Parken

In dem Wort „Parken“ steckt das Nomen „Park“, das ursprünglich dem französischen „parc“ entstammt und eine Bezeichnung für eine großflächige, waldartig gehaltene Garten- bzw. Grünanlage (Etymologisches Wörterbuch des Deutschen) war. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts erhält das Wort eine Bedeutungserweiterung und wird u.a. im Zusammenhang mit Fuhr-, Maschinen- oder Autopark verwendet. Ausgehend davon, war es zum Begriff „Parken“ (eines Autos) nicht mehr weit. Aber wie man beim Betrachten der meisten Parkplätze beobachten kann, hat dies mit waldartigen Grünflächen nicht mehr viel zu tun.

Rewe-Parkplatz in Bad Sobernheim vor der Disibodenberger Kapelle

Aber warum? In den zunehmend heißeren Sommerzeiten suchen Autofahrer doch auf zugepflasterten Asphaltwüsten häufig einen kühlen Schattenplatz und die zumeist weiträumigen Parkplatzareale wären prädestiniert für die Bepflanzung schattenspendender Bäume, zumal ein Aufheizen der versiegelten Flächen dadurch abgemildert und für ein besseres Kleinklima gesorgt würde. Die Bedenken gegenüber Verkehrssicherungspflicht und eventuellen Pflegemaßnahmen dürften hier eigentlich nicht ausschlaggebend sein auf Bepflanzungen zu verzichten, da sich der Aufwand der Baumpflege in Grenzen hält und naturgegebene Risiken (beispielsweise das Umfallen eines Baumes als Folge eines Sturms) für die Grundstücksbesitzer nicht schadenersatzpflichtig sind.

In Odernheim waren aufgrund steigenden Verkehrsaufkommens zusätzliche Stellflächen für Autos nötig geworden. Im Zuge der Bauarbeiten für ein Wasserrückhaltebecken an der Glananlage wurde folgerichtig ein Parkplatz errichtet. Dankenswerterweise wurden immerhin zwei Pflanzstreifen freigelassen. Es ist zu hoffen, dass dort demnächst ein paar Bäume für Schatten und eine optische Aufwertung sorgen.

Der neue Parkplatz an der Glananlage in Odernheim

Nicht zuletzt aufgrund seines Baumbestandes und der Enge der Häuserzeilen bietet der Odernheimer Dorfplatz ausreichend Schatten und ist auch deshalb ein beliebter Abstellplatz für Autos, wenngleich die Anlage dadurch zweckentfremdet ist.

Rasen

Rasen

Es ist so weit: Die Rasenmäher können aus der Garage geholt werden. Vor allem samstags ertönen wieder die Motoren von Bohrmaschinen, Stichsägen, Rüttelmaschinen, Rasentrimmern und Hammerschläge. Gemeinsam mit den zahlreichen Nachbarn stimme ich mit ein,  in eine nahezu nicht endende Kakophonie der privaten Geräteparks. Erst wenn die Zeit der Sportschau naht, kommt die verdiente Ruhe am Wochenende zu ihrem Recht. Dass diese Regelung weitgehend eingehalten wird, weiß ich sehr zu schätzen.

Das Grün, das mit viel Aufwand und Akribie  kurzgehalten wird, scheint reine Männersache zu sein. Der Bekämpfung des heimischen Löwenzahns hingegen, widmen sich eher die Frauen. Konsequent wird er ausgestochen, damit eine makellose, kurz geschorene, teppichflorgleiche Rasenfläche entsteht.  

Aber was hat es mit diesen merkwürdigen Ritualen rund ums Rasenmähen auf sich?  Zufällig stieß ich in dem Buch „Homo Deus“  von Noah Youval Harari, Vlg. C.H. Beck 2018  auf das Kapitel „Die Geschichte des Rasens“, was mir einige Aha-Erlebnisse bescherte:

Im späten Mittelalter verfiel die englische und französische Aristokratie darauf, vor ihren Schlössern Rasenflächen anzulegen. Dies galt zunehmend als Statussymbol, denn ärmere Bauern beispielsweise konnten sich so etwas nicht leisten. Boden und Land waren als Grundlage für die Ernährung der Familie überlebenswichtig.

Die Rasenflächen jedoch mussten mit viel Aufwand gepflegt werden, zumal es noch keine Rasenmäher gab (wie haben die das gemacht?). Im Gegenzug bot der Rasen, vom Prestigegewinn mal abgesehen, eigentlich nichts:  Er war arm an Pflanzen und er eignete sich nicht mal zur Beweidung.  Ab und zu gab man einen Empfang oder feierte ein Jubiläum mit geladenen Gästen.  Ansonsten war das Betreten des Rasens ausdrücklich verboten.  Das Machtsymbol, des gepflegten Rasens wurde in späterer Zeit übernommen. Repräsentative  Residenzen, Gerichtsgebäude, Parlamente und andere öffentliche Gebäude wurden mit grüner Monotonie eingefasst.

Auch in der Welt des Sports hielt der Rasen Einzug. Jahrtausende lang spielten Menschen auf Untergründen jeglicher Art. So mancher Fußballstar erwarb sich sein Können noch als Straßenkicker etwa in den Favelas von Rio, wo mit behelfsmäßigen Bällen im Sand und Dreck gespielt wurde.  Doch getrimmte Rasenteppiche findet man in erster Linie dort, wo das Geld zu Hause ist:  Golf,  Profifußball, Tennis.  

Im Zuge des anwachsenden Wohlstands  konnten sich immer mehr Bürger der Mittelschicht den Luxus eines ´Englischen Rasens`  leisten und bewegten sich rein äußerlich mit Bankiers,  Anwälten oder Industriellen auf Augenhöhe. Ein vernachlässigter Rasen im Vorgarten jedoch bedeutete:  Hier stimmt etwas nicht! Wenn jemand etwas auf sich hielt,  musste der Rasen gepflegt aussehen. Und so traten entsprechende Rasenflächen weltweit ihren Siegeszug an. In Wüstenstaaten wie Katar werden unglaubliche Mengen kostbaren Wassers für die repräsentativen Grünflächen verwendet. Im trockenen Süden Kaliforniens hat man das Bewässern aufgrund von Wasserknappheit stark eingeschränkt, dafür färben jetzt viele den vertrockneten Rasen grün. Und hier, in unserem Kulturkreis, gehört ein ganzes Pflegeprogramm zu einem Vorzeigerasen:  Moos und Unkraut entfernen, düngen, säen, kalken, Sand oder Humus ausbringen, vertikutieren, mähen und wässern. Dein Gartencenter dankt es dir.

Ich finde Harari fragt in seinem Buch zu Recht, ob es nicht an der Zeit sei, die kulturelle Last, die man sich aufbürdete, um es Herzögen und Multimilliardären  gleichzutun, abzuschütteln.  Die Folgen wären weniger Lärm, weniger Abgase, mehr Lebensraum für artenreiche Flora und Fauna und mehr Muße und Zeit für sinnvollere Tätigkeiten.

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Corona 2

Das Niesen in die Armbeuge gilt als vorbildich, ist jedoch auch nicht immer unproblematisch.

Der Frühling ist da!

Die ersten Frühlingsboten machten sich schon im Februar bemerkbar. Odernheim liegt genau auf der Zugroute zahlloser Kraniche, die mit ihren „Krukru-Rufen“ zweimal im Jahr ein Naturschauspiel bieten, das wir hier frei Haus geboten bekommen und nicht nur bei mir so etwas wie Fernweh weckt. Auch die Pflanzen, die man um die jetzige Zeit erwarten darf, sind bereits erblüht: Lerchensporn, Scharbockskraut, Löwenzahn und gar nicht so selbstverständlich die Schlüsselblumen.

Primula veris

Tatsächlich stehen die Schlüsselblumen unter Naturschutz, was man hier gar nicht versteht, da sie sich auf manchen Wiesen üppig ausbreiten und in unserer Gegend alles andere als selten sind. Doch in vielen Gegenden kommt die Schlüsselblume gar nicht (mehr) vor, so dass wir uns des Anblicks dieser Pflanze doppelt erfreuen können.

Im Zuge all dieser langersehnten Frühlingsboten geht es in großen Schritten auf Ostern zu, das bekanntermaßen, ursprünglich ein heidnisches Fest der Fruchtbarkeit ist. Der Osterhase, und nicht nur der, wird besonders jetzt sexuell aktiv und ist als Rammler unterwegs. Genauso umtriebig sind auch die Schafe, so dass sie um Ostern herum, die süßen Lämmchen zur Welt bringen. Ein weiteres Fruchtbarkeitssymbol sind die Eier.  Hühner reagieren auf die sich verändernden Lichtverhältnisse und legen unter natürlichen Bedingungen wieder mehr Eier als im Herbst und Winter.

Der Brauch, bunte Plastikeier an einen Strauch zu hängen, dürfte dagegen nicht mehr als Fruchtbarkeitssymbol durchgehen, sondern eher als das Gegenteil. Vielleicht ist das ja im Zuge der Überbevölkerung und den daraus erwachsenden Problemen das richtige Symbol.

Die schönste Zeit (Annette von Droste-Hülshoff)

Der Frühling ist die schönste Zeit!
Was kann wohl schöner sein?
Da grünt und blüht es weit und breit
im goldenen Sonnenschein.

Am Berghang schmilzt der letzte Schnee,
das Bächlein rauscht zu Tal.
Es grünt die Saat, es blinkt der See im Frühlingssonnenstrahl.

Die Lerchen singen überall,
die Amsel schlägt im Wald!
Nun kommt die liebe Nachtigall
und auch der Kuckuck bald.

Nun jauchzet alles weit und breit,
da stimmen froh wir ein:
Der Frühling ist die schönste Zeit!
Was kann wohl schöner sein?

Die Geschichte der Osterinsel

Die sogenannten `moai` auf der Osterinsel

Vielleicht nicht ganz so passend zum Osterfest, wie der Inselname vermuten lässt, ist die Geschichte der Osterinsel, die ich dennoch sehr beeindruckend finde:

Die großen Steinstatuen auf der Osterinsel im Südpazifik sind berühmt. In der Höhe messen sie neun Meter und es gibt auf der kargen Insel mehr als hundert davon. Da der niederländische Seefahrer Jacob  Roggeveen zu Ostern 1722 dort anlandete,  gab er der Insel ihren heutigen Namen. Beim Anblick der Statuen stand er jedoch vor einem Rätsel.

 Aus R.D. Precht, „Die Kunst kein Egoist zu sein“, Goldmann Verlag 2010:

„Um derartige Skulpturen zu bauen, brauchte man Baumstämme für Schlitten, Kanuleitern und Hebel. Aber die Insel war unbewaldet, der größte Baum, den Roggeveen fand, war nicht einmal drei Meter hoch. Und die Polynesier auf der Insel präsentierten sich als ein völlig unkultiviertes Volk mit kleinen lecken Kanus. Irgendetwas war hier schief gelaufen, und zwar verdammt schief.

Tatsächlich war die Osterinsel ursprünglich bewaldet gewesen. Mit der Ankunft der Polynesier um 900 vor Christus begannen sie den Wald als Ressource zu nutzen. Richtigen Raubbau aber betrieben sie erst, als die rivalisierenden Häuptlinge der Insel versuchten sich mit ihren Statuen zu übertrumpfen. Und umso schwieriger die ökonomische Lage durch den massiven Holzeinschlag wurde, umso kostbarer und gigantischer wurden die Statuen. (…)  Als die botanischen Ressourcen immer knapper wurden, entwickelten sich die Osterinsulaner zu Fleischessern. Sie rotteten erst die Delphine vor der Küste aus, als Nächstes die Landvögel und dann die Seevögel. Am Ende ernährten sie sich nur noch von Ratten. Es kam zur Hungersnot, die Kultur brach zusammen, die Bevölkerung schwand, zuletzt auch durch den Kannibalismus.

Erst als der letzte Baum gerodet, das letzte wilde Tier gejagt, der letzte Fisch gefangen war, so ließe sich frei nach der ominösen „Weissagung der Cree“ sagen, stellten die Osterinsulaner fest, dass sie ihre Statuen nicht essen konnten. Voll Ingrim stürzten sie ihre Skulpturen um, wie die Bevölkerung Bagdads das Denkmal Saddam Husseins. Aber es war zu spät. Neunzig Prozent der Einwohner waren gestorben, die Überlebenden fristeten ein karges Los.

Wie hatte es dazu kommen können? Und warum verhinderte niemand den sich anbahnenden ökologischen Selbstmord einer ganzen Zivilisation? Warum erkannte keiner auf der Osterinsel, dass mit dem Holzfällen ganz schnell Schluss sein musste? Und wenn er es erkannte, warum wurde er nicht gehört? „Was mag“, fragte der Evolutionsbiologe Jared Diamond (*1937) von der University of California in Los Angeles, „derjenige gedacht haben, der auf der Osterinsel den letzten Baum gefällt und damit den unaufhaltsamen Untergang einer 700 Jahre langen erfolgreichen Kultur besiegelt hat? Die Antwort auf diese Frage, die Diamond sich selbst gibt, ist so schlicht wie realistisch: “Wahrscheinlich, dass Bäume schon immer gefällt wurden und dass es völlig normal sei, wenn auch der letzte fällt.“““

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Corona beherrscht die Schlagzeilen, doch die wichtigsten Alltagsprobleme bleiben.

Seit Jahren frage ich mich, wieso ein Weltkonzern wie Ferrero es nicht schafft, die alubeschichtete Klebefolie auf dem Nutellaglas so zu befestigen, dass sie sich sauber abziehen lässt. Jedesmal reiße ich sie in Fetzen und greife in den Nougatcreme-Klecks, der von unten an der Folie haftet. Bei einem Billig-Kaffee von Aldi funktioniert der Vorgang beispielsweise ohne Probleme.

Tourismus in Odernheim. Ist das gewollt?

Zweifelsohne hat Odernheim touristisches Potential. Durchreisende, die erstmalig hierher kommen, sind häufig sehr angetan von der Landschaft und der Lage des Ortes. Kommt man beispielsweise von der Lettweiler Höhe, liegt das Dorf von sanften Hügeln umschlossen wie in einer Schüssel. Weinberge, die ja gerne romantisiert werden, kleinere Waldstücke und der Glan, der unweit in die Nahe mündet, vermitteln ein Idyll.

Aus touristischer Sicht natürlich eine Sensation, dass die weltbekannte Hildegard von Bingen hier fast 40 Jahre gelebt hat, wo zudem noch eindrucksvolle Ruinen von der damaligen Zeit künden. Aber man muss schon Vorwissen mitbringen, um auf dieses historische ´Highlight` zu stoßen. Zwar gibt es inzwischen einen Pilgerweg, doch unwissende, autofahrende Durchreisende würden den Disibodenberg wahrscheinlich unbeirrt links liegen lassen.  Immerhin, von vielen Odernheimern kaum bemerkt, besuchen etwa 20 000 hildegard-interessierte Touristen jährlich die eindrucksvollen Ruinen. Esoteriker, gläubige Christen, Adelsinteressierte, Historiker und andere Gruppen machen deutlich, welch touristisches Potential die Klosteranlage auf dem Disibodenberg hat.

Doch will man das überhaupt nutzen?

Sicherlich würden Gastronomiebetriebe, Pensionen und Läden und somit auch die Ortsgemeinde finanziell profitieren, doch die Schattenseite eines verstärkten Tourismus` liegt auf der Hand: mehr Autoverkehr, erhöhter Bedarf an Parkplätzen, steigende Ansprüche an Bewirtung, umherirrende Pilger, die nach Stempeln und ähnlichen Souvenirs Ausschau halten. Jörg Maschtowski, Bad Sobernheimer CDU-Ratsmitglied, hatte sicherlich nicht ganz unrecht, als er auf einem Tourismus-Workshop 2018 bemerkte, dass Hildegard keinen Bock auf den ganzen Merkantilismus hätte, und dass die Leute, die da oben hingehen, die Aura genießen wollen und nicht die Vermarktung.

Ist das möglicherweise auch die Meinung der führenden Ortsgemeindepoltiker? Ist das möglicherweise der Grund, warum die Hildegardstatue auf dem Marktplatz auch im Vergleich zum gestifteten Bücherschrank etwas zu mickrig ausfällt und der Bürgermeister sie schon ins Neubaugebiet an der Lettweiler Straße versetzen lassen wollte?

Überreste römischen Lebens in Odernheim

In jenem Neubaugebiet, dass nicht ganz überraschend die Reste einer Römervilla zutage treten ließ und eine zusätzliche Attraktion Odernheims hätte werden können. Zeigten die OG-Verantwortlichen nicht einen gewissen Weitblick, indem sie sich direkt damit einverstanden erklärten, die historisch nicht gerade bedeutenden Mauerreste, „schreddern“ zu lassen? Letztlich wurden die beachtlichen Funde römischen Lebens am Glan mit Erde (siehe Foto) zugeschüttet und möglicherweise für spätere Generationen auf diese Weise erhalten. Weitere Parkplätze und Umgestaltungen des Regenrückhaltebeckens waren somit nicht notwendig.

Kunst am Bau in Odernheim

Zwischen diesem Foto aus dem Jahr 2006 und dem Bild darunter, liegen 14 Jahre. Ungehindert war das Kunstwerk der Korrosion und Erosion ausgesetzt. Finden Sie 10 Unterschiede!
Wo in Odernheim ist es zu finden ?