Waldlauf

Ich weiß, es fällt eher schwer „so viel“ Text am Computer zu lesen. Es geht hier um eine autobiographisch gefärbte Erzählung, die ich mir im Jahr 2005 ausgedacht habe. Als zusätzliche Motivation diese Geschichte zu lesen, soll folgendes dienen:

Diese spannende Erzählung beinhaltet einen gravierenden sachlichen Fehler. Wer diesen Fehler erkennt und mir über die Kommentarfunktion benennt und mitteilt,  gewinnt eine Einladung zu einem Eis (alternativ: Bier, Kaffee) im Café Augenweide in Odernheim zusammen mit (und das ist der Hammer!) dem verantwortlichen Redakteur und Autor der Geschichte. Zum Öffnen der Kommentarfunktion bitte doppelklicken auf der obersten Überschrift des betreffenden Beitrags! Unterhalb des Artikels öffnet sich dann ein Fenster.

WALDLAUF

Wie nahezu jedes Wochenende bereitete er sich vor: Auf seinen Waldlauf. Es war warm: Kurze Hose und ein Träger-Laufshirt reichten (Tanktops mochte er nicht). Er klickte sein Funktionsmodul an die diskret angebrachte Minikanüle und band sich sein Display ums Handgelenk. Schon seit langem hatten die handlichen Click-Chips die Pulsuhren abgelöst. Er hatte sich aber erst vor kurzem von der geliebten alten Technik, die noch mit dem guten alten Brustgurt funktionierte, trennen können. Mit dem Auto fuhr er zu dem Aussiedlerhof, wo er – damals noch mit Familie – fünf Jahre lang gewohnt hatte. Seinen wöchentlichen Waldlauf dort hatte er aus der Zeit beibehalten. Traditionell lief er die Strecke jetzt seit 16 Jahren. Wie gewohnt parkte er an der Feldscheune, die den Start seines geliebten Rituals markierte. Die Sonne schien. Eine Idylle aus dem Bilderbuch: Friedlich grasende Pferde, unbeschwertes Flöten eines Pirols in einer der Baumkronen und ein gelangweilt Richtung Dorfweiher trottender Hund. Ab und an hörte man entferntes Dröhnen eines Überlandjets. Ein vorbereitendes Dehnprogramm am Auto: Es sah aus, als wolle er sein Fahrzeug wegschieben. Es war aber nur die Wadendehnung, bei der er sich gegen das Auto abstützte. Die Waden waren sozusagen seine Achillesferse. Er ließ die Autotür ins Schloss fallen, sein Click-Chip piepte kurz, und los ging es mit rhythmischen Schritten auf den Feldweg, am Wald entlang. Ausreichend getrunken, fühlte er sich passabel in Form. Er passierte eine allein stehende Birke, deren Grün sich wohltuend vom trockenen und schon bleich wirkenden Kornfeld abhob. Der Feldweg führte geradewegs in den Wald hinein. Er liebte die hoch gewachsene Lärche mit den weichen Nadeln, die inmitten der Laubbäume stand und in den blauen Himmel ragte. Sein Puls war jetzt auf Betriebsniveau, wie ein kurzer ´Piep` ihm bestätigte. Der Weg stieg leicht an und ein paar Pfützen vom gestrigen Gewitter umkurvte er dynamisch. Vor Jahren hatte er an die inflationär durch den Wald preschenden Autofahrer noch selbst gefertigte Protokolle verteilt:

Lieber Autofreund !

Sicherlich, würden sie sich auch als Freund der Natur bezeichnen !? Aber hier muss ich sie korrigieren. Dies ist ein Widerspruch !

Denn: Autos haben im Wald NICHTS !!! zu suchen.

Wenn sie ein Fußballspiel besuchen, parken sie doch auch vor und nicht im Stadion. Bei einem Theaterbesuch fahren sie auch nicht bis in den Zuschauerraum oder gar auf die Bühne. Wenn sie schon die erholsame Ruhe (die noch da war, bevor sie mit ihrem Fahrzeug ankamen) des Waldes aufsuchen, warum nicht von Anfang an. Parkmöglichkeiten gibt es am Waldrand genug.

Sie (zer)stören die heilsame Sphäre des Waldes ! Als wenn es nicht genug asphaltierte Straßen gäbe? Ich freue mich, hier den Autos und dem Straßenverkehr entfliehen zu können. Als Pendler verbringe ich viel zu viel Zeit auf überfüllten Autobahnen und muss als Anwohner einer Bundesstraße mit dem dortigen Verkehrslärm leben. Deswegen, und das werden sie jetzt besser verstehen, reagiere ich allergisch, wenn mich Autos bis hierhin verfolgen, einem Refugium, in dem Abgasschleuder nichts zu suchen haben .

Also tun sie mir das nächste Mal bitte den Gefallen, lassen sie ihr Auto vor dem Wald stehen und genießen sie (von Anfang an), was er ihnen bietet und vernichten sie es nicht.

Mit freundlicher Empfehlung

B.G.

Er hasste es einfach auf seiner Waldlaufstrecke Autos zu begegnen. Er hasste die ausgeprägte Autokultur schlechthin und konnte es nicht nachvollziehen, wenn „Ralleyfreaks“ einen stillen Ort im Wald aufsuchten, um sich hier laut mit Technohits zuzudröhnen. Auch wenn er nicht an irgendeinen Gott glaubte. Dies war für ihn eine Form von Blasphemie und sein Waldlauf war ihm „heilig“.

Im Winter, wenn es mal geschneit hatte, waren die Wege immer schon von Reifenabdrücken gespurt. Was ja manchmal durchaus angenehm war, weil man besser laufen konnte. Aber die Vernunft bzw. die Notwendigkeit hatten sich inzwischen durchgesetzt: Jetzt herrschte absolutes Autoverbot im „Sauerstoffspender 1. Güte“, wie der Wald jetzt hieß. Er hatte höchste Schutzwürdigkeit erhalten und ein Autofahrer, der erwischt wurde, stand kurz vorm Führerscheinentzug. So hatte er es sich immer gewünscht. Jetzt bog er an einem Warnschild in einen Hohlweg, musste konzentriert auf die Unebenheiten des schmalen „singletrails“ achten und durfte sich nicht ablenken lassen von der Lichtung, die hell, mit verführerischen Farben durch das dunkle Laub schimmerte. Wenn ihm hier etwas passierte würde keine Versicherung etwas zahlen, wie seine Freunde ihm immer wieder vorhielten. Vor Wochen waren noch zwei Kinder, die sich trotz, der in den Medien ständig präsenten Warnungen auf das Feld hatten locken lassen regelrecht erstickt. Auch er spürte, dass die Luft dünner wurde und drosselte das Tempo, sein Click-Chip, der ja seine Blutwerte direkt auswertete und kontrollierte, blieb ruhig. Die fluoreszierenden Farbspiele, der Blumen und Gewächse, denen er sich jetzt bis auf 20 Meter näherte, gehörten zu einer neuen Spezies, die sich in den letzten drei Jahren entwickelt hatte und rasant ausbreitete. Bisher hatte die fieberhaft forschende chemische Industrie noch kein wirkungsvolles „Pflanzenschutzmittel“ entwickeln können. Die Gewächse hingegen hatten eine nahezu hypnotisierende Wirkung entwickelt und man fühlte sich magnetisch angezogen. Es waren keine grellen Farben, wie die einer Neonreklame, nein, diese changierende bunte Vielfalt passte sich in die Landschaft ein. Wenn man sie sah, war der erste Gedanke: „Da muss ich hin, dass muss ich mir näher ansehen“. Die beiden Kinder wähnten sich möglicherweise im Paradies, doch es war ihr Verderben. Diese faszinierenden Pflanzen entzogen der Luft den Sauerstoff und machten dem Menschen zunehmend den Lebensraum streitig. Mechanische Vernichtungsversuche mit schwerem Gerät und sauerstoffversorgten Baggerführern waren kläglich gescheitert, so dass es plötzlich hieß: wir müssen mit dieser Gefahr umgehen lernen. Ausmerzen lässt sie sich zumindest derzeit nicht. Es wurden Sauerstoff-Werke gebaut, vor allem auf dem Land. Denn hier trat die Problematik gravierender zu Tage. In den Städten hielt sich das Ausmaß der Gefährdung in Grenzen, wenngleich die Ursache der wuchernden Botanikpest hier vermutet wurde. Da die O2-Werke neue Arbeitsplätze schafften, konnte die panisch einsetzende Landflucht gebremst werden. Mit dem Wachsen der Lobby der immer größer werdenden O2-Werke, empfanden manche Bevölkerungsschichten, die fatale Entwicklung schon als Segen. Es waren nicht wenige neue Arbeitsplätze entstanden. Mit leicht beschleunigtem Schritt entfernte er sich wieder vom lockenden Leuchten der Lichtung und seinem unheimlichen Bewuchs. Seine Strecke führte jetzt zu der lang gezogenen Steigung, die für ihn immer ein Gradmesser seiner Fitness war. Seine Muskeln waren nicht ganz locker und fühlten sich nicht ganz so geschmeidig an wie vergangenes Wochenende, als er Jahresbestzeit gelaufen war. Plötzlich hörte er ein rasch näher kommendes Motorengeräusch. Ein Wabern und Wummern, mit zunehmend beängstigender Lautstärke strich flach über die Baumkronen hinweg. Ein kleiner wendiger Helikopter setzte, nicht weit von ihm entfernt, zur Landung an. Er erinnerte sich, dass in der Nähe vor einem halben Jahr ein Hubschrauberlandeplatz eingerichtet worden war und wunderte sich noch, dass er nicht militärischen Zwecken dienen sollte. Er setzte seinen Lauf ohne Unterbrechung fort und hatte die störenden Geräusche schon vergessen, als er unvermittelt drei Sanitäter in Warnjacken vor sich auftauchen sah. Sie signalisierten ihm, stehen zu bleiben. Ohne dass er Zeit gehabt hätte sich zu wehren, wurde er auf eine Bahre gedrückt. Ruck-Zuck wurde sein Click-Chip gegen einen Infusionstropf ausgetauscht. Ehe er sich versah, lag er angeschnallt im Hubschrauber und zwei der drei Männer wirkten mit professioneller Pädagogik beruhigend auf ihn ein. Nun fiel ihm ein, dass sein Funktionsmodul mit einem Sender ausgestattet war und die Daten direkt an das nächstgelegene zentrale Krankenhaus übermittelt wurden. Irgend etwas musste passiert sein. „Was ist denn los ?“, fragte er einen der beiden Ersthelfer.

Kein Grund zur Besorgnis“

Später stellte sich heraus: Sein Click-Chip hatte fehlerhafte Daten (einen bedenklich hohen Bikarbonatwert) an die Zentrale übermittelt. Nach eingehender Untersuchung war er wieder entlassen worden. Er hatte sich höflich bedankt, war erleichtert wieder nach Hause zurückgekehrt, ging ins Bad, entfernte vorsichtig die Kanüle und entsorgte sie mitsamt Click-Chip in der Restmülltonne.

Parken

In dem Wort „Parken“ steckt das Nomen „Park“, das ursprünglich dem französischen „parc“ entstammt und eine Bezeichnung für eine großflächige, waldartig gehaltene Garten- bzw. Grünanlage (Etymologisches Wörterbuch des Deutschen) war. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts erhält das Wort eine Bedeutungserweiterung und wird u.a. im Zusammenhang mit Fuhr-, Maschinen- oder Autopark verwendet. Ausgehend davon, war es zum Begriff „Parken“ (eines Autos) nicht mehr weit. Aber wie man beim Betrachten der meisten Parkplätze beobachten kann, hat dies mit waldartigen Grünflächen nicht mehr viel zu tun.

Rewe-Parkplatz in Bad Sobernheim vor der Disibodenberger Kapelle

Aber warum? In den zunehmend heißeren Sommerzeiten suchen Autofahrer doch auf zugepflasterten Asphaltwüsten häufig einen kühlen Schattenplatz und die zumeist weiträumigen Parkplatzareale wären prädestiniert für die Bepflanzung schattenspendender Bäume, zumal ein Aufheizen der versiegelten Flächen dadurch abgemildert und für ein besseres Kleinklima gesorgt würde. Die Bedenken gegenüber Verkehrssicherungspflicht und eventuellen Pflegemaßnahmen dürften hier eigentlich nicht ausschlaggebend sein auf Bepflanzungen zu verzichten, da sich der Aufwand der Baumpflege in Grenzen hält und naturgegebene Risiken (beispielsweise das Umfallen eines Baumes als Folge eines Sturms) für die Grundstücksbesitzer nicht schadenersatzpflichtig sind.

In Odernheim waren aufgrund steigenden Verkehrsaufkommens zusätzliche Stellflächen für Autos nötig geworden. Im Zuge der Bauarbeiten für ein Wasserrückhaltebecken an der Glananlage wurde folgerichtig ein Parkplatz errichtet. Dankenswerterweise wurden immerhin zwei Pflanzstreifen freigelassen. Es ist zu hoffen, dass dort demnächst ein paar Bäume für Schatten und eine optische Aufwertung sorgen.

Der neue Parkplatz an der Glananlage in Odernheim

Nicht zuletzt aufgrund seines Baumbestandes und der Enge der Häuserzeilen bietet der Odernheimer Dorfplatz ausreichend Schatten und ist auch deshalb ein beliebter Abstellplatz für Autos, wenngleich die Anlage dadurch zweckentfremdet ist.

Rasen

Rasen

Es ist so weit: Die Rasenmäher können aus der Garage geholt werden. Vor allem samstags ertönen wieder die Motoren von Bohrmaschinen, Stichsägen, Rüttelmaschinen, Rasentrimmern und Hammerschläge. Gemeinsam mit den zahlreichen Nachbarn stimme ich mit ein,  in eine nahezu nicht endende Kakophonie der privaten Geräteparks. Erst wenn die Zeit der Sportschau naht, kommt die verdiente Ruhe am Wochenende zu ihrem Recht. Dass diese Regelung weitgehend eingehalten wird, weiß ich sehr zu schätzen.

Das Grün, das mit viel Aufwand und Akribie  kurzgehalten wird, scheint reine Männersache zu sein. Der Bekämpfung des heimischen Löwenzahns hingegen, widmen sich eher die Frauen. Konsequent wird er ausgestochen, damit eine makellose, kurz geschorene, teppichflorgleiche Rasenfläche entsteht.  

Aber was hat es mit diesen merkwürdigen Ritualen rund ums Rasenmähen auf sich?  Zufällig stieß ich in dem Buch „Homo Deus“  von Noah Youval Harari, Vlg. C.H. Beck 2018  auf das Kapitel „Die Geschichte des Rasens“, was mir einige Aha-Erlebnisse bescherte:

Im späten Mittelalter verfiel die englische und französische Aristokratie darauf, vor ihren Schlössern Rasenflächen anzulegen. Dies galt zunehmend als Statussymbol, denn ärmere Bauern beispielsweise konnten sich so etwas nicht leisten. Boden und Land waren als Grundlage für die Ernährung der Familie überlebenswichtig.

Die Rasenflächen jedoch mussten mit viel Aufwand gepflegt werden, zumal es noch keine Rasenmäher gab (wie haben die das gemacht?). Im Gegenzug bot der Rasen, vom Prestigegewinn mal abgesehen, eigentlich nichts:  Er war arm an Pflanzen und er eignete sich nicht mal zur Beweidung.  Ab und zu gab man einen Empfang oder feierte ein Jubiläum mit geladenen Gästen.  Ansonsten war das Betreten des Rasens ausdrücklich verboten.  Das Machtsymbol, des gepflegten Rasens wurde in späterer Zeit übernommen. Repräsentative  Residenzen, Gerichtsgebäude, Parlamente und andere öffentliche Gebäude wurden mit grüner Monotonie eingefasst.

Auch in der Welt des Sports hielt der Rasen Einzug. Jahrtausende lang spielten Menschen auf Untergründen jeglicher Art. So mancher Fußballstar erwarb sich sein Können noch als Straßenkicker etwa in den Favelas von Rio, wo mit behelfsmäßigen Bällen im Sand und Dreck gespielt wurde.  Doch getrimmte Rasenteppiche findet man in erster Linie dort, wo das Geld zu Hause ist:  Golf,  Profifußball, Tennis.  

Im Zuge des anwachsenden Wohlstands  konnten sich immer mehr Bürger der Mittelschicht den Luxus eines ´Englischen Rasens`  leisten und bewegten sich rein äußerlich mit Bankiers,  Anwälten oder Industriellen auf Augenhöhe. Ein vernachlässigter Rasen im Vorgarten jedoch bedeutete:  Hier stimmt etwas nicht! Wenn jemand etwas auf sich hielt,  musste der Rasen gepflegt aussehen. Und so traten entsprechende Rasenflächen weltweit ihren Siegeszug an. In Wüstenstaaten wie Katar werden unglaubliche Mengen kostbaren Wassers für die repräsentativen Grünflächen verwendet. Im trockenen Süden Kaliforniens hat man das Bewässern aufgrund von Wasserknappheit stark eingeschränkt, dafür färben jetzt viele den vertrockneten Rasen grün. Und hier, in unserem Kulturkreis, gehört ein ganzes Pflegeprogramm zu einem Vorzeigerasen:  Moos und Unkraut entfernen, düngen, säen, kalken, Sand oder Humus ausbringen, vertikutieren, mähen und wässern. Dein Gartencenter dankt es dir.

Ich finde Harari fragt in seinem Buch zu Recht, ob es nicht an der Zeit sei, die kulturelle Last, die man sich aufbürdete, um es Herzögen und Multimilliardären  gleichzutun, abzuschütteln.  Die Folgen wären weniger Lärm, weniger Abgase, mehr Lebensraum für artenreiche Flora und Fauna und mehr Muße und Zeit für sinnvollere Tätigkeiten.

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Corona 2

Das Niesen in die Armbeuge gilt als vorbildich, ist jedoch auch nicht immer unproblematisch.

Der Frühling ist da!

Die ersten Frühlingsboten machten sich schon im Februar bemerkbar. Odernheim liegt genau auf der Zugroute zahlloser Kraniche, die mit ihren „Krukru-Rufen“ zweimal im Jahr ein Naturschauspiel bieten, das wir hier frei Haus geboten bekommen und nicht nur bei mir so etwas wie Fernweh weckt. Auch die Pflanzen, die man um die jetzige Zeit erwarten darf, sind bereits erblüht: Lerchensporn, Scharbockskraut, Löwenzahn und gar nicht so selbstverständlich die Schlüsselblumen.

Primula veris

Tatsächlich stehen die Schlüsselblumen unter Naturschutz, was man hier gar nicht versteht, da sie sich auf manchen Wiesen üppig ausbreiten und in unserer Gegend alles andere als selten sind. Doch in vielen Gegenden kommt die Schlüsselblume gar nicht (mehr) vor, so dass wir uns des Anblicks dieser Pflanze doppelt erfreuen können.

Im Zuge all dieser langersehnten Frühlingsboten geht es in großen Schritten auf Ostern zu, das bekanntermaßen, ursprünglich ein heidnisches Fest der Fruchtbarkeit ist. Der Osterhase, und nicht nur der, wird besonders jetzt sexuell aktiv und ist als Rammler unterwegs. Genauso umtriebig sind auch die Schafe, so dass sie um Ostern herum, die süßen Lämmchen zur Welt bringen. Ein weiteres Fruchtbarkeitssymbol sind die Eier.  Hühner reagieren auf die sich verändernden Lichtverhältnisse und legen unter natürlichen Bedingungen wieder mehr Eier als im Herbst und Winter.

Der Brauch, bunte Plastikeier an einen Strauch zu hängen, dürfte dagegen nicht mehr als Fruchtbarkeitssymbol durchgehen, sondern eher als das Gegenteil. Vielleicht ist das ja im Zuge der Überbevölkerung und den daraus erwachsenden Problemen das richtige Symbol.

Die schönste Zeit (Annette von Droste-Hülshoff)

Der Frühling ist die schönste Zeit!
Was kann wohl schöner sein?
Da grünt und blüht es weit und breit
im goldenen Sonnenschein.

Am Berghang schmilzt der letzte Schnee,
das Bächlein rauscht zu Tal.
Es grünt die Saat, es blinkt der See im Frühlingssonnenstrahl.

Die Lerchen singen überall,
die Amsel schlägt im Wald!
Nun kommt die liebe Nachtigall
und auch der Kuckuck bald.

Nun jauchzet alles weit und breit,
da stimmen froh wir ein:
Der Frühling ist die schönste Zeit!
Was kann wohl schöner sein?

Die Geschichte der Osterinsel

Die sogenannten `moai` auf der Osterinsel

Vielleicht nicht ganz so passend zum Osterfest, wie der Inselname vermuten lässt, ist die Geschichte der Osterinsel, die ich dennoch sehr beeindruckend finde:

Die großen Steinstatuen auf der Osterinsel im Südpazifik sind berühmt. In der Höhe messen sie neun Meter und es gibt auf der kargen Insel mehr als hundert davon. Da der niederländische Seefahrer Jacob  Roggeveen zu Ostern 1722 dort anlandete,  gab er der Insel ihren heutigen Namen. Beim Anblick der Statuen stand er jedoch vor einem Rätsel.

 Aus R.D. Precht, „Die Kunst kein Egoist zu sein“, Goldmann Verlag 2010:

„Um derartige Skulpturen zu bauen, brauchte man Baumstämme für Schlitten, Kanuleitern und Hebel. Aber die Insel war unbewaldet, der größte Baum, den Roggeveen fand, war nicht einmal drei Meter hoch. Und die Polynesier auf der Insel präsentierten sich als ein völlig unkultiviertes Volk mit kleinen lecken Kanus. Irgendetwas war hier schief gelaufen, und zwar verdammt schief.

Tatsächlich war die Osterinsel ursprünglich bewaldet gewesen. Mit der Ankunft der Polynesier um 900 vor Christus begannen sie den Wald als Ressource zu nutzen. Richtigen Raubbau aber betrieben sie erst, als die rivalisierenden Häuptlinge der Insel versuchten sich mit ihren Statuen zu übertrumpfen. Und umso schwieriger die ökonomische Lage durch den massiven Holzeinschlag wurde, umso kostbarer und gigantischer wurden die Statuen. (…)  Als die botanischen Ressourcen immer knapper wurden, entwickelten sich die Osterinsulaner zu Fleischessern. Sie rotteten erst die Delphine vor der Küste aus, als Nächstes die Landvögel und dann die Seevögel. Am Ende ernährten sie sich nur noch von Ratten. Es kam zur Hungersnot, die Kultur brach zusammen, die Bevölkerung schwand, zuletzt auch durch den Kannibalismus.

Erst als der letzte Baum gerodet, das letzte wilde Tier gejagt, der letzte Fisch gefangen war, so ließe sich frei nach der ominösen „Weissagung der Cree“ sagen, stellten die Osterinsulaner fest, dass sie ihre Statuen nicht essen konnten. Voll Ingrim stürzten sie ihre Skulpturen um, wie die Bevölkerung Bagdads das Denkmal Saddam Husseins. Aber es war zu spät. Neunzig Prozent der Einwohner waren gestorben, die Überlebenden fristeten ein karges Los.

Wie hatte es dazu kommen können? Und warum verhinderte niemand den sich anbahnenden ökologischen Selbstmord einer ganzen Zivilisation? Warum erkannte keiner auf der Osterinsel, dass mit dem Holzfällen ganz schnell Schluss sein musste? Und wenn er es erkannte, warum wurde er nicht gehört? „Was mag“, fragte der Evolutionsbiologe Jared Diamond (*1937) von der University of California in Los Angeles, „derjenige gedacht haben, der auf der Osterinsel den letzten Baum gefällt und damit den unaufhaltsamen Untergang einer 700 Jahre langen erfolgreichen Kultur besiegelt hat? Die Antwort auf diese Frage, die Diamond sich selbst gibt, ist so schlicht wie realistisch: “Wahrscheinlich, dass Bäume schon immer gefällt wurden und dass es völlig normal sei, wenn auch der letzte fällt.“““

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Corona beherrscht die Schlagzeilen, doch die wichtigsten Alltagsprobleme bleiben.

Seit Jahren frage ich mich, wieso ein Weltkonzern wie Ferrero es nicht schafft, die alubeschichtete Klebefolie auf dem Nutellaglas so zu befestigen, dass sie sich sauber abziehen lässt. Jedesmal reiße ich sie in Fetzen und greife in den Nougatcreme-Klecks, der von unten an der Folie haftet. Bei einem Billig-Kaffee von Aldi funktioniert der Vorgang beispielsweise ohne Probleme.

Tourismus in Odernheim. Ist das gewollt?

Zweifelsohne hat Odernheim touristisches Potential. Durchreisende, die erstmalig hierher kommen, sind häufig sehr angetan von der Landschaft und der Lage des Ortes. Kommt man beispielsweise von der Lettweiler Höhe, liegt das Dorf von sanften Hügeln umschlossen wie in einer Schüssel. Weinberge, die ja gerne romantisiert werden, kleinere Waldstücke und der Glan, der unweit in die Nahe mündet, vermitteln ein Idyll.

Aus touristischer Sicht natürlich eine Sensation, dass die weltbekannte Hildegard von Bingen hier fast 40 Jahre gelebt hat, wo zudem noch eindrucksvolle Ruinen von der damaligen Zeit künden. Aber man muss schon Vorwissen mitbringen, um auf dieses historische ´Highlight` zu stoßen. Zwar gibt es inzwischen einen Pilgerweg, doch unwissende, autofahrende Durchreisende würden den Disibodenberg wahrscheinlich unbeirrt links liegen lassen.  Immerhin, von vielen Odernheimern kaum bemerkt, besuchen etwa 20 000 hildegard-interessierte Touristen jährlich die eindrucksvollen Ruinen. Esoteriker, gläubige Christen, Adelsinteressierte, Historiker und andere Gruppen machen deutlich, welch touristisches Potential die Klosteranlage auf dem Disibodenberg hat.

Doch will man das überhaupt nutzen?

Sicherlich würden Gastronomiebetriebe, Pensionen und Läden und somit auch die Ortsgemeinde finanziell profitieren, doch die Schattenseite eines verstärkten Tourismus` liegt auf der Hand: mehr Autoverkehr, erhöhter Bedarf an Parkplätzen, steigende Ansprüche an Bewirtung, umherirrende Pilger, die nach Stempeln und ähnlichen Souvenirs Ausschau halten. Jörg Maschtowski, Bad Sobernheimer CDU-Ratsmitglied, hatte sicherlich nicht ganz unrecht, als er auf einem Tourismus-Workshop 2018 bemerkte, dass Hildegard keinen Bock auf den ganzen Merkantilismus hätte, und dass die Leute, die da oben hingehen, die Aura genießen wollen und nicht die Vermarktung.

Ist das möglicherweise auch die Meinung der führenden Ortsgemeindepoltiker? Ist das möglicherweise der Grund, warum die Hildegardstatue auf dem Marktplatz auch im Vergleich zum gestifteten Bücherschrank etwas zu mickrig ausfällt und der Bürgermeister sie schon ins Neubaugebiet an der Lettweiler Straße versetzen lassen wollte?

Überreste römischen Lebens in Odernheim

In jenem Neubaugebiet, dass nicht ganz überraschend die Reste einer Römervilla zutage treten ließ und eine zusätzliche Attraktion Odernheims hätte werden können. Zeigten die OG-Verantwortlichen nicht einen gewissen Weitblick, indem sie sich direkt damit einverstanden erklärten, die historisch nicht gerade bedeutenden Mauerreste, „schreddern“ zu lassen? Letztlich wurden die beachtlichen Funde römischen Lebens am Glan mit Erde (siehe Foto) zugeschüttet und möglicherweise für spätere Generationen auf diese Weise erhalten. Weitere Parkplätze und Umgestaltungen des Regenrückhaltebeckens waren somit nicht notwendig.