvereins berichtete, dass die bereits verstorbene Christina Pollig von der Landespflegebehörde 1992 den Bau eines Krötentunnels auf den Weg gebracht hat. Aus anderer Quelle heißt es, dass der Tunnelbau vom LBM (Landesbetrieb Mobilität) ausging, da er die Sicherheit der Autofahrer gefährdet sah. Durch die zahlreichen, die Lettweiler Straße passierenden Kröten, Frösche und Molche drohten Fahrzeuge aus der Kurve zu rutschen. Es gab damals viel Kritik an den vermeintlich hohen Kosten des Projekts. 246.000 Mark waren jedoch im Haushalt für derartige Maßnahmen vorgesehen. Angesichts des derzeitig exzessiven Artensterbens hat sich der Bau der Anlage aus heutiger Sicht gelohnt.
Genauso, wie der aufwändige Einsatz von u.a. den „Rüstigen Rentnern“, dem damaligen Bürgermeister Thomas Langguth und der oberen Naturschutzbehörde im Jahr 2008. Geo Donsbach (Odernheimer Natur- und Pressefotograf) fiel auf, dass der Teich regelmäßig zu wenig Wasser speicherte. Zu Recht vermutete man einen künstlichen Ablauf. Nach Abfischung des Weihers suchte man im metertiefen Schlick nach einem Abflussrohr, das dann tatsächlich in drei Meter Tiefe gefunden wurde. 300 Liter Wasser sollen dort stündlich abgeflossen sein. Mit schnell abbindendem Beton wurde der Graben verschlossen, die Drainage entfernt und auf diese Weise ein Naturschutzgebiet von hoher Bedeutung erhalten. Nicht nur Amphibien, wie Berg-, Kamm- und Teichmolch, Grasfrösche und Erdkröten haben hier ihren Lebensraum, auch Rohrweihen, Rotmilane, Blesshühner und Graugänse sind hier u.a. zu beobachten. Die Obere Naturschutzbehörde sprach damals allen beteiligten Helfern, die dort tagelang geschuftet hatten, ein großes Lob aus und ist auch weiterhin verantwortlich für regelmäßige Pflegemaßnahmen, die eine Verlandung des Gebiets verhindern sollen. Nährstoffeintrag aus der Bewirtschaftung der angrenzenden Agrarflächen ist u.a. eine Ursache.
Grandiose Konzerte am Hellersberger Weiher Im Zuge der Corona-Lockerungen finden wieder erste Kulturveranstaltungen statt:
Jeder improvisiert und hat doch eine fest zugeordnete Rolle. In dem kurzen Ausschnitt der „Symphonie Amphibie“ 3. Satz (siehe unten) hört man deutlich die geschickte Aufteilung der Alt- und Sopranstimmen. Ein verspieltes Überlappen führt zu überbordender Polynotalität. Und kaum zu glauben, die Musiker gönnen sich keine Pause. Bis in den Hochsommer hinein kann man täglich den Konzerten beiwohnen. Logenplätze in der ersten Reihe sind regelmäßig frei.
Am 5. Juli letzten Jahres hatte ich in meinem Blog – unter der Überschrift „Meditation im Sprühnebel“ – über Hubschrauberspritzungen am Stempelsberg berichtet. Es ging darum, auf die hochgiftigen chemischen Stoffe aufmerksam zu machen, die in den Odernheimer Wingerten aktuell wieder ausgebracht werden.
Scheinbar hat man nun eine schnelle, unbürokratische Lösung des Problems gefunden. Siehe Fotos!
1 Seilbahn, 2 Schaukeln und ein ausgeschlagenes Weidentipi
Vor ein paar Wochen traf der Bauausschuss des Ortsgemeinderats zur Besichtigung des `Spielplatzes am Äppelgraben´ zusammen, da etwa 4000 € im Haushalt für die Spielplätze Odernheims zur Verfügung stehen. In den letzten Jahren hat vor allem die Naturschutzbund-Kindergruppe (NABU) den Platz mit Leben gefüllt. Die Kinder, die seinerzeit mithilfe vieler ehrenamtlich engagierter Eltern u. a. ein Weidentipi (siehe rechts auf dem Foto) errichteten, sind inzwischen dem Spielplatzalter entwachsen und auch das Tipi ist in die Höhe geschossen. Es braucht Pflege. Das naturnahe Areal, das sich zwischen Maxdorf und Müggelheimer Str. wie ein Handtuch an den Hang schmiegt, bietet immerhin eine Seilbahn und zwei Schaukeln unterschiedlicher Art. Ein Kletterturm, der nicht mehr sicher war, wurde schon vor Jahren abgebaut und nicht mehr erneuert. Die eigentliche Attraktion ist jedoch der Heimelbach, der dort zurzeit munter Richtung Glan plätschert.
Der Heimelbach
Kinder lieben es am Wasser zu spielen, kleine Staudämme mit Steinen zu errichten und mit Händen und Füßen in einem Bach zu plantschen. In solchen Momenten sind sie mit sich und der Welt im Einklang. Was diese Attraktion angeht, ist der Äppelgraben-Spielplatz gegenüber den zwei anderen Spielplätzen konkurrenzlos. Einziges Manko: Das Gelände zum Bach fällt zum Teil sehr steil ab. Unverständlich in dem Zusammenhang ist das Entfernen von etlichen Bäumen (Erlen), die dort mit ihrem Wurzelwerk für Uferbefestigung sorgten. Jedenfalls muss überlegt werden, ob man die Risikoeinschätzung den spielenden Kindern überlässt oder aufwändig eine Absperrung installiert, die ja dann hoffentlich nicht den Zugang zum Bach verhindert.
Doch eine wichtige Grundlage aller Überlegungen darf natürlich nicht vergessen werden, bevor Gelder investiert werden: Wird dieser Spielplatz überhaupt ausreichend von Kindern genutzt???? Um dies abzuklären haben die Jugendlichen der NABU-Gruppe einen Fragebogen für die Kinder der Odernheimer Grundschule erstellt und verteilt. Es stellte sich heraus, dass den meisten Kindern der Spielplatz bekannt ist und sie auch wissen, wo er zu finden ist. Wie schon vermutet, schätzen sie das Spielen am und mit dem Wasser. Vermisst wird eine Klettergelegenheit. Dies sind erste Erkenntnisse aus der Befragung, eine genauere Auswertung der Fragebögen erfolgt noch.
Spielplatz am alten Kindergarten
Spielplatz an der Pauline-Mohr-Str.
Spielplatzkonzepte
In der Zeitschrift des Kinderschutzbundes (KSA – Kinderschutz aktuell _Ausg. 3/20) berichtet J. Göres unter der Überschrift „Bauen, Buddeln, Matschen“ u.a. von der historischen Entwicklung der Spielplätze: Dem dänischen Landschaftsarchitekten C.Th. Soerensen fiel schon in den dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts auf, dass konventionell angelegte Spielplätze nicht so viel Anklang fanden wie beispielsweise Schrotthalden oder Trümmergrundstücke. Er sah, wie die Kinder herumliegendes Material kreativ zum Spielen nutzten. Es war für ihn Anlass 1943 den ersten „Gerümpelspielplatz“ zu verwirklichen. Später entwickelte sich daraus das Konzept des Abenteuerspielplatzes , das 1967 in Berlin, erstmals in Deutschland umgesetzt wurde und auch heute noch angesagt ist. Allerdings bieten viele aktuelle Spielplätze sehr wenig, was den kreativen Umgang mit Wasser, Erde, Sand, Matsch und anderen Materialien betrifft. Vor allem an Autobahnraststätten kann man eingezäunte, seelenlose, gummiüberzogene Spielareale sehen, die in erster Linie den Sicherheitsvorgaben und Versicherungsauflagen entsprechen wollen, sich aber viel zu wenig an den Bedürfnissen der Kinder orientieren.
„Die Welt der Kinder spiegelt sich aber eher in einer Baugrube als auf einem supersicheren, hyperstylischen Spielplatz wider.“ (Quelle KSA). Aber auch Eltern haben viel Einfluss, was die Nutzung von öffentlichen Spielplätzen betrifft. Ist es ihnen überhaupt recht, wenn Kinder mit Wasser und Erde matschen und entsprechend „verschmutzt“ heimkommen? Begrüßen sie es, wenn sie dort fremden Kindern begegnen? Trauen sie ihren Kindern überhaupt den Weg zum Spielplatz zu? Ist das Gelände auch attraktiv für begleitende Eltern (Mehrgenerationen-Konzept)? Ist es ihnen nicht lieber, wenn sie im eigenen Vorgarten Schaukel, Rutsche und Trampolin nutzen können? Sind die Spielgeräte auf dem Spielplatz nicht zu risikoreich?
Draußen spielen — A und O für eine gesunde Entwicklung von Kindern
Im eingangs erwähnten Artikel wird folgende erschreckende Statistik angeführt: Noch in den 70er Jahren verbrachten Kinder zum Spielen mehr als 30 Stunden pro Woche draußen. Heute ist diese Zeit auf unter 10 Stunden gesunken. Es braucht nicht viel Fantasie sich vorzustellen, wie diese Zeit heutzutage verbracht wird, mit dramatischen Folgen für die körperliche und seelische Gesundheit der Kinder. Corona-bedingt hat sich diese Problematik zusätzlich verschärft. Es fehlt der Ausgleich zum Sitzen in der Schule, es fehlt das Gegengewicht zur medialen Überfrachtung. Aggressionen steigen, Eltern, LehrerInnen und ErzieherInnen beobachten vermehrt Verhaltensstörungen, ADHS-Syndrome und sogar Depressionen. Deshalb mein Rat an die Eltern: Gebt den Kindern mehr Freiräume, lasst sie die Welt, vor allem die Natur entdecken. Ein Grundschulkind im Alter zwischen 6 und 10 Jahren muss noch nicht im Kino gewesen sein. Sparen sie sich die kilometerweite Reise ins Fantasialand, in den Europapark oder ähnliches mehr. Sie werden staunen wie spannend für Kinder ein Spaziergang im nahegelegenen Wald und wie erholsam er für einen selbst ist. Remo Largo, der kürzlich verstorbene Kinderarzt und wissenschaftliche Autor zahlreicher lesenswerter Erziehungsratgeber sagt, er habe noch nie erlebt, dass Kinder sich im Wald langweilen. Aus meiner beruflichen Tätigkeit als Erzieher im Kindergarten kann ich dies nur bestätigen.
Sogenannte Helikoptereltern, die sich inständig um die Erziehung ihrer Kinder bemühen, meinen es nur gut, doch vergessen sie häufig dabei, dass Selbstständigkeit sich nur vermittelt, wenn Kindern beispielsweise der Weg zur Schule oder zum Spielplatz zugetraut wird, ja, sie gewissen Risiken ausgesetzt werden. Für die Entwicklung von Selbstverantwortung und Eigenständigkeit ist dies unerlässlich. Zu viele Eltern vergessen dies oder halten die Ungewissheit, wenn ihre Kinder allein unterwegs sind, vor lauter Angst nicht aus. Zum Wohle der eigenen Kinder sollte man daran arbeiten. Die Sicherheit erhöht sich nicht, wenn jeder Schritt der Kinder mit den besten Intentionen begleitet wird. Selbst die Unfallkasse Rheinland–Pfalz schreibt in ihren Vorgaben für Kitas: Ständige Überwachung der Kinder ist nicht sinnvoll, „weil Kinder für eine gesunde Entwicklung Freiräume zum Ausprobieren und zum selbständigen Handeln haben müssen.“ Und wenn es eine Lehre aus den Corona-Zeiten gibt, dann die, das frische Luft, Bewegung und soziale Kontakte wichtiger sind als beispielsweise komplette Hausaufgaben. Und mit frischer Luft sind wir hier in Odernheim durchaus gesegnet.
Seit etwa vier Wochen ist sie aus Afrika zurückgekehrt. Deutlich wahrnehmbar kann man sie jetzt an Glan und Nahe hören. Unscheinbar braun gefiedert, bevorzugt sie als Lebensraum feuchte Dickichte und verwilderte Hecken. Ihr Nest baut sie wohl versteckt am Boden, oft geschützt durch Brombeergestrüpp und Brennnesseln.
Ihr Gesang ist reich, laut und wohltönend. Charakteristisch ist ein aufsprudelndes „tschuk-tschuk-tschuk“, ein langsames „dü, dü, dü“ in prächtigem Crescendo und Schmetterstrophen. (So ist es nachzulesen im Bestimmungsbuch „Die Vögel Europas“ von R. Peterson. G. Mountfort und P.A.D. Hollom). In dem Zusammenhang möchte ich auch noch auf das sehr interessante Buch „Horch, was piept denn da“ aufmerksam machen.
Trotz dieser ambitionierten Beschreibung, können viele den Gesang, für den die Nachtigall ja berühmt ist, nicht vom Tschilpen eines Spatzes unterscheiden. Deshalb biete ich hiermit eine zweieinhalbminütige Fortbildung in Sachen Vogelgesang.
Der Gesang einer Nachtigall, aufgenommen im `Odernheimer Loch´ und am Glanweg
1947 in Hinterhausen geboren und damit der „älteste Ureinwohner“ von Hinterhausen in Odernheim. Er hat zwei Kinder, Susanne und Thorsten sowie 5 Enkel, die auch alle in Odernheim wohnen. Hans Lahm ist aktiv bei den „Rüstigen Rentnern“ (im Grunde eine Bürgerinitiative) und bei den „Odernheimer Geschichten“ (eine Gruppe, die sich die Erforschung und Dokumentation der Odernheimer Geschichte zur Aufgabe gemacht hat.)
Herr Lahm, der Grund Sie um Interview zu bitten, ist Ihr Engagement bei den „Rüstigen Rentnern“ und bei den „Odernheimer Geschichten“. Gibt es da noch mehr?
HL: Eigentlich nicht. Ich war bei der SPD als Kassierer und im Ortsgemeinderat tätig. Mit 62 Jahren trat ich dann aus Altersgründen zurück und bin, wie ich es mir auch vorgenommen hatte, mit Beginn meines Ruhestands zu den „Rüstigen Rentnern“ gestoßen. Seit 14 Jahren bin ich dort jetzt aktiv. Etwa 11, 12 Aktive haben wir zurzeit.
Der Schwerpunkt liegt auf handwerklichen Tätigkeiten?
HL: Wir wollten Dinge in die Hand nehmen, die von der Gemeinde nicht umgesetzt werden können. Z.B. der Zunftbaum, ist ein Projekt, das wir schon länger in Angriff genommen haben. Die Schilder der verschiedenen Berufe (Schmied, Schlosser etc.) waren aus Holz und als wir den Baum am Glan aufgestellt hatten, verwitterten sie recht schnell. Jetzt werden sie aus Metall gefertigt. Da wir auf Spenden angewiesen sind, konnten wir erst jetzt das Projekt weiter verfolgen. Wir bekommen auch jedes Jahr eine finanzielle Unterstützung von der Sparkasse. Ein anderes Beispiel ist die Disibod-Treppe oder der Brunnen im Glanweg.
Es sind also in erster Linie Bauprojekte, wie zum Beispiel die Restaurierung des Pulverturms?
HL: Ja, die Friedhofshalle haben wir z.B. auch mal gestrichen.
(Es gab noch etliche andere Projekte: Dorfbrunnen an der Glananlage, Historischer Rundweg, Naturschutzmaßnahme zur Erhaltung des Hellersberger Weihers, alljährliches Aufstellen des in der Dunkelheit schwebenden Weihnachtsbaums auf dem Humberg u.v.m.)
Was waren aus Ihrer Sicht denn Highlights im Verlauf der Jahre?
HL: Wir hatten nach der Aufstellung des Zunftbaums eine Feier organisiert, die sehr gut angenommen wurde. In Zusammenarbeit mit der Dorfladeninitiative hatten wir eine Weinprobe angeboten und das war ein „Superknaller“, auch weil das Wetter mitgespielt hatte. Toll war auch, als wir das Weinbaumuseum am Dorfplatz eröffnet hatten, kamen u.a. Frau Dickes, Julia Klöckner und der damalige Landrat Diehl zu Besuch. Das war für unsere Arbeit eine große Anerkennung. Aber abgesehen davon sind wir bei den Odernheimern eine angesehene Gruppe und erfahren sehr viel Unterstützung.
Sind die „Rüstigen Rentner“ ein eingetragener Verein?
HL: Nein, wir sind eine Interessengemeinschaft, die über die Arbeiten hinaus auch die Geselligkeit pflegt.
( Hans Lahm zeigt mir ein Heft mit zahlreichen Fotos, dass die Arbeiten der „Rüstigen Rentner“ dokumentiert. Auf mehreren Fotos ist der kürzlich verstorbene Friedel Hartmann zu sehen.)
HL: Friedel Hartmann war Mitbegründer und die treibende Kraft bei den „Rüstigen Rentnern“ (siehe Nachruf OB 22.10.20).
HL: Die OG entstanden über das Bedürfnis die Geschichten, Erlebnisse und das Wissen der älteren Odernheimer in irgendeiner Weise festzuhalten und zu sammeln. Wir hatten seinerzeit ins alte Feuerwehrhaus eingeladen. Es gab eine große Resonanz und viele Ältere kamen dorthin. Es brauchte dann oft nur ein Stichwort, dass die Geschichten und Erinnerungen nur so sprudelten. Wir nahmen uns vor, solche Erzählungen aufzuarbeiten und zu dokumentieren. Inzwischen gehen die alljährlich erstellten Heftchen bis nach Übersee und in Orte, wo es ehemalige Odernheimer hin verschlagen hat und die freuen sich ungemein über die Erzählungen von alten Bekannten, die ja oft schon nicht mehr leben. Zwischen 200 und 250 Hefte verkaufen wir jedes Jahr. In diesem Jahr bearbeitete ich z.B. das Thema „Post in Odernheim“. Jeder bei den OG sucht sich ein Thema aus, das er recherchiert und bearbeitet und das wird dann in unserem Jahresheft veröffentlicht.
Welche Rolle spielt denn die große Hildegard von Bingen bei den OG?
HL: Was dies Thema betrifft, haben wir jahrzehntelang geschlafen! In der Schule zu meiner Jugendzeit war das nie ein Thema. Ich weiß nur, dass es früher dort oben eine Straußwirtschaft gab: Beim Schwegel konnte man ein Glas Wein trinken gehen. Ich finde z.B., dass unser Fremdenverkehrsverein sich dieser Sache viel intensiver annehmen müsste. Man könnte das Thema viel mehr ausschlachten. Ein Manko in dem Zusammenhang ist auch die unzureichende Gastronomie. Wenn beispielsweise eine Wandergruppe ankommt, die kriegt hier kein Mittagessen und Übernachtungen sind schwierig. Odernheim oder eigentlich die ganze Region könnte mehr daraus machen.
Die Frage ist doch auch, möchte man überhaupt mehr Tourismus im Ort haben?
HL: Nun, über den Tourismus bleibt ja was hängen und nicht wenige, die hier unterwegs sind sagen: „Ihr wisst gar nicht wie schön ihr hier wohnt“. Auch der historische Rundweg (von den „ Rüstigen Rentnern „initiiert) in Odernheim wird überraschend gut angenommen.
Wie oft treffen sich die Hobbyhistoriker der „Odernheimer Geschichten“?
HL: Alle vier Wochen im Obertor, wo sich auch unser Archiv befindet oder beim Leo und die „Rüstigen Rentner“ treffen sich von Corona mal abgesehen jeden Mittwoch bei Guntermanns (Güldener Löwe).
Wird denn auch die jüngere Geschichte in irgendeiner Weise dokumentiert?
HL: Der verstorbene ehemalige Bürgermeister Scholl hat uns digitalisiert sämtliche Zeitungsartikel über Odernheim ab den 70er Jahren überlassen, der ehemalige Pfarrer Dreyer hatte uns Material über die Kirchenhistorie gestiftet und Manfred Geib hat uns einiges über Hildegard und das Kloster hinterlassen. Geo Donsbach stellte uns seine gesamte Bildersammlung zur Verfügung. Außerdem dürfen wir das Gemeindearchiv nutzen. Es ist riesig und reicht zurück bis ins 16. Jahrhundert.
Wie sieht es mit dem „Nachwuchs“ in den Interessengruppen aus?
HL: Grundsätzlich ist jeder willkommen. Das Problem ist nur, manche sagen: „Das ist toll, was ihr macht“, aber der Schritt sich wirklich aktiv zu engagieren bleibt oft auf der Strecke.
Wie sehen Sie denn als Ur-Odernheimer allgemein die Entwicklung des Ortes, wenn man sich die vergangenen Jahrzehnte vor Augen hält?
HL: Positiv ist, dass viele junge Leute, auch auswärtige hierherkommen. Das ist für Odernheim eine Bereicherung. Es kommen dadurch neue Ideen zum Tragen und die alten Strukturen werden aufgebrochen. Es wird zwar nicht alles akzeptiert, aber letztlich entwickelt sich der Ort weiter. Wenn jetzt Zugezogene beispielsweise keinen Kontakt bekommen, so hängt das doch sehr davon ab, wie sich jeder einzelne einbringt. Meine Frau beispielsweise kam aus Wiesweiler, die ist gleich in den Turnverein gegangen und ist voll integriert. Bei den RR und OG haben wir jemanden, der vor ein paar Jahren aus Mainz zu uns kam. Da merkt man überhaupt keinen Unterschied im Vergleich zu allen anderen Mitgliedern. Wenn ich nur in meinem Zimmerchen hocke, wird kein Odernheimer zu mir kommen und sagen: „Schön, dass du da bist.“
Jetzt sind ja in Odernheim in den vergangenen 20 Jahren auch viele Geschäftsbetriebe eingegangen.
HL: Das ist ja eine Entwicklung, die können wir gar nicht aufhalten. Aber in Odernheim können wir uns doch gar nicht beklagen. Wir haben einen Metzger, Bäcker, Minimarkt, eine große Bereicherung ist in meinen Augen das Cafè „Augenweide“, drei Gaststätten, Apotheke, Kindergarten, Grundschule, eine Arztpraxis und einiges mehr, worum uns andere Orte beneiden. Auch wichtig ist die Anbindung nach Staudernheim mit seinem Bahnhof. Für viele sind diese Bedingungen ein Grund sich hier anzusiedeln.
Herr Lahm ich bedanke mich herzlich für das Interview.
Insektenhotels, Nist- und Fledermauskästen etc. sind eine gute Sache. Letztlich sind sie aber auch ein Zeichen dafür, dass wir den natürlichen Lebensraum von Vögeln, Fledermäusen und Insekten – wenn nicht gar vernichtet – so doch zumindest stark eingeschränkt haben.
Nistkasten am Glanweg
Das Hotel an der Müggelheimer Str. wird gut angenommen
Altholzbestände bieten wichtige Lebensräume
Wenn es auch positive Beispiele wie oben gibt, so sind die gravierenden Folgen der hemmungslosen Ausbeutung der Natur inzwischen spür- und absehbar. Doch trotz aller wissenschaftlichen Erkenntnisse über die Bedeutung der Insekten im Zusammenspiel mit Fauna und Flora scheint ein Großteil der Bevölkerung nichts mehr mit dem, was wir Natur nennen, anfangen zu können (siehe Schottergärten! Beitrag vom 12.08.20).
Manchmal absurd: Ein alter Baum mit Sitzgelegenheit wurde gefällt. Als Ersatz dienen Ansitzstangen für Greifvögel, die vor allem Wühlmäusejagen sollen.Landwirtschaft im Dienste des Menschen, wenn Erde und Wasser dabei verseucht werden? (Pixabay)
Damit wäre ich wieder bei dem Thema „Yin und Yang“ (siehe Beitrag vom 17.01.2021). Uns Deutschen sagt man ja nach, sehr ordentlich zu sein, und manch einer hält viel auf diese Tugend. Doch wem das Prinzip von Yin und Yang vertraut ist, der weiß, dass im Kern dieser doch so positiven Eigenschaft das Chaos wohnt. Ganz aktuell können wir das Phänomen beim Management der Corona-Maßnahmen beobachten. Alles war wohl geordnet und perfekt geplant. Alles musste durch Formulare und Unterschriften belegt sein, Impfzentren wurden aus dem Boden gestampft, nur bestimmte Leute durften Impfungen durchführen, Altersgruppen wurden eingeteilt und priorisiert. Termine mussten beantragt, unterschrieben und datentechnisch erfasst sein. Nur keinen Wildwuchs zulassen! Das überraschende Ergebnis: Die deutsche Gründlichkeit führte zu leicht chaotischen Zuständen und wer den Schaden hat braucht für den Spott nicht zu sorgen. Entsprechend machte sich Häme breit. In anderen Ländern dürfen Hausärzte, sogar Apotheker, selbst draußen auf Sportanlagen ohne weitere Antragstellung impfen. Es darf sogar jeder kommen wann er möchte. Unvorstellbar für uns!?
Um beim Yin und Yang-Phänomen zu bleiben, möchte ich ein Beispiel dafür anführen, wie wiederum schlimmstes Chaos zu Ordnung führen kann: Ein sogenannter „Messi“ (nicht der Fußballer) ist damit überfordert seinen Alltag zu strukturieren. Vor allem kann er sich nicht von Dingen trennen und hortet was er nur kann. Folge davon ist eine Anhäufung belangloser Besitztümer, die sich in den Räumen und Fluren türmt und nach und nach die ganze Wohnung verstopft. Es führt dazu, dass die Gänge durch die Wohnung immer enger werden und den Bewohner nun zwingen sich nur auf schmalen Pfaden durchs Haus zu bewegen. Sein chaotischer Umgang mit den Dingen führte somit zu einer ganz engen Struktur und Ordnung.
„Kühlschrankpoesie“ bietet eine tolle Möglichkeit eigene Gedichte zu kreieren. Durch die begrenzte Anzahl an Wörtern, die auf kleinen Magneten aufgedruckt sind, ergibt sich die Möglichkeit verblüffende Wortkombinationen zu bilden. Originelle Gedichte, die man sich selbst vorher gar nicht zugetraut hätte, können das Ergebnis sein.
Ich bin auf diese Weise auf Haikus aufmerksam geworden. Aus Japan stammend, soll ein Haiku die kürzeste Gedichtform der Welt sein. Ein Haiku umfasst in der Regel nämlich nur drei Zeilen.